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MELDUNG/1202: Inflation in Las Vegas - Titelkämpfe im Dreierpack (SB)




Danny Garcia hat keine Angst vor Lucas Matthysse

Im Vorprogramm des ebenso spektakulären wie hochdotierten Duells zwischen Floyd Mayweather jun. und Saul Alvarez, das der US-Star klar nach Punkten für sich entscheiden konnte, kam es in der mit 16.500 Zuschauern ausverkauften MGM Grand Arena in Las Vegas zu weiteren hochklassigen Kämpfen. Danny Garcia setzte sich gegen Lucas Matthysse durch, verteidigte damit die Titel der Verbände WBA und WBC im Halbweltergewicht und ist nun unangefochtener König seiner Gewichtsklasse. Beim bislang wichtigsten Erfolg seiner Karriere bot er gegen den gefürchteten Argentinier eine überzeugende taktische und kämpferische Leistung, die ihm einen knappen, aber einstimmigen Punktsieg bescherte.

Matthysse, der für seine enorme Schlagwirkung bekannt ist, brachte in der ersten Runde nach beiderseits vorsichtigem Beginn eine Rechte durch und war auch im nächsten Durchgang der deutlich aktivere Boxer. Mit seinem linken Haken und der rechten Geraden kam er mehrfach zum Zuge, worauf er in der dritten Runde zwar wiederum Treffer landen konnte, aber insgesamt recht wenig schlug. Das schien Garcia zu beflügeln, der sich in der Folge mit seinem rechten Cross Respekt verschaffte und die Offensive seines Gegners vor allem mit Körpertreffern zeitweise fast zum Erliegen brachte.

In der sechsten Runde machte der Argentinier mit seinen wuchtigen Schlägen wieder Boden gut, bei denen Garcia ausgezeichnete Nehmerfähigkeiten an den Tag legte. Nach einem linken Haken im folgenden Durchgang schwoll Matthysses linkes Auge sehr schnell zu, worauf er Probleme bekam, die Schläge von der rechten Seite zu erkennen. Auch in der achten Runde punktete der US-Amerikaner mit seinem linken Haken, doch in der neunten fand der Argentinier wieder besser in den Kampf und lieferte seinem Gegner im zehnten Durchgang einen Schlagabtausch, in dem sich keiner von beiden durchsetzen konnte.

Als Garcia zu Beginn der elften Runde von einer rechten Geraden am Kinn getroffen wurde und erstmals in Schwierigkeiten geriet, setzte Matthysse sofort nach. Garcia konterte den Angriff jedoch nicht nur ab, sondern zwang den Argentinier sogar erstmals in dessen Karriere auf die Bretter. Der Kampf ging jedoch weiter, und als Matthysse in der letzten Runde noch einmal Druck machte, gelangen Garcia mehrmals wirkungsvolle Konter. Allerdings zog ihm der Ringrichter wegen eines Tiefschlags einen Punkt ab, so daß die Runde an den Argentinier ging. In den letzten Sekunden setzten beide Boxer noch einmal alles auf eine Karte und lieferten einander einen offenen Schlagabtausch, den das Publikum mit stehenden Ovationen bejubelte.

Als die Zettel der Punktrichter ausgewertet waren, konnte sich Danny Garcia als verdienter Sieger feiern lassen (115:111, 114:112, 114:112). Er hatte sich vom Ruf des Argentiniers nicht einschüchtern lassen, dessen Treffer überraschend gut verdaut und auf technisch hohem Niveau die entscheidenden Akzente gesetzt. Er sei der Champion, der keinen Gegner fürchtet, erklärte er denn auch im Interview mit dem Sender Showtime. Gegen einen derart gefährlichen Herausforderer habe er auf Kombinationen und Körpertreffer gesetzt. Matthysse sei eine Maschine, die unablässig voranrollt. Er aber habe alles gegeben, um diesen Druck zu brechen. Der Argentinier würdigte Garcia als großen Champion, der keine Angst vor ihm gehabt habe.[1]

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Carlos Molina neuer IBF-Champion im Halbmittelgewicht

Weniger mitreißend als das turbulente Gefecht zwischen Matthysse und Garcia verlief ein Kampf im Halbmittelgewicht, aus dem Carlos Molina als neuer IBF-Weltmeister hervorging. Er setzte sich knapp nach Punkten gegen Ishe Smith durch, dessen Stil so schlecht zu seinem eigenen paßte, daß das Geschehen im Ring oftmals recht holprig wirkte. Beide hatten in der Anfangsphase beträchtliche Probleme, deutliche Treffer zu landen, wobei Molina etwas aktiver zu Werke ging und sich rascher auf den Gegner einstellte. Allerdings vernachlässigte er seinen Jab und sprang des öfteren mit dem Kopf voraus in Smith hinein, der jedoch dank einer guten Defensive viele Schläge abwehrte.

Auch in der Schlußphase des Kampfs gewann keiner von beiden eindeutig die Oberhand, wobei Smith immerhin die Schlagfrequenz Molinas bremsen und einige klare Treffer aus der Distanz landen konnte. Molina setzte sich mit einer überzeugenden zwölften Runde zuletzt noch einmal in Szene und lag auf zwei Punktzetteln überraschend deutlich in Front (117:111, 116:112), während der dritte Punktrichter 116:112 zugunsten Ishe Smiths gewertet hatte. Bedauerlicherweise hatte Carlos Molina erst in der letzten Runde so geboxt, wie man sich das von ihm insgesamt erhofft hatte. Daher wäre ein Unentschieden dem Kampfverlauf durchaus angemessen gewesen.[2]

Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/garcia-gewinnt-halbweltergewichts-showdown-gegen-matthysse-einstimmig-nach-punkten-28968

[2] http://www.boxen.de/news/smith-verliert-ibf-titel-durch-split-decision-an-molina-28966

16. September 2013