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MELDUNG/466: Australier Daniel Geale entthront Sebastian Sylvester (SB)



Knappe Punktniederlage des Mittelgewichtlers in Neubrandenburg

Sebastian Sylvester ist nicht länger Weltmeister der IBF im Mittelgewicht. Der Titelverteidiger aus dem Sauerland-Boxstall unterlag im ausverkauften Jahnsportforum Neubrandenburg dem australischen Pflichtherausforderer Daniel Geale knapp mit 2:1 nach Punkten (118:110, 110:118, 112:118). Die höchst kontroverse Wertung erweckt den Eindruck, die Punktrichter hätten verschiedenen Kämpfen beigewohnt, und wird wohl noch ein Nachspiel haben. Offenbar führte die recht unterschiedliche Kampfesweise der Kontrahenten dazu, daß Boxer, Betreuer, Offizielle und Publikum zu einander widersprechenden Einschätzungen gelangten, wie dieses Duell verlaufen sei.

Für den Herausforderer sprach die insgesamt höhere Aktivität und eine klare Dominanz in der Schlußphase, als der Lokalmatador mit Konditionsproblemen zu kämpfen hatte. Sylvester schlug seltener, traf aber genauer, so daß man in seiner Ecke das heraufziehende Verhängnis nicht zu ahnen schien. Viele gingen wohl von einer knappen Entscheidung zugunsten des Greifswalders aus, der im Jahnsportforum praktisch vor Heimpublikum antrat. Wie Sylvester berichtete, habe er selbst dann noch mit seinem Sieg gerechnet, als der Ringsprecher eine Split-Decision ankündigte. Den 4.700 Zuschauern erging es wohl nicht anders, da sie das Urteil mit einem gellenden Pfeifkonzert quittierten.

Trainer Karsten Röwer zog enttäuscht die Bilanz, es sei ein enger Kampf gewesen, in dem man von Heimvorteil und Weltmeisterbonus nichts gemerkt habe. Seines Erachtens habe der Australier vielleicht die erste Runde dominiert, während Sebastian in den Runden zwei bis acht die bessere Figur gemacht und die klareren Treffer ins Ziel gebracht habe. Natürlich sehe er das sehr subjektiv, doch könne er Sebastian eine gute Leistung attestieren, bei der nur am Ende etwas gefehlt habe.

Sylvester selbst bezeugte dem Sieger Respekt und lobte dessen Beweglichkeit. Zugleich räumte er ein, daß seine Rechte irgendwie geklemmt habe und es allein mit der Linken eben nicht gehe. In der Schlußphase sei er einfach nicht mehr in der Lage gewesen, noch einmal zuzulegen. Möglicherweise sei die Vorbereitungszeit doch zu kurz gewesen. Man werde den Kampf analysieren und einen neuen Anlauf in Angriff nehmen, denn er komme auf jeden Fall zurück, selbst wenn er dafür nach Australien reisen müsse.

Daniel Geale dankte Sylvester für die Chance, erinnerte aber auch daran, daß er sich die Position an der Spitze der Rangliste hart erkämpft habe. Er habe alles aufgeboten, um den Lokalmatador durch den Ring zu schieben, dem das bekanntlich überhaupt nicht gefällt. Der mögliche Heimvorteil seines Gegners habe ihm nichts ausgemacht, da sich letzten Endes nur die beiden Boxer im Ring gegenüberstünden.

Nach dieser Niederlage stehen für Sebastian Sylvester nun 34 gewonnene und vier verlorene Auftritte sowie ein Unentschieden zu Buche. Der 30 Jahre alte Daniel Geale verbesserte seine Bilanz auf 25 Siege und eine Niederlage.

Den Kampf Sebastian Sylvesters in Neubrandenburg verfolgten bei der ARD im Schnitt 2,68 Millionen Zuschauer, die einem mäßigen Marktanteil von nur 15,7 Prozent zur besten Sendezeit am Samstagabend entsprachen. In den Verhandlungen über die Verlängerung des Fernsehvertrags bis 2015, die bei einigen Gremien der ARD auf Widerstand stößt, hätte sich Promoter Sauerland sicher ein beeindruckenderes Argument gewünscht.


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Eduard Gutknecht Europameister im Halbschwergewicht

Freuen konnte man sich bei Sauerland Event an diesem Abend über Eduard Gutknecht, der neuer Europameister im Halbschwergewicht wurde. Der 29jährige Gifhorner besiegte im Jahnsportforum den britischen Titelverteidiger Danny McIntosh durch technischen K.o. in der achten Runde und verbesserte damit seine Bilanz auf 21 Siege bei nur einer Niederlage. Für den 31 Jahre alten McIntosh, der Anfang des Jahres mit einem vorzeitigen Erfolg über Thierry Karl in Frankreich für eine Überraschung gesorgt hatte, stehen nun 13 gewonnene und zwei verlorene Kämpfe zu Buche.

Nachdem der Gast aus Norwich anfangs besser zum Zuge kam, übernahm Gutknecht in einem lebhaften Gefecht ab der dritten Runde zunehmend die Initiative und dominierte schließlich vom sechsten Durchgang an das Geschehen im Ring. Von seinem Trainer Georg Bramowski aus der Ecke angespornt, setzte er seinem Gegner in der achten Runde derart zu, daß der Referee einschritt und den Kampf abbrach.

Eduard Gutknecht zeigte sich überglücklich, bereits im zweiten Kampf für das Sauerland-Team Europameister geworden zu sein. Sein Trainer habe ihm in den Pausen keine Ruhe gelassen und während des Kampfes immer wieder nach vorne gepeitscht. Dies habe sich auf die Dauer ausgezahlt, da Danny McIntosh zunächst ein unangenehmer Gegner gewesen sei.


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Karo Murat nun Intercontinentalmeister der IBF

Karo Murat hat die Voraussetzungen dafür geschaffen, sich in absehbarer Zeit mit IBF-Weltmeister Tavoris Cloud zu messen. Der Halbschwergewichtler sicherte sich in Neubrandenburg die vakante Intercontinentalmeisterschaft des Verbands, indem er den US-Amerikaner Otis Griffin nach hartem Gefecht in die Schranken wies. Nachdem Murat in den mittleren Runden einige Wirkungstreffer einstecken mußte, revanchierte er sich schließlich mit einem technischem K.o. im elften Durchgang. Karo Murat kann auf 24 Siege und nur eine Niederlage zurückblicken, während die durchwachsene Bilanz Griffins mit 23 gewonnenen, acht verlorenen sowie zwei unentschieden beendeten Kämpfen aufwartet.

8. Mai 2011