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MELDUNG/1241: ARD gehört zu den Verlierern der langen Boxnacht (SB)




Sender bricht Übertragung aus Atlantic City unvermittelt ab

Zu den Verlierern der langen Boxnacht mit Übertragungen aus Oldenburg und Atlantic City gehört die ARD. Der Sender brach kurz nach vier Uhr deutscher Zeit die Live-Übertragung der IBF-Weltmeisterschaft im Halbschwergewicht zwischen Herausforderer Karo Murat aus Berlin und dem US-amerikanischen Champion Bernard Hopkins ohne Angabe von Gründen ab. Nach einem Hinweis "Diese Sendung ist für Jugendliche unter 18 Jahren nicht geeignet" wurde der Spielfilm "Cannonball" aus dem Jahr 1976 gezeigt.

Verantwortlich für diese peinliche Panne war die zentrale Sendeleitung in Leipzig. Offenbar hat der Verantwortliche die Hinweise seiner Kollegen aus den USA, daß sich der Kampfbeginn verschiebt, ignoriert und an den ursprünglichen Sendeplanungen festgehalten. So transportierte man einen Moderator, zwei Kommentatoren, einen Interviewer und eine ganze Reihe an Redakteuren im Hintergrund auf Kosten des Gebührenzahlers in die USA, worauf dann nicht einmal die Hälfte eines hochklassigen Weltmeisterschaftskampfs gezeigt wurde.

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Karo Murat unterliegt Bernard Hopkins nach tapferem Kampf

Ein weiterer Verlierer war Karo Murat, der seine Haut im Kampf gegen Bernard Hopkins jedoch teuer zu Markte trug. Zwar setzte der Berliner den IBF-Weltmeister in den ersten drei Runden mit seinem aggressiven Stil gehörig unter Druck, doch spielte der älteste Champion der Boxgeschichte dank seiner Erfahrung und Konterstärke, gepaart mit Manövern am Rande der Regelkonformität, sein Können zunehmend aus. Offensichtlich frustriert drückte Murat seinen Gegner in der sechsten Runde zu Boden und schlug gegen den sitzenden Hopkins zweimal nach. Zwar blieb dies ungeahndet, doch wurde der Herausforderer im siebten Durchgang für zwei Tiefschläge mit einem Punktabzug bestraft.

Murat blutete ab der achten Runde aus einer Rißwunde über dem rechten Auge, und nachdem Hopkins seinen Gegner im Clinch durch die Seile gedrückt hatte, stellte er sich in Murats Ecke und fing einen Plausch mit dessen Betreuern an. Als der Berliner ihm folgte und erneut angriff, drehte Hopkins unvermittelt auf und deckte den Herausforderer mit einem Hagel von Schlägen ein. Das sorgte für Stimmung in der Halle, da das turbulente Geschehen im Ring die Erwartungen übertraf. Nachdem die beiden folgenden Runden relativ ausgeglichen verlaufen waren, eröffnete Hopkins eine Schlußoffensive und drängte auf einen Niederschlag, der ihm aber nicht gelang. Auf den Punktezetteln lag der Titelverteidiger am Ende klar in Front (117:110, 119:108, 119:108).

Während Karo Murat im 27. Kampf die zweite Niederlage hinnehmen und seinen langgehegten Traum von der Weltmeisterschaft begraben mußte, unterstrich Bernard Hopkins wiederum sein außergewöhnliches Können und verbesserte seine Bilanz auf 54 Siege, sechs Niederlagen und zwei Unentschieden. Die Leute wollten auch etwas Blut sehen, sagte Hopkins im anschließenden Interview mit dem Sender Showtime. Er unterhalte das Publikum gerne umd gehe dabei auch Risiken ein. Man dürfe einen Pflichtherausforderer nie unterschätzen, und so sei Murat stets nach vorne marschiert und habe seine Chance gesucht. Der Champion habe klug gekämpft, zollte Karo Murat seinem Gegner bei aller Enttäuschung Respekt. Er habe jedoch nach zwei Kopfstößen seine Konzentration und Linie verloren, so der Berliner.[1]

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Kein überzeugender Sieg Arthur Abrahams gegen Giovanni De Carolis

Arthur Abraham reihte sich unter die formellen Sieger des Abends ein, konnte aber wie schon gegen Willbeforce Shihepo auch beim Punktsieg über den Italiener Giovanni De Carolis nicht restlos überzeugen. Da sein Erfolg jedoch sehr klar ausfiel, steht dem dritten Kampf gegen WBO-Weltmeister Robert Stieglitz nichts mehr im Wege. Vor 3.500 Zuschauern in Oldenburg boxte der 33jährige Berliner wie so oft in der Vergangenheit in der Anfangsphase allzu träge und kam erst in der vierten Runde mit einigen Treffern durch. Zwar versuchte er in der Folge, den Gegner unter Druck zu setzen, doch agierte er dabei zu unpräzise, um Wirkung zu erzielen.

Wenn der knapp zehn Zentimeter größere Italiener phasenweise zum Angriff überging, verschanzte sich Abraham hinter seiner Doppeldeckung und wartete passiv ab. Obgleich Trainer Ulli Wegner seinen Schützling erbost aufforderte, den Gegner nicht ungehindert zum Zuge kommen zu lassen, fruchtete diese Ermahnung nichts. Abraham ging auch gegen Ende des Kampfs einfach zu wenig Risiken ein und erzielte erst kurz vor dem Schlußgong einen schweren Wirkungstreffer, der jedoch zu spät kam. Der unspektakuläre Auftritt des Berliners wurde mit einem klaren Punktsieg honoriert (120:108, 119:109, 119:109), doch muß sich Abraham im dritten Kampf gegen Stieglitz erheblich steigern, will er nicht unter die Räder zu kommen.

Im Interview räumte der Berliner Probleme mit dem flüchtenden Italiener ein, der nichts unversucht gelassen habe, einen Niederschlag zu vermeiden. Dessen ungeachtet gebe ihm jeder Kampf Selbstvertrauen, da er bereit sei zu lernen. De Carolis war offensichtlich zufrieden, die volle Distanz überstanden zu haben. Abraham sei ein Champion auf Weltniveau, gegen den er sich gut geschlagen habe. Trainer Ulli Wegner sprach von einem klaren Sieg gegen den Italiener, der unbedingt über die Runden kommen wollte. Es liege jedoch noch harte Arbeit vor Arthur, der lernen müsse, seinen Gegner zu stellen und die Rechte zu bringen.

Promoter Kalle Sauerland zog eine insgesamt positive Bilanz. Wenngleich Arthur Abraham nicht vorzeitig gewonnen habe, spreche nichts gegen den dritten Kampf mit Robert Stieglitz. Der Magdeburger habe am vergangenen Wochenende auch keine Galavorstellung geboten. Nachdem beide Boxer ihre zwischenzeitlichen Auftritte erfolgreich über die Bühne gebracht haben, dürften sich die Zuschauer zu Beginn des nächsten Jahres auf ein packendes Duell um die Weltmeisterschaft freuen.[2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/hopkins-zu-clever-fuer-murat-klarer-punktsieg-in-atlantic-city-29724

[2] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/abraham-loest-wm-ticket/23.html

28. Oktober 2013