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MELDUNG/886: Flurbereinigung im Mittelgewicht (SB)




Gennadi Golowkin setzt sich gegen Grzegorz Proksa durch

Am vergangenen Wochenende wurde die Weltspitze im Mittelgewicht in mehreren maßgeblichen Aspekten neu sortiert. So verlor der bisherige WBA-Superchampion Felix Sturm den Vereinigungskampf gegen den australischen IBF-Weltmeister Daniel Geale, der die Heimreise mit beiden Gürteln antreten konnte. Zudem hat die WBO dem Russen Dimitri Pirog den Titel aberkannt, wovon im zweiten Beitrag die Rede sein soll. Behaupten konnte sich indessen der reguläre WBA-Champion Gennadi Golowkin mit einem überzeugenden Sieg gegen Grzegorz Proksa. Wenn am 15. September Sergio Martinez und WBC-Weltmeister Julio Cesar Chavez aufeinandergetroffen sind, kann man wohl von einer umfassenden Flurbereinigung in dieser Gewichtsklasse sprechen.

Bei seinem Debüt in den USA, das überdies vom führenden Boxsender HBO vermarktet wurde, präsentierte sich Gennadi Golowkin in bestechender Manier. Der in 24 Profikämpfen ungeschlagene reguläre Weltmeister der WBA und IBO traf in New York auf den ehemaligen Europameister Grzegorz Proksa aus Polen, der bei seinem Sprung ins US-amerikanische Rampenlicht Lehrgeld zahlen mußte. Zwar bereitete er dem Favoriten mit seinem unorthodoxen Stil anfangs geringfügige Probleme, doch hatte sich Golowkin kurz vor Ablauf der ersten Runde auf ihn eingestellt. Noch vor dem Pausengong ging der Pole erstmals in seiner Karriere zu Boden, mit dem er an diesem Abend nicht zum letzten Mal Bekanntschaft gemacht hatte.

Proksa wurde auch in der zweiten Runde vom Jab des in Deutschland lebenden Kasachen traktiert, wehrte sich aber in dieser Phase noch nach Kräften und verpaßte dem Gegner seinerseits etliche Treffer. Dasselbe Bild sah man im folgenden Durchgang, wobei sich längst abzeichnete, daß die Probleme des Außenseiters von Minute zu Minute wuchsen. Zwei Körpertreffer, gefolgt von einem Uppercut zwangen den Polen erneut auf die Bretter, von denen er sich jedoch wiederum erhob. In der fünften Runde war Golowkin nicht mehr aufzuhalten und setzte seinem Gegner heftig zu, bis dieser mit dem Gesicht voran niederstürzte. Als der Pole auch diesmal mühsam auf die Beine kam, nahm ihn der Ringrichter aus dem Kampf.

Damit hatte Gennadi Golowkin seinen Ruf untermauert, derzeit der gefährlichste Puncher im Mittelgewicht zu sein. Sein überzeugender Einstand in den USA wurde von allen Kommentatoren einmütig gewürdigt, so daß der Kasache mit weiteren Auftritten beim Sender HBO rechnen kann. Wie er im anschließenden Interview berichtete, sei ihm frühzeitig klar gewesen, daß er diesen Gegner besiegen würde. Einfach sei das dennoch nicht geworden, da Proksa beherzt gekämpft und ihm nach besten Kräften Paroli geboten habe. Nun sei er sehr froh, bei seinem ersten Auftritt in New York einen guten Eindruck hinterlassen zu haben. Auf seinen nächsten Gegner als Pflichtherausforderer des Superchampions angesprochen, der inzwischen nicht mehr Felix Sturm, sondern Daniel Geale heißt, erwiderte der Kasache, ihm sei das egal, da er gegen jeden kämpfe.

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WBO erkennt Dmitri Pirog den Titel ab

Der in 20 Kämpfen ungeschlagene Russe Dmitri Pirog ist nicht länger Weltmeister der WBO im Mittelgewicht. Der Verband hat dem 32jährigen den Titel aberkannt und den früheren Interimschampion Hassan N'Dam N'Jikam an seine Stelle gesetzt. Dieser wird seinen Gürtel erstmals am 20. Oktober gegen den US-Amerikaner Peter Quillin verteidigen, der wie er 27 Siege und noch keine Niederlage vorzuweisen hat.

Mit einer derartigen Sanktion seitens der WBO war zu rechnen, seit sich Pirog gegen den Wunsch des Verbands dazu entschlossen hatte, mit WBA-Weltmeister Gennadi Golowkin in den Ring zu steigen. Zu diesem reizvollen Duell kam es jedoch nicht, da sich der Russe beim Training am Rücken verletzte. Daraufhin trat der Kasache vor wenigen Tagen mit dem oben beschriebenen Resultat gegen den Polen Grzegorz Proksa an.

"Was geschehen ist, ist geschehen", versucht Pirog, mit diesem unerfreulichen Kapitel abzuschließen. Er sei von einer solchen Handlungsweise der WBO ausgegangen, da diese nie Loyalität in seine Richtung gezeigt und ihm das Gefühl gegeben habe, daß er unerwünscht sei. Dieser Verband versuche lediglich, die Bedeutung seiner Titel hochzuspielen. Das Leben höre aber nicht auf, und so müsse er eben weiterziehen. Am wichtigsten sei gegenwärtig für ihn, seine Verletzung auszukurieren. Er fühle sich schon viel besser und habe vor, am 8. September nach Moskau zu reisen, um sich die Titelverteidigung Vitali Klitschkos gegen Manuel Charr vor Ort anzusehen.

5. September 2012