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MELDUNG/1301: Turnier in Monte Carlo unter einem schlechten Stern (SB)




Manche Absagen lassen bessere Alternativen vermuten

Da Gennadi Golowkin seine Titel am 1. Februar in Monte Carlo freiwillig gegen Osumanu Adama verteidigt, ist der Veranstaltung Qualität und Aufmerksamkeit gewiß. Der in 28 Profikämpfen unbesiegte Kasache ist Weltmeister der WBA und IBO im Mittelgewicht, wobei er neben dem aufgrund verschiedener Verletzungen lange pausierenden Argentinier Sergio Martinez als weltbester Boxer seiner Gewichtsklasse gilt. Zudem verfügt Golowkin über eine beträchtliche Schlagwirkung und hat bereits 25 Gegner vorzeitig in die Kabine geschickt, so daß auch in diesem Kampf für Spannung und Dramatik gesorgt sein dürfte.

Was allerdings die weiteren geplanten Kämpfe der Gala in Monte Carlo betrifft, scheint diese unter einem schlechten Stern zu stehen. Nathan Cleverly, der ehemalige WBO-Weltmeister im Halbschwergewicht, hat seine Teilnahme abgesagt, wofür er eine Trainingsverletzung als Begründung anführte. Da der Waliser bereits sein für den 30. November geplantes Debüt im Cruisergewicht gegen den Australier Daniel Ammann verletzungsbedingt abgesagt hatte, steht nun die Frage im Raum, ob die zweimalige Verzögerung des Starts in der höheren Gewichtsklasse nicht anderen Gründen als den genannten geschuldet ist.

Da man sich ohnehin gewundert hatte, warum sich Cleverly für den ersten Auftritt nach der vorzeitigen Niederlage und dem Titelverlust im Kampf gegen den Russen Sergej Kovalew ausgerechnet einen derart stark eingeschätzten Gegner wie Ilunga Makabu ausgesucht hatte, zweifelt man im Lager des Südafrikaners die Begründung des Walisers für seine Absage an. Makabus Promoter Rodney Berman, der bei der Veranstaltung in Monte Carlo Regie führt und daher besonders verärgert über Cleverlys Absage sein dürfte, wirft dem ehemaligen Weltmeister vor, er wolle diesem Kampf aus dem Weg gehen und schütze dafür eine Verletzung vor.

Ilunga Makabu, der 15 Auftritte gewonnen und einen verloren hat, muß sich jedenfalls für seinen geplanten Kampf am 1. Februar nach einem neuen Gegner umsehen. Ob in der Kürze der Zeit ein Ersatz gefunden werden kann, der verglichen mit einen namhaften Kandidaten wie Nathan Cleverly nicht als bloßer Notnagel wahrgenommen wird, ist ungewiß. [1]

Es sollte jedoch noch schlimmer kommen, da unterdessen auch das geplante Duell im Mittelgewicht zwischen dem Briten Martin Murray und dem Australier Jarrod Fletcher ins Wasser gefallen ist. Wiederum war es mit Murray, dem Interimsweltmeister der WBA, der prominentere von beiden, der offenbar unter Angabe einer Verletzung abgesagt hat. Fletcher, für den bislang 17 Siege und eine Niederlage zu Buche stehen, will dennoch am 1. Februar in den Ring steigen, weiß aber derzeit natürlich noch nicht, wen er dann zum Gegner bekommt. Er sei enttäuscht, wolle sich davon aber nicht allzu sehr beeinträchtigen lassen, so der Australier. Er werde trotzdem kämpfen und richte den Fokus weiterhin auf seine Vorbereitung, die bislang gut verlaufen sei. Letzten Endes spiele es keine Rolle, wem er in drei Wochen im Ring gegenüberstehen werde. Er sei bestens in Form, konzentriert und bereit, diesen Kampf für sich zu entscheiden. [2]

Wenngleich eine Trainingsverletzung niemals auszuschließen ist und auch im Fall Martin Murrays keine konkreten Hinweise darauf vorliegen, daß es sich anders verhalten könnte, liegt ein Gedankenspiel nahe. Britischen Zeitungsberichten zufolge könnte der Interimschampion nämlich nach der Absage des Kampfes gegen den Australier Jarrod Fletcher die Gelegenheit bekommen, sich ein zweites Mal mit Felix Sturm zu messen. Da der Kölner inzwischen IBF-Weltmeister geworden ist, wäre diese Option natürlich ungleich attraktiver für den Briten als ein Auftritt in Monte Carlo.

Sturm, der damals noch Superchampion der WBA im Mittelgewicht war, hatte sich im Dezember 2011 in Mannheim nach erbittertem Kampf mit einem für ihn schmeichelhaften Unentschieden von Murray getrennt. Seither erklärt der Brite, man habe ihn seinerzeit um den verdienten Sieg gebracht, weshalb ihm der Kölner eine Revanche gewähren müsse. Zugleich sprach man von einer Scharte in Sturms Ansehen als Champion, die er früher oder später auswetzen müsse.

Martin Murray hat seither vier Kämpfe bestritten, die mit drei Siegen und einer Niederlage gegen den argentinischen WBC-Weltmeister Sergio Martinez in Buenos Aires endeten. Felix Sturm stand unterdessen sogar fünfmal im Ring, wobei er drei Auftritte gewann, einen verlor und einmal ohne Wertung boxte. [3] Zuletzt gelang es ihm, dem Briten Darren Barker den IBF-Titel abzunehmen und damit jene Kritiker zum Schweigen zu bringen, die ihn seit geraumer Zeit auf dem absteigenden Ast sahen. Da Sturm sich beim Titelgewinn auf seine boxerischen Tugenden besonnen zu haben schien und Murray selbst bei seiner Niederlage gegen Martinez mit seiner Kampfeslust einen guten Eindruck hinterlassen hatte, wäre dieses Duell zweifellos vielversprechend und gut zu vermarkten.

Käme es zustande, würde es mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder in Deutschland über die Bühne gehen. Zum einen hat Sturm als Titelverteidiger gewissermaßen ein Heimrecht, vor allem aber sieht sein Fernsehvertrag mit dem Münchner Privatsender Sat.1 keine Übertragungen im Ausland vor. Martin Murray dürfte im Grunde keine Einwände dagegen haben, da er sich für einen Auftritt vor gegnerischem Publikum mit einer stattlichen Börse entschädigen lassen könnte und Felix Sturm für ein ausverkauftes Haus sorgen würde, so daß bei diesem sicherlich dramatischen Duell mit ungewissem Ausgang die Voraussetzungen kaum besser sein könnten.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/cleverly-sagt-kampf-am-1-februar-gegen-makabu-ab-30957

[2] http://www.boxen.de/news/duell-gegen-fletcher-abgesagt-murray-angeblich-verletzt-30965

[3] http://www.boxen.de/news/britische-zeitung-sturm-bietet-murray-rueckkampf-an-30976

10. Januar 2014