Es herrscht die Meinung vor, daß Erfolg im Schach eng gepaart sein müsse mit einem frühen Beginnen. Wer also erst in späteren Jahren den Weg zum Schachspiel findet, aus dem könne nichts Rechtes mehr werden. Mutlos machen solche Behauptungen. Dabei gibt es durchaus Ausnahmeerscheinungen von diesem zur Regel stilisierten Gerücht. Man erinnere sich beispielsweise an die deutsche Spitzenspielerin Anni Laakmann, die bereits 29 Jahre alt war, als sie überhaupt die Schachregeln lernte. Dann jedoch, als sie einmal Feuer gefangen hatte, begann für sie eine erstaunliche Karriere. Mehrmals vertrat sie die deutschen Farben bei den Schacholympiaden in der Damen- Nationalmannschaft. Dabei war das Spiel der 1937 in Ossenburg im Rheinland geborenen Laakmann alles anderes als lahm und positionslastig. Zu ihren besten Zeiten bevorzugte sie einen wilden Kombinationsstil. Bei ihr mußte es auf dem Brett immer turbulent zugehen wie im heutigen Rätsel der Sphinx, wo sie mit den weißen Steinen aus einer Gambitvariante heraus einen Angriff auf den schwarzen König startete, Wanderer.
Laakmann - Bürgin
Bad Kissingen 1981
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Knochenhart wäre 1...Ta8-d8? gewesen, weil Weiß darauf mit 2.Ta1-e1+
Ke8-f8 3.Dc3-c5+ Kf8-g8 4.Dc5xd4! Td8xd4 5.Te1-e8# ein wundervolles
Grundreihenmatt geschenkt bekommen hätte. Ribli spielte daher 1...Sd4-
e6! und verzehrte genußvoll seine Frikadelle: 2.Ta1-e1 Tg7-g8 3.a2-a4
b5xa4 4.Dc3-c4 - es droht 5.Te1xe6+! - 4...Tg8-g6 5.Dc4-d4 Db7-a7!
6.Dd4xa4+ Ke8-f8 7.Te1-f1 Tg6-g7 8.Da4-c6 Kf8-g8 9.Tf2-d2 Ta8-f8 und
Weiß gab auf, da er für den Materialnachteil nicht den geringsten
Ersatz hatte.
Erstveröffentlichung am 18. Mai 2006
17. Mai 2019
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang