Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

MELDUNG/904: Bravouröser Auftritt Kubrat Pulevs gegen Alexander Ustinow (SB)




Bulgare zwingt den Riesen in der elften Runde auf die Knie

Der amtierende Europameister im Schwergewicht, Kubrat Pulev, hat in der Sporthalle Hamburg einen Ausscheidungskampf gegen den Russen Alexander Ustinow gewonnen. Dabei lieferte der 31 Jahre alte Bulgare aus dem Sauerland-Boxstall seinem 2,02 m großen und mit einem Gewicht von fast 139 kg körperlich weit überlegenen Gegner ein bravouröses Gefecht, das mit einem Abbruch in der elften Runde endete. Während Pulev damit in 17 Profikämpfen ungeschlagen ist, mußte der bei K2 Promotions unter Vertrag stehende Ustinow in seinem 22. Auftritt die erste Niederlage hinnehmen. Dank dieses Erfolgs in der Hansestadt rückt der Bulgare an die Spitze der IBF-Rangliste vor und darf sich gewisse Hoffnungen machen, womöglich im nächsten Jahr als Pflichtherausforderer mit Weltmeister Wladimir Klitschko in den Ring zu steigen.

Kubrat Pulev spielte von Beginn an seine Beweglichkeit aus und dominierte die erste Runde mit seiner Führhand, während der in Weißrußland lebende Ustinow zu träge boxte, um ihn zu treffen. Dabei lief der Bulgare keineswegs vor dem riesigen Kontrahenten weg, sondern setzte diesem im zweiten Durchgang mit seiner Rechten zu, worauf der Gegner frühzeitig aus der Nase blutete. Auch in der Folge punktete Pulev mit seinem Jab, mußte aber stets auf der Hut vor der wuchtigen Rechten des Gegners sein, die ihn dann und wann gewaltig schüttelte. Kam ihm der Russe gefährlich nahe, ging Pulev in den Clinch, so daß Ustinow nur selten die passende Distanz für seine Schläge fand.

Auf diese Weise gewann der Bulgare Runde für Runde, wobei er auch seinen Vorteil aus dem zuschwellenden linken Auge des Gegners zog. Nachdem Ustinow in der siebten Runde zwei Volltreffer mit der Rechten ins Ziel gebracht hatte, wollte er im nächsten Durchgang nachsetzen. Pulev fuhr ihm jedoch so energisch in die Parade, daß die Offensive des Russen verpuffte, der nun auch aus einer Wunde über dem Auge blutete. In der neunten Runde bekam Ustinow augenscheinlich konditionelle Probleme und mußte diverse schwere Treffer einstecken. Der folgende Durchgang brachte zunächst eine Ermahnung an beide Boxer, worauf der Bulgare gegen Ende mit einer Kombination glänzen konnte. Die vorzeitige Entscheidung fiel schließlich in der elften Runde, als Ustinow nach einem Treffer aufs Ohr in die Knie ging und sich erschöpft auszählen ließ.

*

Jack Culcay verteidigt erfolgreich seinen Titel

Jack Culcay hat in Hamburg den Intercontinentaltitel der WBA erstmals erfolgreich verteidigt. Der bei Sauerland Event unter Vertrag stehende Halbmittelgewichtler besiegte den Briten Mark Thompson durch technischen K.o. in der fünften Runde und blieb damit in dreizehn Profikämpfen ungeschlagen. Für den Herausforderer stehen nun 24 Siege und zwei Niederlagen zu Buche.

Der Titelverteidiger ließ in der ersten Runde Vorsicht walten und machte sich zunächst mit dem Gegner vertraut. Im zweiten Durchgang kam der Darmstädter dann mit mehreren Treffern zum Zuge. Thompson hielt mit und konnte seinerseits einige Schläge ins Ziel bringen, doch pendelte der bewegliche Culcay die meisten Angriffe behende mit dem Oberkörper aus. Der Darmstädter kam in der dritten Runde mit einem gefährlichen linken Haken durch, Thompson ließ sich aber auch davon nicht bremsen.

Nach einem eher verhaltenen vierten Durchgang, in dem beide Akteure Luft schöpften, trumpfte Culcay in der fünften Runde mit einer Kombination auf, die seinen Gegner in die Seile taumeln ließ. Augenblicklich setzte der Titelverteidiger nach und deckte den Briten mit weiteren Schlägen ein. Zwar fanden längst nicht alle Angriffe ihr Ziel, doch verhielt sich Thompson nun so passiv, daß der Ringrichter auf Abbruch entschied.

Mark Thompson, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht endgültig geschlagen schien, hatte es versäumt, sich lieber anzählen zu lassen und dadurch eine kurze Erholungszeit zu erwirtschaften. Im nachfolgenden Interview bezeichnete er den Abbruch als verfrüht, akzeptierte aber die Entscheidung des Referees, wenngleich er das Ende bedauerte. Jack Culcay attestierte dem Gegner einen starken Auftritt. Er selbst habe sich in diesem Kampf langsam an den Herausforderer herangetastet, und diese Taktik sei schließlich von Erfolg gekrönt gewesen. Der Darmstädter schätzte das Eingreifen des erfahrenen Ringrichters als angemessen ein, da Thompson in der entscheidenden Phase zu viele Treffer eingesteckt habe.

2. Oktober 2012