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MELDUNG/1039: Hamburger Boxstall ECB im Aufwind (SB)


Promoter Erol Ceylan hat mehrere Eisen im Feuer



Mit einer stärkeren internationalen Präsenz seines Hamburger Boxstalls ECB im Blick hat Promoter Erol Ceylan in Paris eine Kooperation mit Jean-Marc Mormeck angebahnt. Der Franzose hatte im Jahr 2002 Virgil Hill als WBA-Weltmeister im Cruisergewicht entthront und diesen Titel erst 2007 im Kampf gegen den Briten David Haye verloren. Später stieg Mormeck ins lukrativere Schwergewicht auf, wo er sich schließlich eine Titelchance erarbeitete. Am 3. März 2012 traf er in Düsseldorf auf Wladimir Klitschko, dem er jedoch in allen Belangen unterlegen war. Seit diesem Auftritt hat der inzwischen 40 Jahre alte Franzose nicht mehr im Ring gestanden, doch will er künftig als Veranstalter tätig werden.

Ceylan schätzt seinen neuen Kooperationspartner als einen "Mann der Tat" ein, der aufgrund seiner langjährigen Laufbahn als Profiboxer über große Erfahrung in der hart umkämpften Branche verfüge. Der Franzose kenne die Strukturen und Praktiken dieses Geschäfts, sei gewitzt und lasse sich in Verhandlungen nicht übervorteilen. Hinsichtlich ihrer Zusammenarbeit wolle man nicht überhastet vorgehen, sondern in aller Ruhe fundierte Schritte einleiten. So habe man beispielsweise die Durchführung gemeinsamer Veranstaltungen ins Auge gefaßt. Als möglicher Veranstaltungsort sei natürlich auch Hamburg im Rennen, doch habe man sich nicht auf ein oder zwei Orte festgelegt. Auf jeden Fall wolle man gemeinsam in Deutschland und Frankreich aktiv werden.

Wenngleich sich der Hamburger Promoter in finanzieller Hinsicht nicht mit Don King messen kann, erinnert er doch an dessen überraschende Ersteigerung des Kampfs zwischen Marco Huck und Ola Afolabi, mit der King den unmittelbar beteiligten Interessenten Sauerland Event und Klitschko Management Group in die Parade fuhr. Mit diesem Beispiel vor Augen arbeite man daran, den Zuschlag für die Herausforderung von Yoan Pablo Hernandez durch Alexander Alexejew zu bekommen, da dies ein hochinteressantes Duell sei.

Der Cruisergewichtler Alexejew, den man derzeit wohl als Zugpferd Erol Ceylans unter einer ganzen Reihe aufstrebender Boxerinnen und Boxer bezeichnen könnte, die unter der Regie von ECB in den Ring steigen, hatte sich zuletzt bei einer Veranstaltung im rumänischen Galati erfolgreich aus der Affäre gezogen. Da es sich um einen Ausscheidungskampf der IBF handelte, dessen Sieger neuer Pflichtherausforderer des amtierenden Weltmeisters werden sollte, engagierte Ceylan für die Endphase der Vorbereitung Alexejews früheren Trainer Fritz Sdunek, der den Russen schon in dessen Zeit bei der Universum Box-Promotion betreut hatte.

Kampfszene mit Alexejew und Wilson - Foto: © 2013 by Klaus Frevert, www.boxfotograf.de

Aus der Distanz Herr des Geschehens
Foto: © 2013 by Klaus Frevert, www.boxfotograf.de

Alexejew bekam es am 22. Februar vor 7000 Zuschauern in Galati mit dem US-Amerikaner Garrett Wilson zu tun, der mit einer Größe von 1,75 m ungewöhnlich klein für diese Gewichtsklasse ist. Wie nicht anders zu erwarten, suchte Wilson immer wieder den Infight, um seine geringere Reichweite zu kompensieren. Das gelang ihm jedoch allenfalls ansatzweise, da der Russe dank seiner technischen Überlegenheit die physischen Vorteile aus der Distanz ausspielen konnte. Nachdem Alexejew die ersten beiden Runden dominiert hatte, spornte Wilsons Ecke ihren Boxer an, mehr für den Kampf zu tun. Das zahlte sich zunächst im folgenden Durchgang aus, doch mußte der US-Amerikaner kurz vor der Pause erneut eine Reihe von Treffern hinnehmen.

