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SCHACH-SPHINX/07306: Zauber des Unverkennbaren (SB)


Reiz und Zauber der Meister auf dem Brett gehen verschiedene Wege. Manchmal scheinen die Züge wie mit dem Zierstöckchen gespielt, untermalt von feiner, gestochener Eleganz wie beim französischen Theoretikers François Philidor. Dann wieder kommen die Züge fast mönchisch-karg daher wie beim nüchtern-pragmatischen Stil des Kubaners José R. Capablanca. Gewittergleich gestalteten sich dagegen die Partien des Ex-Weltmeisters Michail Tal. Bodenständig dagegen spielte der Armenier Tigran Petrosjan. Bis ans Äußerste gingen zuweilen die Partien des amerikanischen Heroen Bobby Fischer; er wollte seine Gegner nicht bloß besiegen, er suchte sie moralisch zu vernichten. So gab jeder Meister seiner Mittelspielstrategie eine unverkennbare Handschrift, die sich zwar nicht in allen Partien auszeichnete, doch eine gewisse Urtümlichkeit stets merklich machte. Der Wiener Altmeister und Schachschriftsteller Krejcik war ein Vertreter der humoristischen Art. Seine Züge versprühten Witz. In seiner Partie gegen Polvin setzte er dies auch schlagend unter Beweis. In der vorliegenden Stellung hatte Polvin zuletzt 1.Sc7-e6 gezogen, um den drohenden Plan des Nachziehenden mit 1...Tb3-h3 durch das Springerschach 2.Se6-f8+ zu konterkarieren. Doch Krejcik ließ sich davon im heutigen Rätsel der Sphinx nicht im geringsten beeindrucken und pflanzte sein siegreiches Banner direkt vor die Nase des weißen Königs, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07306: Zauber des Unverkennbaren (SB)

Polvin - Krejcik
Wien 1954

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
1.De2-e6+!? sieht furchteinflößend aus, denn 1...f7xe6? 2.Th7xc7# und 1...Dd4-d7? 2.Th7xf7! führen rasch zum Untergang, doch mit der kaltblütigen Erwiderung 1...Td8-d7! wird dem weißen Sturm aller Wind aus den Segeln genommen. Betrachten wir weiterhin 1.De2-g4+?! Nach Lage der Dinge verbietet sich wiederum 1...Dd4-d7? wegen 2.Th7xf7! Dd7xg4 3.Tf7xc7# Kraftlos wird der weiße Angriff jedoch nach 1...Td8- d7! Weiß kommt nicht weiter, weil das Feld h8 von der schwarzen Dame kontrolliert wird. Also verscheucht Weiß zunächst einmal die schwarze Dame mit 1.Lc1-e3! aus der kontrollierenden Diagonalen und setzt nach 1...Dd4xe3 2.De2-g4+ in allen Varianten Matt: 2...Td8-d7 3.Th7-h8# oder 2...Sb8-d7 3.Ta1-a8# und 2...De3-e6 3.Dg4xe6+ f7xe6 4.Th7xc7#


Erstveröffentlichung am 29. Mai 2007

19. Juni 2020


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