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MELDUNG/1020: Wladimir Klitschko skeptisch in Sachen Powetkin (SB)




Respekt vor dem Boxer, Bedenken wegen seines Teams

Zu Amateurzeiten war Alexander Powetkin im Jahr 2003 Weltmeister, 2004 in Athen Olympiasieger sowie zweifacher Europameister. Als es um seine Anwerbung im Profilager ging, boten Don King, Klaus-Peter Kohl und sogar die Klitschkos mit. Am Ende behielten jedoch Wilfried Sauerland und sein Sohn Kalle die Oberhand, die dem Vernehmen nach über eine Million Euro investieren mußten, um die Konkurrenz auszustechen.

Im Herbst 2007 setzte die International Boxing Federation (IBF) ein Turnier im Schwergewicht an, in dem der neue Pflichtherausforderer Wladimir Klitschkos ermittelt werden sollte. Teilnehmer waren mit Calvin Brock, Chris Byrd, Eddie Chambers und Alexander Powetkin keineswegs die vier bestplazierten Akteure der IBF-Rangliste, was die Willkür des Verfahrens unterstreicht. Am 27. Oktober 2007 traf der damals 27jährige Russe aus dem Sauerland-Boxstall in der ersten Runde des Tournaments auf den zehn Jahre älteren Chris Byrd, der bereits 44 Profikämpfe bestritten und 2000 sowie 2006 klar gegen Wladimir Klitschko verloren hatte. Powetkin setzte sich in Erfurt gegen den Routinier durch, worauf am 2. November 2007 Eddie Chambers die Oberhand gegen seinen erfahreneren US-amerikanischen Landsmann Calvin Brock behielt. Anfang 2008 kämpften Powetkin und Chambers in Berlin um den Turniersieg, den der anfangs dominierende Amerikaner mit einer letztendlichen Punktniederlage regelrecht verschlief.

Damit hatte sich Alexander Powetkin für ein Duell mit dem amtierenden IBF-Champion Wladimir Klitschko qualifiziert, das jedoch bis heute nicht stattgefunden hat. Zunächst zog es der Ukrainer vor, seinen WBO-Titel zu verteidigen, dann mußte Powetkin einen im Dezember 2008 angesetzten Kampf gegen Klitschko wegen einer Verletzung am Fußgelenk absagen. Im Sommer 2010 führte der Russe die IBF-Rangliste im Schwergewicht an und sollte am 11. September in Frankfurt/Main gegen Klitschko antreten. Powetkin ließ diese langersehnte Chance jedoch ungenutzt verstreichen, unterschrieb den Kampfvertrag nicht und überließ aus zunächst ungeklärten Gründen dem Nigerianer Samuel Peter das Feld.

Offenbar hatte sich sein damaliger Trainer Teddy Atlas mit der Auffassung durchgesetzt, der Russe sei noch nicht reif für einen Titelkampf und brauche mehr Zeit. Anfang August 2010 stufte die IBF Powetkin wegen dessen Verzichts auf den anberaumten Titelkampf in ihrer Rangliste auf den elften Platz zurück. Da man bei Sauerland Event unzufrieden mit dieser enttäuschenden Entwicklung war, ließ man durchblicken, daß Powetkin wieder mit seinem alten Trainer zusammenarbeiten sollte. Das brachte Atlas derart auf die Palme, daß es im Januar 2011 zu einem heftigen Streit zwischen Trainer und Promoter kam, der teilweise öffentlich ausgetragen wurde.

Während Wladimir Klitschko bei der WBA im Rang des Superchampions geführt wird, ist Alexander Powetkin seit geraumer Zeit regulärer Weltmeister dieses Verbands. Ein Kampf zwischen den beiden wird des öfteren thematisiert, stößt aber bei dem Ukrainer auf Vorbehalte, die er nun noch einmal dezidiert zum Ausdruck gebracht hat. Wenngleich er großes Interesse habe, daß dieses Duell mit dem Pflichtherausforderer zustande kommt, hätten Powetkins Absagen in den Jahren 2008 und 2010 große Skepsis bei ihm hinterlassen. Er sei dem Russen zwar noch nie persönlich begegnet, respektiere ihn aber als Boxer, da er Olympiasieger gewesen sei und nun den Status des regulären WBA-Weltmeisters innehabe. Sorgen bereite ihm nicht Powetkin selbst, wohl aber dessen Umfeld.

Seines Erachtens sei es frustrierend und lächerlich, wie Powetkins Team mit den damals geplanten Kämpfen umging. Man habe dem Russen seinerzeit beträchtliche Börsen angeboten, nämlich 3,2 Millionen Dollar beim ersten Mal und 4 Millionen im zweiten Anlauf. Im Jahr 2010 habe man bei der Pressekonferenz vergeblich auf Powetkin oder wenigstens einen Vertreter seines Teams gewartet. Einfach nicht zu erscheinen, sei sehr respektlos gewesen. Profisportler einer Disziplin, in der man eine Menge Geld verdienen könne, sollten entweder persönlich zu einem anberaumten Termin erscheinen oder zumindest mittels eines Vertreters vor Ort die Absage begründen.

Offenbar sei Powetkins Team mit der Aufteilung der Kampfbörsen nicht einverstanden gewesen, habe dies aber nur indirekt durch sein Verhalten signalisiert. Er hege starke Bedenken, seine Zeit mit einem Verhandlungspartner zu verschwenden, der es nicht ernst meine. Erneut zu verhandeln, die Austragungsrechte zu ersteigern und dann auf der Pressekonferenz wiederum vor leeren Stühlen zu sitzen, mache keinen Sinn. Man werde seine Frustration angesichts dieser Vorerfahrungen sicher verstehen, doch wolle er noch einmal unterstreichen, daß er prinzipiell nichts gegen einen Kampf mit Powetkin einzuwenden habe, sofern er auf sicheren Füßen stehe.

14. Februar 2013