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MELDUNG/1362: Abraham springt in die Bresche (SB)




Erste Titelverteidigung im Berliner Velodrom

Anfang März hatte sich Arthur Abraham durch einen knappen Punktsieg im dritten Duell mit Robert Stieglitz in Magdeburg den Titel der WBO im Supermittelgewicht zurückgeholt. Nur zwei Monate später verteidigt der neue Weltmeister erstmals seinen Gürtel. Der 34jährige Champion trifft am 3. Mai im Berliner Velodrom auf den ein Jahr älteren Nikola Sjekloca aus Montenegro. Während für den Lokalmatador, der vom Rückhalt des heimischen Publikums zu profitieren hofft, 39 gewonnene und vier verlorene Auftritte zu Buche stehen, tritt der Herausforderer mit einer Bilanz von 26 Siegen und einer Niederlage an. Sjekloca wurde im Februar noch nicht unter den Top 15 geführt, taucht inzwischen aber auf Platz 9 auf. Da er seither keinen Kampf bestritten hat, darf man wohl vermuten, daß jemand hinter den Kulissen nachgeholfen hat, dem Montenegriner die formalen Voraussetzungen für die Herausforderung des Weltmeisters zu verschaffen.

Der Schützling Ulli Wegners hat nach einem Kurzurlaub sein Training wieder aufgenommen. Wie er erklärte, halte er den begehrten Titel wieder in Händen und werde ihn nicht so schnell abgeben. Er habe sein ganzes Herzblut in die Vorbereitung auf den Kampf gegen Stieglitz gesteckt und dafür den Erfolg geerntet. Das werde am 3. Mai nicht anders sein, zumal sein Gegner schon einmal kurz vor einem Kampf um die Weltmeisterschaft gestanden habe.

Auch Trainer Ulli Wegner warnt davor, die freiwillige Titelverteidigung für einen Selbstgänger zu halten, den man auf die leichte Schulter nehmen kann. Der Montenegriner arbeite fleißig mit der Führhand und boxe recht aktiv. Im Ausscheidungskampf gegen den aktuellen WBC-Weltmeister Sakio Bika habe er zudem unter Beweis gestellt, daß er viel einstecken kann, ohne zurückzuweichen. Abraham wäre deshalb schlecht beraten, sich allein auf seine Schlagwirkung zu verlassen. Gelinge es Arthur jedoch, so zu kämpfen wie zuletzt in Magdeburg, werde er den Ring wiederum als Sieger verlassen, so der 71jährige. Bei seinem Sieg gegen Stieglitz habe Abraham gezeigt, daß er immer noch bereit ist, sich weiterzuentwickeln.

Chris Meyer, Geschäftsführer von Sauerland Event, verlieh seiner Genugtuung Ausdruck, daß es mit dem Titelkampf zwischen Arthur Abraham und Nikola Sjekloca gelungen ist, im dritten Anlauf doch noch eine hochklassige Veranstaltung in Berlin auf die Beine zu stellen. Zuletzt kam es durch die Krankheit des IBF-Weltmeisters Yoan Pablo Hernandez und die Verletzung des WBO-Champions Marco Huck zu zwei Absagen geplanter Titelverteidigungen im Cruisergewicht. Der Abend im Velodrom werde vor allem für die Fans in der Hauptstadt ein Hochgenuß sein, auf den sie sich freuen könnten. [1]

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Manuel Charr trifft auf Kevin Johnson

Am 12. April trifft der Kölner Schwergewichtler Manuel Charr im Bonner Telekom Dome auf den US-Amerikaner Kevin Johnson. Beide haben gegen Vitali Klitschko um den WBC-Titel gekämpft und verloren. Johnson unterlag dem Ukrainer im Dezember 2009 nach Punkten, Charrs Kampf gegen Klitschko im September 2012 in Moskau wurde wegen einer Gesichtsverletzung des Herausforderers abgebrochen.

Daß mit dem 34jährigen Amerikaner nicht zu spaßen ist, belegt unter anderem sein überzeugender Auftritt gegen Alex Leapai. Im April 2012 mußte der Australier nach einem Niederschlag in der neunten Runde die Segel streichen. Leapei steigt Ende April als Pflichtherausforderer der WBO mit Wladimir Klitschko in den Ring.

Manuel Charr und Kevin Johnson steht der Sinn nicht nach der Gürtelsammlung des jüngeren Klitschko, sie nehmen vielmehr den von Vitali niedergelegten WBC-Titel ins Visier. Die Jagd auf die Krone sei eröffnet, so der Kölner. Er werde sich seinen großen Traum erfüllen und Weltmeister werden, wobei der Weg dorthin über Johnson führe. [2] Sollte sich Charr tatsächlich durchsetzen, wäre das eine unabdingbare Voraussetzung, aber noch längst keine Eintrittskarte für einen Titelkampf. Am 10. Mai kämpfen Bermaine Stiverne und Chris Arreola um den vakanten Titel, worauf es der Sieger und neue Weltmeister mit dem US-Amerikaner Deontay Wilder zu tun bekommt. Dieser hat sich jüngst in einem Ausscheidungskampf gegen seinen Landsmann Malik Scott durchgesetzt, der bereits Mitte der ersten Runde geschlagen am Boden lag. Wilder blieb damit auch in seinem 31. Profikampf ungeschlagen, wobei er noch nie länger als vier Runden im Ring gestanden hat.

Alles weitere ist endgültig Zukunftsmusik, zumal eine ganze Reihe von Kandidaten Gewehr bei Fuß steht und Ansprüche auf einen Titelkampf geltend macht. Schaden kann es indessen nicht, die Werbetrommel kräftig zu rühren, denn wer sich nicht lautstark ins Gespräch bringt, fällt mit Sicherheit unter den Tisch.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/abraham-boxt-in-berlin/23.html

[2] http://www.boxen-heute.de/artikel/5616-duell-der-klitschko-gegnermanuel-charr-vs-kevin-johnson-am-12-april-2014-in-bonn.html

20. März 2014