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MELDUNG/1126: Revanche gelungen - Johnathon Banks unterliegt Seth Mitchell (SB)




Ehemaliger Footballspieler läßt sich kein zweites Mal überraschen

Am 17. November 2012 kam es im Schwergewicht zu einem Kampf der beiden US-Amerikaner Seth Mitchell und Johnathon Banks, in dem die Rollen eindeutig verteilt zu sein schienen. Der ehemalige Footballspieler Mitchell war ein Aushängeschild des Senders HBO, in 25 Auftritten unbesiegt und brachte kompakte zehn Kilo mehr auf die Waage. Hingegen galt der 30 Jahre alte Johnathon Banks nur dreieinhalb Wochen nach dem Tod seines Trainers und Mentors Emanuel Steward als klarer Außenseiter. Er hatte sich als Interimstrainer Wladimir Klitschkos einen Namen gemacht, doch drohte seine eigene Karriere zu stagnieren. Als namhafter, jedoch vermeintlich handhabbarer Aufbaugegner schien er ein geradezu ideales Trittbrett für den aufstrebenden Mitchell zu sein.

Jonathon Banks sorgte jedoch für eine faustdicke Überraschung als er den anrennenden Gegner in der zweiten Runde perfekt abkonterte und dreimal auf die Bretter schickte, bis der Kampf schließlich abgebrochen wurde. Natürlich forderte Mitchell eine Revanche, die ihm Banks auch bereitwillig in Aussicht stellte. Fast wäre es bereits Anfang des Jahres zum Rückkampf gekommen, doch brach sich Banks bei der Vorbereitung einen Daumen. Wie es heißt, wollte er dennoch antreten, habe dann aber auf dringenden Rat Wladimir Klitschkos abgesagt, um seine Chancen nicht von vornherein zu schmälern.

Im Vorprogramm des spektakulären Titelkampfs zwischen Paulie Malignaggi und Adrien Broner im Weltergewicht, das mit einem knappen Punktsieg des aufstrebenden Broner endete, hat Seth Mitchell nun Revanche für seine erste und einzige Niederlage genommen. Da beide Boxer sehr viel vorsichtiger als bei ihrer ersten Begegnung zu Werke gingen, verlief die Auseinandersetzung recht enttäuschend und endete schließlich mit einem Punktsieg Mitchells (115:112, 117:109, 114:112). Dieser verbesserte seine Bilanz auf 26 Siege, eine Niederlage und ein Unentschieden, während für Banks nun 29 gewonnene und zwei verlorene Kämpfe sowie ein unentschieden beendeter Auftritt zu Buche stehen.

Da der frühere Footballstar nicht noch einmal ins offene Messer laufen wollte, legte er zu Beginn größte Vorsicht an den Tag. Bereits in der zweiten Runde schickte er jedoch mit einem Uppercut samt nachfolgendem Schlag auf den Hinterkopf seinen Gegner auf die Bretter. Banks kam jedoch wieder auf die Beine und brachte Mitchell im nächsten Durchgang mit einem gefährlichen Konter in derart große Schwierigkeiten, daß Erinnerungen an den ersten Kampf wach wurden.

Mitchell wirkte auch in der vierten Runde noch so geschwächt, daß Banks wohl bei größerer Entschlossenheit in der Lage gewesen wäre, den Kampf an dieser Stelle zu seinen Gunsten zu entscheiden. Er setzte jedoch nicht energisch genug nach und ließ die Gelegenheit ungenutzt verstreichen. Statt dessen wartete er auf eine Lücke in der Deckung seines Gegners, die sich ihm jedoch nicht mehr bieten sollte.

