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MELDUNG/1336: Australisches Walzwerk wildert im britischen Revier (SB)




Lucas Browne will Commonwealth-Champion werden

Mit einer Größe von 1,93 m und einer Statur, die man früher landläufig als "Kleiderschrank" bezeichnete, bringt Lucas Browne eine imposante Erscheinung in den Ring. Der 34jährige war früher in den Mixed Martial Arts aktiv und ist als Profiboxer inzwischen in 19 Kämpfen ungeschlagen, wobei er nur zweimal über die volle Distanz gehen mußte. In Kürze kämpft er in Sheffield um den vakanten Commonwealth-Titel und will der erste Australier seit dem legendären Peter Jackson im Jahr 1892 werden, der diesen Gürtel im Schwergewicht errungen hat. Wenngleich es sich nicht gerade um die bedeutendste aller Trophäen handelt, ist ihr Gewinn doch insofern von besonderem Reiz, als er eine naheliegende Zwischenetappe für die stark besetzte britische Schwergewichtsszene darstellt.

Lucas Browne wildert in einem Revier, das von heftiger Rivalität und vollmundiger Selbstüberhöhung durchdrungen ist, wie sie schlagzeilenträchtiger und publikumswirksamer kaum sein könnte, was längst nicht nur für die Leserschaft der notorisch rabiaten britischen Boulevardpresse gilt. Anfang November setzte der Australier ein Zeichen auf englischem Boden, als er in Hull den 2,03 m großen Briten Richard Towers derart vermöbelte, daß der Riese durch Abbruch in der fünften Runde vor Schlimmerem bewahrt werden mußte. Da es sich um einen Ausscheidungskampf handelte, avancierte Browne zum neuen Pflichtherausforderer des Commonwealth-Champions.

Wie Lucas Browne im anschließenden Interview versicherte, sei er jederzeit bereit für David Price. Er fürchte auch Dereck Chisora oder Tyson Fury nicht und würde sogar gegen David Haye antreten, spielte der Australier alle attraktiven Optionen mit britischen Gegnern durch. Price stand nach zwei Heimniederlagen gegen den US-Amerikaner Tony Thompson in Folge bei seinem Neuaufbau nicht der Sinn nach dem australischem Walzwerk, weshalb er den Titel niederlegte. Die anderen drei genannten Wunschgegner haben Besseres zu tun, als sich um diesen Gürtel zu balgen: Chisora ist Europameister, Fury will nach langer Pause wieder Tritt fassen, und Haye kehrt doch in den Ring zurück oder auch nicht - Genaueres scheint er selbst nicht zu wissen. Weltmeister wollen sie alle werden, aber akut dürfte das derzeit in keinem der genannten Fälle sein.

Folglich muß Lucas Browne vorerst kleinere Brötchen backen, die aber seinem derzeitigen Entwicklungsstand wohl auch angemessener sind. Am 26. April kämpft er gegen Eric Martel Bahoeli um den Commonwealth-Titel, wobei es schon mit dem Teufel zugehen müßte, sollte der Kanadier die Oberhand behalten. Der 32 Jahre alte Außenseiter hat zehn Auftritte gewonnen, aber auch schon dreimal verloren, wobei er allerdings derzeit einen guten Lauf vorweisen kann. Bahoeli schickte drei Gegner in Folge auf die Bretter, zuletzt besiegte er im Vorprogramm seines Landsmanns Adonis Stevenson den ungeschlagenen Didier Bence in nur zwei Runden.

Vor seinem vierten Auftritt auf der britischen Insel ist Lucas Browne guten Mutes, sich in Sheffield den Gürtel zu sichern. Im Gegensatz zu vielen anderen Australiern mache es ihm überhaupt nichts aus zu verreisen, zumal er viele Fans in England und Irland habe, auf deren Rückhalt er zählen könne. Im Augenblick konzentriere er sich voll und ganz darauf, den Titel vor einem großen Publikum in Yorkshire zu holen. Bahoeli sei Kanadischer Meister und bei Boxrec recht gut plaziert. Er habe Respekt vor den Leistungen seines Gegners, der es liebe zu kämpfen, so der Australier. Letzteres gelte aber auch für ihn selber, und die Gewißheit dieses Titelkampfs habe ihn in so gute Stimmung versetzt, daß sich der Kanadier auf eine Schlacht einstellen müsse. Er werde diesen Titel für Australien und seine Fans in aller Welt gewinnen, um ihn danach viele Jahre lang zu halten, denkt Lucas Browne natürlich doch weit über den Tag hinaus.

Wie sein Manager Matt Clark dazu anmerkte, werde Browne versuchen, in Sheffield einen der prestigeträchtigsten Titel des Boxsports zu gewinnen. Er habe sich auf YouTube einige Kämpfe Bahoelis angesehen, der so hart schlage, wie ein Esel tritt. Allerdings schlage Lucas nicht minder wuchtig zu und könne überdies auch technisch boxen. Damit werde er den Kanadier überfordern und einen Kampf gewinnen, der Geschichte für alle Australier schreibe. [1]


Fußnote:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/5463-duell-um-den-vakanten-commonwealth-titelbrowne-trifft-am-26-april-auf-kanadier-bahoeli.html

20. Februar 2014