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SCHACH-SPHINX/07148: Sorgen eines Königs (SB)


Nun tauchen doch gelegentlich Stimmen auf, die gar zu frech behaupten, daß Schachspiel sei von keinem Philosophen oder Weisen erfunden worden, sondern von einem unter Paranoia leidenden Monarchen, der seine Sorgen und Ängste und dauernde Furcht vor Attentaten in einem Spiel, gleichwie zur seelischen Aufarbeitung, manifest machte. Als Beleg führen diese Personen denn auch eine Anzahl von zumal mittelalterlichen Gedichten an, deren Thema eben der bedrängte, von mannigfachen Gefahren bedrohte König ist. Zum Beispiel schrieb der berühmte spanische Rabbi Abraham Bau-Esra im Jahre 1167 ein Schachgedicht in hebräischer Sprache, darin all das Leid der Majestäten wortjammernd besungen wird:

Und wenn in ihrer Falle der König ist gefangen,
Und ohn' Erbarmen ist in ihrem Netz verstrickt:
So ist kein Ausweg, sich zu retten, keine Zuflucht
Und kein Entrinnen nach Festung und Asyle,
Vom Feind wird er verurteilt und beseitigt,
Es rettet niemand ihn, zum Sterben ist er matt.

Nun ja, in einem gewissen Sinne mag an der Vorstellung eines Monarchen mit Verfolgungswahn als Urheber des Königlichen Spiels ein Körnchen Wahrheit sein. Das Spiel gewinnt an Reiz eben durch den Angriff auf den höchsten Stein wie im heutigen Rätsel der Sphinx, wo Weiß mit seinem letzten Zug 1.g2-g4? allzu leichtfertig mit seinem König umging, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07148: Sorgen eines Königs (SB)

Sjögren - Eriksson
Fernpartie 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Oft hat es sich im Leben gezeigt, nur ganzheitliches Streben schafft einen wachen Geist: 1...f7-f5? 2.Dg4-h5+! De7-f7 3.Sf4xe6! g7-g6 4.Se6xc7+ Ke8-d8 5.Dh5-h2! Sd7xe5 6.Sc7xa8 und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 23. Dezember 2006

12. Januar 2020


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