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MELDUNG/1134: Zwischen Hoffen und Bangen - Felix Sturm im Wechselbad der Gefühle (SB)




Sam Soliman bleibt Nummer eins der IBF-Rangliste

Der Kölner Mittelgewichtler Felix Sturm zehrte lange vom Status des Superchampions der WBA. Diese Position erlaubte es ihm, die Pflichtverteidigung seines Titels auf die lange Bank zu schieben und sich unterdessen Gegner auszusuchen, die sich als attraktive Kandidaten vermarkten ließen, ohne ihn vor nicht zu bewältigende Probleme zu stellen. Dies war um so wichtiger, als Sturm seine Kämpfe in Eigenregie bestreitet und zudem als Promoter eines Boxstalls tätig ist, was sportliche Herausforderungen mit unternehmerischen Entscheidungszwängen kreuzt. Wenngleich er stets vorhielt, endlich in einem optimalen Umfeld zu arbeiten und auf der Höhe seines Könnens zu boxen, mehrten sich doch im Laufe der Zeit kritische Stimmen. Man hielt ihm zum einen vor, er gehe allzu gefährlichen Rivalen wie insbesondere Gennadi Golowkin aus dem Weg, und registrierte mit wachsender Skepsis seine Probleme mit handverlesenen Herausforderern, die er mitunter nur dank ihm gewogener Punktrichter lösen konnte.

Seine Ära als Superchampion endete, als er sich im September 2012 dem Australier Daniel Geale knapp nach Punkten geschlagen geben mußte. Fortan sah sich Sturm genötigt, den angestrebten Wiedergewinn eines Titels aus der schwächeren Position des zurückgestuften Anwärters zu betreiben. Geale hatte mit dem WBA-Titel die Auflage geerbt, sich dem regulären Champion Gennadi Golowkin zu stellen. Auch der Australier verspürte keine Lust, sich mit dem Kasachen zu messen, und verzichtete wenig später auf den Status des Superchampions bei der WBA, zumal er zugleich noch Titelträger der IBF war. Diese Entwicklung schien Felix Sturm zu begünstigen, da die IBF einen Ausscheidungskampf zwischen ihm und Sam Soliman anberaumte, dessen Sieger neuer Pflichtherausforderer Daniel Geales werden sollte.

Von diesem Duell, das am 1. Februar in Düsseldorf stattfand, versprach sich Sturm, auf dem denkbar kürzesten und gangbarsten Weg an eine Revanche mit Geale zu kommen und sich womöglich dessen IBF-Titel zu sichern. Wie Solimans durchwachsene Bilanz von 42 Siegen und elf Niederlagen zeigte, war er zwar ein erfahrener Boxer, doch keineswegs ein Gegner der allerersten Garnitur. Was wie eine lösbare Aufgabe wirkte, erwies sich jedoch als weiterer Fallstrick für den Kölner. Anstelle einer Krönung seines 34. Geburtstags mußte er sich dem 39jährigen Australier knapp nach Punkten geschlagen geben und sah sportlich wie wirtschaftlich schweren Zeiten entgegen.

Ein unerwarteter Hoffnungsschimmer brach durch die düsteren Wolken, als Solimans Dopingprobe positiv auf Spuren einer Designerdroge getestet wurde. Der Australier wies die gegen ihn erhobenen Vorwürfe als haltlos zurück, was jedoch nicht verhinderte, daß sein Sieg annulliert und der Kampf fortan ohne Wertung aufgelistet wurde. Sturm bekam daraufhin zwar keinen sofortigen Titelkampf gegen Daniel Geale, jedoch einen weiteren Ausscheidungskampf, bei dem er am 6. Juli in der Dortmunder Westfalenhalle auf Predrag Radosevic aus Montenegro trifft. Während der 34jährige Kölner derzeit an Nummer drei der IBF-Rangliste geführt wird, folgt sein sechs Jahre jüngerer Gegner auf dem vierten Platz. In der unabhängigen Weltrangliste (boxrec.com) taucht der Montenegriner allerdings erst an Position 73 auf.

Inzwischen haben die zunehmend verworrenen Ereignisse jedoch eine neue Wendung genommen, da Sam Soliman australischen Medienberichten zufolge die erste Ranglistenposition bei der IBF behalten soll. Sein Team hat Einspruch gegen die Wertung des Kampfs mit Sturm und die verhängte neunmonatige Sperre eingelegt und gibt sich zuversichtlich, daß dem Antrag stattgegeben wird. Wie es in einer Stellungnahme des Australiers heißt, erkenne die Entscheidung der IBF an, daß er wissentlich keine Substanz eingenommen habe, die leistungssteigernd ist, und keine Substanz verwendet habe, die in der Vereinbarung der IBF für den Kampf gegen Sturm als verboten aufgelistet wurde. Er sei sehr dankbar und erleichtert über das Resultat und verfolge unbeirrt das Ziel, IBF-Weltmeister im Mittelgewicht zu werden. Er sei zurück auf der Spur und nur noch zwei Kämpfe vom Titelgewinn entfernt. Dafür trainiere er hart und so befinde er sich in der besten Form seiner gesamten Karriere. [1]

Sam Soliman will seinen nächsten Auftritt im Ring innerhalb der nächsten vierzehn Tage ankündigen. Für Felix Sturm ist die jüngste Entwicklung ein weiterer Rückschlag, da es sich bei seinem bevorstehenden Duell mit Predrag Radosevic nach aktueller Lage der Dinge nur noch um einen Ausscheidungskampf um den zweiten Ranglistenplatz handelt.

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/soliman-bleibt-ibf-1-koennte-auf-den-sieger-von-geale-vs-barker-treffen-27415

3. Juli 2013