Von André Gide stammt der Satz: "Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie finden." Auch wenn der Ausspruch nicht logisch fundiert und der formale Unterschied zwischen Suchen und Finden eher einem intellektuellen Manöver geschuldet ist, hätte ihn sich Scheeren in seiner Partie gegen den jugoslawischen Meister Hulak doch zu Herzen nehmen sollen. Statt dessen vertraute er darauf, den wahren Zug mit 23...Se5-c6? gefunden zu haben. Daß ihm sogleich der trügerische Schein seiner Überlegungen um die Ohren flog, erkannte er, wie es oft geschieht, zu spät. Wer glaubt, die Wahrheit entdeckt zu haben, macht die Rechnung ohne den Wirt, und auf mehr wollte Gide wohl auch nicht hinweisen. Ansonsten stolpert das Gedachte über seinen eigenen Schatten. Also Wanderer, kannst du im heutigen Rätsel der Sphinx die Stellung zu einem fulminanten Ende bringen?
Hulak - Scheeren
Wijk aan Zee 1983
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der junge Amateuer fiel aus allen Wolken, als der deutsche Großmeister
Mieses 1.Dh5-g6!! zog. Dem Schachnovizen blieb nur die Verblüffung,
als er erkannte, daß er nach 1...f7xg6 Matt gesetzt wird durch
2.Sd5xe7++ Kg8-h8 3.Se7xg6# Da auch 1...h6xg5 2.h4xg5 Matt in zwei
Zügen zur Folge gehabt hätte, bedankte er sich für die Belehrung und
widmete sich fortan mit größerem Fleiß dem Studium der Schachtheorie.
Erstveröffentlichung am 24. Mai 2007
14. Juni 2020
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