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SCHACH-SPHINX/07127: Ehrfurcht bindet die Zunge (SB)


Die Schachlehrer in früheren Zeiten hatten es zumal am Hofe schwer, mit der erforderlichen Wahrheitstreue die Fortschritte ihrer adligen Zöglinge zu bekunden. Die Liebe zum eigenen Hals ließ sie oftmals die Zunge mit schmeichlerischem Balsam einreiben, wenngleich eine Rute geeigneter gewesen wäre, um die stolze Dummheit des Lehrlings zu ahnden. Dieses Malheur hatte beispielsweise auch der Kalif Al-Ma'mun an seinen Schachgegnern gesehen, die sich in seiner Gegenwart zierten und wanden und stets in Lobsprüchen statt in konstruktiver Kritik über seine Spielkünste redeten. Seine Macht war der hinderliche Umstand beim Lernen, erkannte der Kalif und verordnete daher: "Die Spieler sollten miteinander reden können, als wenn sie unter sich wären." Nach anfänglichem Zögern lockerte sich der Riemen um die Zunge seiner Schachlehrer und aus dem Kalifen wurde ein angesehener Meister des Königlichen Spiels. Im heutigen Rätsel der Sphinx mußte solcher Mißstand nicht erst aus der Welt geschafft werden. Reefschläger und Lieb begegneten sich als freie Vertreter ihrer Bundesliga-Vereine, und so konnte Weiß ohne Umschweife die schwarze Stellung taktisch überrennen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07127: Ehrfurcht bindet die Zunge (SB)

Reefschläger - Lieb
Bad Neuenahr 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Auf 1...Tf8-d8 hatte Garry Kasparow die bildhübsche Siegeskombination 2.Td1xd8+ De7xf8 3.Se5xf7! Kg8xf7 4.Da5-h5+ Kf7-g8 5.Lg2-e4 g7-g6 6.Le4xg6! h7xg6 7.Dh5xg6+ Kg8-h8 - 7...Kg8-f8 8.Tc1-c3 - 8.Tc1-c5 Sb6- d5 9.Tc5-c4 bzw. 8...Dd8-d1+ 9.Kg1-g2 Sb6-d5 10.Dg6-h6+ Kh8-g8 11.Tc5xc8+! vorbereitet.


Erstveröffentlichung am 2. Dezember 2006

22. Dezember 2019


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