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MELDUNG/732: Marco Huck muß sich für eine Gewichtsklasse entscheiden (SB)



Champion im Cruisergewicht oder Kandidat in der Königsklasse?

Marco Huck genoß das Privileg, ins Schwergewicht aufzusteigen und dennoch seinen angestammten Titel des WBO-Weltmeisters im Cruisergewicht behalten zu dürfen. Hätte der Berliner dem Champion Alexander Powetkin den Titel abgejagt, was ihm dank einer bravourösen Leistung um ein Haar gelungen wäre, läge die Konsequenz auf der Hand. Nun aber hat er die Qual der Wahl, zumal die WBO auf einer Frist von wenigen Tagen bis zur endgültigen Klärung besteht. Wie Verbandspräsident Francisco Valcarcel mitgeteilt hat, habe ihn Hucks Team darüber informiert, daß die Entscheidung noch nicht gefallen sei, ob er im Cruisergewicht bleiben oder das Schwergewicht wählen wird. Die Entscheidung sei aber bis nächste Woche fällig.

Valcarcel reist nach Düsseldorf, wo Wladimir Klitschko seine Titel, darunter auch jenen der WBO, gegen den französischen Herausforderer Jean-Marc Mormeck verteidigt. Im Vorprogramm kämpfen Ola Afolabi und Valeri Brudow um den Interimstitel im Cruisergewicht. Sollte sich Huck für die Rückkehr in seine alte Gewichtsklasse entscheiden, müßte er binnen 120 Tagen gegen den Sieger dieses Kampfs antreten. Zieht er es aber vor, weiterhin im Schwergewicht zu kämpfen, wird der Sieger des Duells zwischen Afolabi und Brudow automatisch neuer Champion der WBO im Cruisergewicht. Promoter Sauerland und Trainer Ulli Wegner haben ihrem Schützling bislang stets dazu geraten, noch einige Zeit in der alten Gewichtsklasse zu bleiben. Andererseits dürfte Huck nach seinem mit viel Lob bedachten Einstand im Schwergewicht die Aussicht um so mehr reizen, sich dort dauerhaft zu etablieren.


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Wladimir Klitschko erwartet Offensive des Herausforderes

Der Titelkampf Wladimir Klitschkos gegen den Franzosen Jean-Marc Mormeck sollte ursprünglich bereits im Dezember über die Bühne gehen. Damals zwangen Nierensteine, die operativ entfernt werden mußten, den Ukrainer zu einer kurzfristigen Absage. Mormeck war 2009 ins Schwergewicht aufgestiegen, wo er bislang jedoch nur drei Kämpfe bestritten hat. Wenngleich der Herausforderer als krasser Außenseiter in den Ring steigt, werden rund 50.000 Zuschauern in der voraussichtlich ausverkauften Esprit Arena erwartet.

Der Weltmeister geht davon aus, daß sein Gegner eine frühe Entscheidung sucht und explosiv angreifen wird. Jean-Marc Mormeck sei mit Sicherheit in hervorragender körperlicher Verfassung und werde ihm vier schwere Runden lang mit aller Macht Paroli bieten. Der Franzose wisse nur zu gut, daß er über eine längere Distanz keine Chance habe, den Kampf zu seinen Gunsten zu entscheiden. Die Flucht nach vorn bleibe daher seine einzige Option.

Vorsichtig in seiner Prognose will der 35jährige Champion seinen Fans keinen vorzeitigen Sieg versprechen. Im Kampf gegen David Haye habe er einen K.o. angekündigt, diese Zusage aber nicht eingelöst. Natürlich werde er alles daransetzen, Mormeck auf die Bretter zu schicken, doch garantieren könne er das nicht. Klitschko, der zuletzt im Juli 2011 im Ring gestanden hat, will in diesem Jahr drei Kämpfe bestreiten, hat aber seine nächsten Auftritte noch nicht konkret ins Auge gefaßt. Es wäre verhängnisvoll, den Fokus zu verlieren, versagt er sich jede Ablenkung vor dem aktuellen Auftritt. Er habe nicht vergessen, wie man ihn 2004 nach den Niederlagen gegen Corrie Sanders und Lamon Brewster bereits abgeschreiben hatte.

Der 39jährige Jean-Marc Mormeck, dem bislang marktschreierisches Gehabe und vollmundige Ankündigungen fremd waren, hat zuletzt seinen Ton doch noch verschärft. Klitschko besitze etwas, das er ihm abnehmen wolle, und um es zu bekommen, müsse er das Gesicht des Ukrainers zerschmettern. Der Champion lasse sich ungern treffen, da er ein Glaskinn habe, legte Mormeck mit der sattsam bekannten Standardeinschätzung nach. Dem hielt der Titelverteidiger ironisch entgegen, er werde eben versuchen, sein Glaskinn zu schützen: "Am besten, indem ich ihn ausknocke."

Wie Wladimir Klitschko an anderer Stelle ausgeführt hat, kursierten unzutreffende Auffassungen über vermeintlich unbeschränkte Möglichkeiten jener Boxer, denen man enorme Nehmerqualitäten attestiert, auch die schwersten Treffer wegzustecken. Wenngleich diesbezügliche Unterschiede nicht gänzlich in Abrede zu stellen seien, müsse doch jeder zu Boden gehen, wenn er auf eine bestimmte Weise getroffen werde. Er selbst habe nach der bitteren Lektion seiner damaligen Niederlagen gelernt, derartige Situationen tunlichst zu vermeiden, und sich seither auf ganzer Linie rehabilitiert.

3. März 2012