Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

MELDUNG/1008: Tyson Fury plant Debüt in den USA (SB)




Als Gegner ist Steve Cunningham im Gespräch

Von David Haye abgesehen, der nur noch für einen erhofften Kampf gegen Wladimir Klitschko aus dem sportlichen Ruhestand zurückkehren will, ist Tyson Fury gegenwärtig der führende britische Schwergewichtler. Der in 20 Auftritten ungeschlagene Hüne will mit einem Gastspiel am 20. April in New York sein Debüt in den USA geben. Wie Peter Fury, der Onkel und Trainer des Boxers, mitgeteilt hat, habe man ursprünglich einen Kampf in Deutschland geplant, der im März über die Bühne gehen sollte. Nachdem Promoter Mick Hennessy signalisiert habe, daß dies nicht möglich sein werde, seien die Karten neu gemischt worden. Der genannte Termin in New York stehe definitiv fest, doch seien vier Monate Trainingslager zu lang. Deshalb werde man vorerst etwas kürzer treten, um dann nach gezielter Vorbereitung in die USA zu reisen und sich dort mit einer überzeugenden Leistung ins Gespräch zu bringen.

Noch stehe nicht fest, gegen wen Fury antreten wird. Man versuche derzeit, in Vorgesprächen mit mehreren potentiellen Gegnern einen Hauptkampf vorzubereiten. Als Wunschkandidat gilt offenbar Steve Cunningham, der zuletzt umstritten gegen den in New Jersey lebenden Polen Tomasz Adamek verloren hat. Der frühere IBF-Weltmeister im Cruisergewicht hat 25 Siege und fünf Niederlagen vorzuweisen. Er hielt sich bei seinem Debüt im Schwergewicht gut, mußte sich Adamek aber nach Punkten geschlagen geben.

Cunningham ist technisch versiert und wäre in dieser Hinsicht der gefährlichste Gegner, mit dem es Tyson Fury bislang zu tun bekommen hat. Der Brite profitierte lange von seiner überlegenen Physis und konnte sich erst in jüngerer Zeit auch in technischer Hinsicht verbessern. Warum man in seinem Lager dennoch Steve Cunningham für einen maßgeschneiderten Gegner hält, wird deutlich, wenn man berücksichtigt, daß der US-Amerikaner 16 cm kleiner und etwa 20 kg leichter ist. Diesen Nachteil zu kompensieren dürfte ihm schwerfallen, zumal er über keine besondere Schlagwirkung verfügt. Zugleich hat sich Cunningham mit seinem starken Auftritt gegen den favorisierten Adamek einen Namen im Schwergewicht gemacht, wovon der Brite profitieren könnte, sollte er sich in New York gegen den US-Amerikaner durchsetzen.

*

Zweite Niederlage des Weltergewichtlers Selcuk Aydin

Nach dem Wechsel zu Trainer Adam Booth ist dem türkischen Weltergewichtler Selcuk Aydin die Umstellung auf eine veränderte Kampfesweise noch nicht bruchlos gelungen. Das erwies sich bei einem Auftritt in Las Vegas als Fallstrick, da er sich überraschend dem Mexikaner Jesus Soto Karass geschlagen geben und damit die zweite Niederlage in 25 Profikämpfen hinnehmen mußte. Dieser Rückschlag ist um so gravierender, als Aydin in der Vergangenheit als Silber-Champion des WBC Pflichtherausforderer des US-Stars Floyd Mayweather war, der ihn jedoch jahrelang hinhielt. Als der Verband schließlich einen Kampf um den Titel des Interimsweltmeisters ansetzte, mußte sich der Türke in San José dem sechs Jahre jüngeren US-Amerikaner Robert Guerrero nach Punkten geschlagen geben.

Betreut von Adam Booth wollte Selcuk Aydin einen neuen Anlauf nehmen, doch barg sein Kampf gegen Soto Karass, der als handhabbarer Gegner galt, neben einigen guten Ansätzen auch etliche Unwuchten, die sich als verhängnisvoll erwiesen. Zwar ergriff der Türke zunächst die Initiative, doch gewann sein mexikanischer Gegner dank einer hohen Schlagfrequenz alsbald die Oberhand. Aydin machte zu wenig von seiner Führhand Gebrauch, boxte recht einfallslos und setzte auf einzelne Schläge. Zudem ließ er sich von den Körpertreffern des Kontrahenten ab der vierten Runde immer weiter in die Defensive drängen. So baute Soto Karass seinen Vorsprung auf den Zetteln der Punktrichter fleißig aus, bis Aydin endlich von der achten Runde an seinerseits Akzente setzen konnte.

In der zwölften und letzten Runde machte jedoch der Mexikaner wieder die bessere Figur, brachte zahlreiche Körpertreffer an und kam mit Kombinationen zum Kopf Aydins durch. Mit 95:95 und zweimal 97:93 entsprach die Wertung der Punktrichter insgesamt gesehen durchaus dem Kampfverlauf, da Selcuk Aydin über weite Strecken zu wenig unternommen hatte, um das Blatt zu seine Gunsten zu wenden. Soto Karass, der nur drei seiner letzten acht Kämpfe gewonnen hatte und deshalb als Aufbaugegner möglicherweise unterschätzt worden war, gab seiner absteigenden Karriere mit diesem Sieg gegen die Nummer drei der WBC-Rangliste jenen neuen Schub, den Aydin in diesem Kampf gesucht, jedoch mangels letzter Entschlossenheit aufs Spiel gesetzt hatte.

30. Januar 2013