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MELDUNG/929: Marco Huck ist in Gedanken bereits im Schwergewicht (SB)




Pläneschmieden vor dem Kampf gegen Firat Arslan

Wenn Marco Huck den Titel der WBO im Cruisergewicht am 3. November gegen Firat Arslan verteidigt, können sich die Zuschauer im westfälischen Halle auf einen rückhaltlosen Kampf gefaßt machen. Beide gelten als Boxer, die den Schlagabtausch suchen und im Zweifelsfall von der Brechstange Gebrauch machen. Daß Arslan die Gelegenheit bekommt, als Herausforderer des Weltmeisters in den Ring zu steigen, mutet auf den ersten Blick erstaunlich an. Obgleich eine ganze Reihe namhafterer Aspiranten Schlange steht, gab Promoter Sauerland nach dem hierzulande vielbeachteten Duell zwischen Robert Stieglitz und Arthur Abraham einem weiteren innerdeutschen Duell den Zuschlag. Da Huck im Falle eines Sieges der Status des Superchampions der WBO winkt, mochte natürlich auch die Überlegung eine Rolle gespielt haben, mit Firat Arslan einen Gegner vorzuziehen, der als klarer Außenseiter in dieses Kräftemessen geht.

Arslan war früher Weltmeister der WBA in dieser Gewichtsklasse und hat 32 Kämpfe gewonnen, fünf verloren sowie zwei unentschieden beendet. Zuletzt rang er dem amtierenden Europameister Alexander Alexejew ein Unentschieden ab, wobei ihn viele Beobachter sogar als Sieger gesehen hatten. Der 27 Jahre alte Huck ist seit August 2009 Weltmeister der WBO und hat diesen Titel bereits neunmal erfolgreich verteidigt. Er kann mit 35 Siegen, zwei Niederlagen und einem Unentschieden aufwarten. Der Titelverteidiger ist Anfang der Woche mit seinem Trainer Ulli Wegner in Halle eingetroffen, wo er im Jahr 2009 Weltmeister geworden war.

Bevor es für die Kontrahenten am Samstag ernst wird, müssen sie eine ausgiebige Medienarbeit absolvieren. Neben diversen Fernsehterminen und einem öffentlichen Training steht am Mittwoch die gemeinsame Pressekonferenz im Gerry Weber Sportpark Hotel im Mittelpunkt der Präsentation. Am Freitag folgt dann bei Karstadt in Gütersloh das offizielle Wiegen mit allen Kämpfern der Veranstaltung.

Unterdessen hat der Verband WBO entschieden, daß der Sieger des Kampfs zwischen Marco Huck und Firat Arslan seinen Titel innerhalb von 180 Tagen gegen den Interimschampion Ola Afolabi verteidigen muß. Sollte Huck beim bevorstehenden Auftritt die Oberhand behalten, wäre ein Duell mit dem Briten bereits die dritte Begegnung der beiden Cruisergewichtler. Im Dezember 2009 konnte sich der Berliner mit einer knappen, aber einstimmigen Entscheidung durchsetzen. Bei der Revanche im Mai 2012 ging es noch enger zu, da der Titelverteidiger zwar in einigen Runden schwere Treffer landen konnte, phasenweise jedoch zu passiv agierte und am Ende mit einem Unentschieden zufrieden sein konnte.

Ob Afolabi tatsächlich Gelegenheit bekommt, womöglich im dritten Streich zu vollenden, was er angefangen hat, ist jedoch ungewiß. Der Kampf gegen Firat Arslan könnte Marco Hucks letzter Auftritt im Cruisergewicht werden, da der Weltmeister einen erneuten Ausflug ins Schwergewicht plant, der diesmal von Dauer sein soll. Bei seinem ersten Auftritt in der Königsklasse setzte sich Huck am 25. Februar in Stuttgart gegen den regulären WBA-Champion Alexander Powetkin ausgezeichnet in Szene. Obgleich beide Boxer bei Sauerland Event unter Vertrag stehen, kann man sie im Grunde kaum Teamkollegen nennen, da sie an verschiedenen Orten leben und trainieren. Nach zwölf turbulenten Runden behielt der Russe nur knapp mit 2:1 Punktrichterstimmen gegen den kampfstarken und konditionell überlegenen Berliner die Oberhand, der ihn am Ende an den Rand einer K.o.-Niederlage gebracht hatte.

Huck hat klar vor Augen, wie er sich den zweiten Aufstieg ins Schwergewicht vorstellt. Er möchte dort gegen Wladimir Klitschko antreten, da dies seines Erachtens endlich wieder ein Kampf wäre, der die Zuschauer begeistert. Aus der Luft gegriffen ist diese Option offenbar nicht, da es bereits erste Gespräche gegeben haben soll. Wie der Berliner berichtet, habe der Manager der Klitschkos, Bernd Bönte, in einem Telefongespräch sein Angebot für einen solchen Kampf erneuert.

Promoter Wilfried Sauerland und Trainer Ulli Wegner hatten Marco Huck im vergangenen Jahr geraten, vorerst im Cruisergewicht zu bleiben. Huck ließ sich davon jedoch nicht abhalten, Powetkin herauszufordern. Obgleich sein Schützling dabei das Nachsehen hatte, glaubt Wegner inzwischen, daß sich der WBO-Champion auch im Schwergewicht durchsetzen könnte. Marco habe sein Potential noch längst nicht ausgeschöpft und marschiere ohne Rücksicht mutig nach vorn. Das beeindrucke jeden Gegner, läßt der Sauerland-Cheftrainer keinen Zweifel daran, daß ihr Erfolgsgespann nach seinem Dafürhalten auch im höchsten Limit konkurrenzfähig wäre.

30. Oktober 2012