Ließ sich Alexejew auf den Infight ein, kam das Wilson zustatten, der dabei seine guten Szenen hatte. Besann sich der Russe auf seine Überlegenheit aus der Distanz, war er wieder Herr des Geschehens. Allerdings sparte er insgesamt gesehen allzu sehr mit gefährlichen Schlägen, was dazu führte, daß sein Gegner nie Gefahr lief, vorzeitig zu unterliegen. Erst in der letzten Runde gelang es Wilson, durch größere Aktivität Akzente zu setzen, doch reichte das natürlich nicht, um das Blatt zu wenden. Als die Zettel der drei Punktrichter ausgewertet waren, schlug ein klarer Vorsprung für Alexejew zu Buche (118:111, 117:111, 116:112). Es war ein solider, aber nicht mitreißender Auftritt des Favoriten, dem noch eine Menge Arbeit bevorsteht, will er dem Weltmeister Paroli bieten. Alexejew verbesserte seine Bilanz auf 24 Siege, zwei Niederlagen und ein Unentschieden, während Wilson nunmehr dreizehn Auftritte gewonnen, bereits sechs verloren sowie einen Kampf unentschieden beendet hat.

Alexejew wird zum Sieger erklärt - Foto: © 2013 by Klaus Frevert, www.boxfotograf.de

Am klaren Vorsprung war nicht zu rütteln
Foto: © 2013 by Klaus Frevert, www.boxfotograf.de

Erol Ceylan hatte Galati nicht zuletzt deshalb als Veranstaltungsort gewählt, weil der Schwergewichtseuropameister Christian Hammer dort als umjubelter Lokalmatador in den Ring steigen konnte. Dieser gab zur Freude der Zuschauer eine überzeugende Vorstellung und wies seinen ukrainischen Gegner Olek Mazikin klar in die Schranken. Nun stehen dem 25jährigen viele Türen offen, wie sein Promoter bestätigen konnte, dem bereits mehrere Angebote vorliegen. Hammer selbst würde gern gegen Timo Hoffmann, Steffen Kretschmann oder Taras Bidenko in den Ring steigen, wobei er mit letzterem noch eine Rechnung aus dem Dezember 2010 offen hat, da er sich damals dem Ukrainer in Schwerin knapp nach Punkten geschlagen geben mußte. Bei der Reise nach Rumänien gab die Russin Natali Smirnova aus dem EC-Stall ihr Profidebüt im Leichtgewicht, bei dem sie Polina Pencheva aus Bulgarien über vier Runden klar nach Punkten besiegte. [1]

Kampfszene mit Hammer und Mazikin - Foto: 2013 by Klaus Frevert, www.boxfotograf.de

Christian Hammer heizt seinem Gegner ein
Foto: © 2013 by Klaus Frevert, www.boxfotograf.de

Nach der gelungenen Veranstaltung in Galati war Promoter Erol Ceylan rundum zufrieden. Die Organisation sei hervorragend gewesen, und man habe tolles Boxen gesehen, das die Zuschauer begeisterte. Daher könne er sich gut vorstellen, in absehbarer Zeit wieder in die rumänische Stadt zurückzukehren. Der Bürgermeister habe unmittelbar nach der Veranstaltung eine erneute Einladung ausgesprochen. Ceylan trägt sich mit dem Gedanken, den Kampf zwischen Alexander Alexejew und IBF-Weltmeister Yoan Pablo Hernandez in Rumänien zu veranstalten. Der Kubaner laboriert derzeit noch an den Folgen eines Handbruchs, doch muß er seine Pflichtverteidigung fristgerecht bestreiten, da ihm andernfalls die Aberkennung des Titels droht.

Die IBF hat Ceylan inzwischen davon in Kenntnis gesetzt, daß beide Parteien am 15. April aufgefordert werden, sich binnen eines Monats über die Modalitäten des Titelkampfs zu einigen. Sollte das nicht gelingen, werde es zu einer Versteigerung der Austragungsrechte kommen. Der Hamburger Promoter zeigt sich überzeugt, eine Einigung mit Kalle Sauerland herbeiführen zu können, die beiden Seiten gerecht wird. Er wünsche Hernandez auf jeden Fall eine gute und schnelle Genesung, da dieser Kampf beim deutschen Publikum mindestens so gut ankommen dürfte wie jener zwischen Jürgen Brähmer gegen Eduard Gutknecht Anfang Februar.

Fußnote:

[1] http://www.ecboxing.de/vom-25.02.2013.html


7. März 2013