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SCHACH-SPHINX/07193: Beeinträchtigtes Denken (SB)


Eine Partie mit einer glanzvollen Kombination siegreich zu beenden, ist die eine Seite der Medaille. Die andere, weniger ruhmredig zu umschmeichelnde, besteht darin, eine gewonnene Stellung Schritt für Schritt an den Abgrund heranzuführen und sich dann kopfüber in die Tiefe zu stürzen. Wie das möglich ist unter hochrangigen Großmeistern? Auf Schachblindheit redet sich so mancher heraus, doch die ehrlichste Antwort darauf gab vor nicht allzu langer Zeit ein Meister des Fachs, der hier allerdings inkognito bleiben soll, indem er, nachdem eine herrliche Position zugrunde gerichtet worden war, klagend ausrief, daß ihm der Stuhl, darauf er saß, zu hart geworden sei. Kurzum: Er hatte sich den Verstand mit übermäßigem Sitzen einfach plattgesessen. Physiologisch einwandfrei, denn wo sich Gewichte stauchen, kann das Gehirn, das nach ständiger Blutzufuhr verlangt, schließlich nicht ausreichend versorgt werden. In der Folge der Quetschungen der Blutgefäße und Adersysteme treten verwirrende Schlieren vor die Augen. Die Sehnerven kollabieren und das Blackout schlägt zu. Es ist dies eine Lektion für alle Dauersitzer - Bewegung erst macht die Hirnzellen mobil. Wer zu lange auf seinen Allerwertesten hockt, verdirbt sich viele gute Stellungen wie im heutigen Rätsel der Sphinx, wo Meister Chandler mit den weißen Steinen nach seinem letzten Zug 1.b2-b4 nur noch Sterne sah, die explodierten, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07193: Beeinträchtigtes Denken (SB)

Chandler - van der Wiel
Wijk aan Zee 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nur 19 Züge dauerte die Partie zwischen den beiden Budapester Meistern, da beendete Schwarz die Komplikationen auf dem Brett mit 19...Le4xc2! und Weiß gab augenblicklich auf. Nach 20.Dd2xc2 Dc7xh2 wäre jedes Weiterspielen sinnlos geworden, und 20.Dd2-h6 wird durch 20...f7-f6 abgeschmettert.


Erstveröffentlichung am 6. Februar 2007

26. Februar 2020


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