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MELDUNG/822: Mayweather und Pacquiao bestverdienende Sportler im Jahr 2011 (SB)




Profiboxen generiert in der Spitze höchste Einkünfte

Wie aus einer Aufstellung des Wirtschaftsmagazins Forbes hervorgeht, haben die Boxweltmeister Floyd Mayweather jun. und Manny Pacquiao im Jahr 2011 Golfstar Tiger Woods an der Spitze der bestverdienenden Sportler abgelöst. Demnach verdiente der 35jährige US-Amerikaner, der zur Zeit eine dreimonatige Haftstrafe wegen häuslicher Gewalt verbüßt, für seine Kämpfe gegen Victor Ortiz und Miguel Cotto 85 Millionen Dollar. Sein philippinischer Rivale Manny Pacquiao kam auf 62 Millionen Dollar, während Woods mit 59,4 Millionen an dritter Stelle folgte. Bestverdienender deutscher Sportler war auf Rang 20 der Formel-1-Pilot Michael Schumacher, für den 30 Millionen Dollar zu Buche standen.

In finanzieller Hinsicht war der Kampf zwischen Manny Pacquiao und Timothy Bradley am 9. Juni in Las Vegas ein voller Erfolg, was man für die sportliche Seite dieses Duell nicht sagen kann. Bradley entthronte den favorisierten Philippiner durch ein knappes Punkturteil als WBO-Weltmeister im Weltergewicht, wobei die höchst umstrittene Wertung nach Einschätzung der meisten Experten eine krasse Fehlentscheidung war. Die vom Sender HBO zum Preis von 54,95 Dollar angebotene Übertragung fand mehr als 900.000 Abnehmer, und die 13.229 zahlenden Zuschauer im MGM Grand spülten 8.963.180 Dollar in die Kasse. Die Gesamteinnahmen beliefen sich auf über 58 Millionen Dollar, die Manny Pacquiao und Promoter Bob Arum, bei dem beide Boxer unter Vertrag stehen, größtenteils untereinander aufteilen. Timothy Bradley erhält zwar nur einen Bruchteil der enormen Einkünfte, kommt aber mit 5 Millionen Dollar auch nicht zu kurz. Spitzenreiter im Bezahlfernsehen bleibt indessen Floyd Mayweather, dessen Kampf gegen Miguel Cotto 1,6 Millionen Abnehmer fand.

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Trainer Emanuel Steward wirft unangenehme Fragen auf

Promoter Bob Arum hat neben Manny Pacquiao und Timothy Bradley noch eine Reihe weiterer heißer Eisen im Feuer. Vor wenigen Tagen bot Julio Cesar Chavez jun. eine glänzende Vorstellung im Mittelgewicht und besiegte Andy Lee durch technischen K.o. in der siebten Runde. Der ungeschlagene Mexikaner blieb damit Weltmeister des WBC und soll Mitte September seinen Titel gegen den Argentinier Sergio Martinez verteidigen, der gegenwärtig als bester Boxer dieser Gewichtsklasse gilt.

Allerdings trübt Emanuel Steward die Siegesfreude, da er als Trainer des Iren sicherstellen will, daß bei dessen Niederlage in El Paso alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Der Chef des legendären Kronk-Gym würdigte den überzeugenden Auftritt des Mexikaners, geht aber zugleich der Frage nach, warum Chavez vor dem Kampf keine Dopingprobe abgegeben hat, wie vom Sender HBO während der Übertragung erwähnt worden war. Julio Cesar Chavez, der vor seinen Auftritten immer sehr viel Gewicht abkochen muß, um im Limit des Mittelgewichts zu bleiben, war 2009 positiv auf ein Abführmittel getestet worden, das nach den Statuten verboten ist. Daraufhin wurde sein damaliger Kampf gegen Troy Rowland rückwirkend "ohne Wertung" verbucht. Im Februar 2012 hatte sich der Mexikaner dann beim Kampf gegen seinen Landsmann Marco Antonio Rubio nicht in der Lage gesehen, eine Urinprobe abzugeben.

Wie Steward erklärt, sei Andy Lee wie ein Sohn für ihn. Grundsätzlich liege ihm die Gesundheit aller seiner Schützlinge am Herzen. Boxen sei ein Sport, in dem die Verwendung leistungssteigernder Substanzen den Gegner in besonders hohem Maße benachteilige und seine Gesundheit aufs Spiel setze. "Sollen wir solange warten, bis jemand im Ring stirbt, bevor wir uns ernsthaft der Sache annehmen?", nimmt der prominente Trainer die Ungereimtheiten sehr ernst. Er werde keinesfalls zulassen, daß seine Boxer ihr Leben im Ring riskierten, während andere vorhielten, daß es sich beim Boxen um einen noblen Sport handle. Die "guten Leute" müßten ihre Meinung sagen und sich gegen jene Boxer, Promoter und Kommissionen wehren, die machen können, was sie wollen, weil sie über Geld und Einfluß verfügen.

Zunächst will sich Steward an Dick Cole, den Vorsitzenden der texanischen Boxkommission wenden, um die offenen Fragen zu klären. Sollte dieser Vorstoß keine Konsequenzen haben, behält sich Steward den Einsatz anderer Mittel vor. So hat er auch ein Treffen mit Senator John McCain ins Auge gefaßt, der bereits einige Initiativen im Bereich des Boxsports eingebracht hat, und mit ihm über Vorkehrungen gegen den Einsatz von verbotenen leistungssteigernden Mitteln sprechen. Promoter Bob Arum hat umgehend auf die Äußerung Emanuel Stewards reagiert und mitgeteilt, daß Chavez sehr wohl vor seinem Auftritt eine Probe abgegeben habe. Die Gewichtszunahme zwischen dem Wiegen und dem Kampf selbst verstoße nicht gegen die Regeln.

21. Juni 2012