In der fünften Runde hatte sich Mitchell wieder gefangen und boxte fortan munter mit, bis er im achten Durchgang nach einem Konter erneut angeschlagen wirkte. Er zog sich jedoch gut aus dieser Affäre und machte in den folgenden Runden Druck, während Banks immer passiver boxte, allenfalls halb so viele Schläge wie sein Gegner riskierte und dadurch auf den Zetteln der Punktrichter zurückfiel. Sein Trainer Sugar Hill sah das Verhängnis heraufziehen und spornte ihn in den Pausen energisch an, doch war Banks entweder konditionell oder mental nicht mehr in der Lage, in den letzten verbliebenen Runden Akzente zu setzen.

Er habe für den Sieg gebetet und wolle Gott dafür danken, sagte Mitchell im anschließenden Interview mit dem Sender Showtime, der seit einiger Zeit der vorrangige Fernsehpartner seines Promoters Golden Boy ist. Der erste Kampf gegen Johnathon Banks sei eine sehr lehrreiche Erfahrung gewesen. Diesmal habe er sich vorgenommen, geduldig zu boxen, und sei bereit für einen Gang über volle zwölf Runden gewesen. Ihm habe es nicht an Ausdauer gefühlt, da seine Kondition auch für 15 Runden gereicht hätte.

Seth Mitchell hat damit eine erneute Niederlage abgewendet, die seine Karriere schwer beeinträchtigt, wenn nicht gar beendet hätte. Johnathon Banks ist nach einem kurzen Intermezzo, das ihn in die Nähe eines Titelkampfs gebracht hatte, wieder ins Niemandsland zurückgefallen. Da er jedoch weiterhin als Trainer mit Wladimir Klitschko zusammenarbeitet, steht auch er keinesfalls mit leeren Händen da.

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Krzysztof Wlodarczyks Erfahrung bremst Tschachkiews Tatendrang

Weltmeister Krzysztof Wlodarczyk hat den WBC-Titel im Cruisergewicht erfolgreich gegen den Ranglistenzweiten Rachim Tschachkiew verteidigt. In den ersten Runden machte der Herausforderer seine Ankündigung wahr, er werde den favorisierten Champion unablässig unter Druck setzen. Der Pole mußte zahlreiche Treffer einstecken, trug eine Rißwunde über dem rechten Auge davon und ging kurz vor Ende der dritten Runde sogar kurz zu Boden gehen. Wlodarczyk fing sich wieder, geriet aber im fünften Durchgang erneut in Schwierigkeiten, die er dank seiner Erfahrung aber geschickt überstand.

Dann wendete sich das Blatt, denn der Herausforderer landete in der sechsten Runde erstmals in seiner Karriere auf den Brettern. Er wollte Wlodarczyk nicht die Initiative überlassen und legte im siebten Durchgang noch einmal zu, handelte sich dabei jedoch einen Konter ein, nach dem er ein zweites Mal angezählt wurde. Der dritte Niederschlag folgte in der nächsten Runde, und danach wirkte Tschachkiew so angeschlagen, daß der Weltmeister sofort nachsetzte und ihn zum vierten und letzten Mal niederstreckte, da Ringrichter Daniel Van de Wiele den Kampf an dieser Stelle beendete.

Mit der Erfahrung des Veteranen hatte Krzysztof Wlodarczyks alle Widrigkeiten überwunden und schließlich Rachim Tschachkiews nachlassendem Angriffsdruck zu wirkungsvollen Kontern genutzt, die den Herausforderer entscheidend schwächten. Der Olympiasieger von 2008 trug seine Haut teuer zu Markte, mußte aber in seinem 17. Profikampf die erste Niederlage hinnehmen. Hingegen verbesserte der Weltmeister seine Bilanz auf 48 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden und strafte alle Kritiker Lügen, die ihn als den am leichtesten zu schlagenden Champion im Cruisergewicht eingeschätzt hatten.

Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/mitchell-gewinnt-rueckkampf-gegen-banks-nach-punkten-27237

[2] http://www.boxen.de/news/wlodarczyk-uebersteht-niederschlag-und-stoppt-chakhkiev-in-acht-runden-27218

25. Juni 2013