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SCHACH-SPHINX/07137: Wo keine Didaktik hinreicht (SB)


In früheren Tagen gehörte es zum guten Ton, daß Großmeister der Nachwelt schon zu Lebzeiten ein Vermächtnis hinterließen. Sie schufen Denksysteme für das Schach. Es gehörte zu ihrem Verständnis von Berufung und Leidenschaft, auch dem Laienvolk ihr Vorgehen auf dem Brett zugänglich zu machen. Nimzowitsch war ein eifriger Revolutionär auf diesem Gebiet, Tarrasch der Sachwalter, Lasker ein Philisoph und Psychologe und Aljechin entwarf das Konzept einer musengeküßten Genialität. In unserer heutigen Zeit hat sich lediglich Kasparow in Ansätzen um eine Definierung des modernen Schachstils bemüht. Mitunter nehmen erlesene Meister freilich ihr Wissen mit ins Grab. So besaß Michail Tal beispielsweise ein außerordentliches Talent für schwindelerregende Kombinationen, aber es war so spezifisch auf ihn zugeschnitten, daß didaktische Versuche fehlschlugen. Das mag vielleicht daran gelegen haben, daß sich Tal einer weitergefaßten Form der Mathematik bediente, mehr grenzbezogen und durchwirkt von einer Intuition, die er selbst nicht in Worten oder Systemen fassen konnte. Seine Partien sind nur das nackte Gerüst, sie erlauben keinen tieferen Blick. Wie sollte dies auch möglich sein, da die Mittel des Analytischen immer zu kurz greifen. Nachahmer hat es sicherlich viele gegeben, aber ihnen fehlte das verbindende Element zwischen Materie und Mystik, zwischen profanem Sinn und sakralem Zweck. Im heutigen Rätsel der Sphinx folgte Weiß, so weit es möglich war, den Spuren Tals, und immerhin gelang ihm eine nette Schlußkombination, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07137: Wo keine Didaktik hinreicht (SB)

Munisic - Milankow
Fernpartie 1981

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Auch auf heimatlichem Boden wachsen stolze Bäume, man muß nur das Erdreich zu nutzen wissen: 1.Sd4xe6! f7xe6 2.Te1xe6+ Ke8-f7 3.Dd1-d5 Lf8-e7 4.Te6xe7+ Kf7xe7 5.Lc1-g5+ und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 12. Dezember 2006

1. Januar 2020


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