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MELDUNG/1399: Überheblich tändelt sich Adrien Broner zum Sieg (SB)




Unmotivierter Auftritt mit überfordertem Carlos Molina

Adrien Broner wurde geraume Zeit als aufsteigender Stern am US-amerikanischen Boxhimmel gepriesen. Er trat Ende 2012 noch im Leichtgewicht an, wo er es im Laufe seines Siegeszugs zum WBC-Champion gebracht hatte. Auf der Jagd nach lukrativen Kämpfen und weiteren Titeln übersprang er das nächsthöhere Limit und stieg im Juni 2013 mit Paulie Malignaggi in den Ring, der dabei den Gürtel der WBA im Weltergewicht verteidigte. Wenngleich es Broner beträchtliche Mühe kostete, sich in der ungewohnten Gewichtsklasse zu behaupten, konnte er sich umstritten nach Punkten durchsetzen und dem New Yorker den Titel abnehmen.

Lange durfte sich der neue Weltmeister dieses Ruhms jedoch nicht erfreuen, da er bereits bei seiner ersten Titelverteidigung am 14. Dezember 2013 dem Argentinier Marcos Maidana unterlag, der ihn klar dominierte und ihm nach 27 Siegen in Folge die erste Niederlage beibrachte. Ende Januar 2014 wurde Broner auch der WBC-Titel im Leichtgewicht aberkannt, den er nach seinem Erfolg gegen Gavin Rees über ein Jahr nicht mehr verteidigt hatte. Da ein dauerhafter Wechsel ins Halbweltergewicht wenig aussichtsreich schien, wo so gefährliche Rivalen wie Lucas Matthysse oder Danny Garcia ihre Kreise ziehen, kündigte der US-Amerikaner eine Revanche mit Marcos Maidana an, die im Vertrag ihres ersten Kampfs als Option vereinbart worden war.

Die Frage, ob Adrien Broner wirklich gut beraten wäre, sich erneut mit dem Argentinier zu messen, wurde hinfällig, als Maidana der geplante Termin im April zu kurzfristig anberaumt war. So kam es, daß Marcos Maidana schließlich am 3. Mai im MGM Grand in Las Vegas auf Floyd Mayweather traf und sich bei der Punktniederlage gegen den Superstar bemerkenswert gut in Szene setzte. Broner bekam einen Auftritt im Vorprogramm, bei dem Carlos Molina sein Gegner war. Kritische Stimmen kanzelten dieses Duell jedoch schon im Vorfeld als Fehlgriff ab, da Molina schlichtweg zu klein und zu schwach wirkte, um es mit dem massiv gebauten Kontrahenten aufzunehmen.

Diese Einwände bestätigten sich, da Adrien Broner einen ungefährdeten Sieg davontrug, bei dem er freilich keine überzeugende Leistung bot. Hatte man nach der bitteren Niederlage gegen Maidana einen fulminanten Auftritt des US-Amerikaners erwartet, so wirkte dieser eher desinteressiert und wenig motiviert, mehr als das Nötigste zu tun. Hingegen boxte der Mexikaner beherzt und verpaßte dem Favoriten in der zweiten Runde zwei Volltreffer, die Broner in die Seile zurücktaumeln ließen. Er konnte von Glück reden, daß die Schlagwirkung Molinas nicht ausreichte, um ihn von den Beinen zu holen. Hätte er in dieser Szene Maidana vor sich gehabt, wäre es vermutlich um ihn geschehen gewesen.

Trotz seiner physischen Überlegenheit griff der US-Amerikaner immer wieder zu regelwidrigen Tricks wie Ellbogenstößen oder Ringereinlagen, die vom Referee nicht einmal moniert wurden. In der vierten Runde zog Broner endlich das Tempo an und landete diverse kurz angesetzte Schläge zum Kopf des Gegners, die freilich keine ersichtliche Wirkung zeitigten. Als der Amerikaner dem Kontrahenten den Unterarm ins Gesicht drückte, um ihn wegzuschieben, setzte es schließlich eine Ermahnung des Ringrichters, die jedoch folgenlos blieb.

Im fünften Durchgang begann Molinas rechtes Auge zuzuschwellen, was ihn im Laufe der Zeit doch erheblich einschränkte. Broner setzte indessen nicht entschlossen nach, sondern leistete sich einige lächerliche Showeinlagen. Nach der siebten Runde tanzte er solange vor seinem Gegner herum, bis der Referee ihn anwies, in seine Ecke zu gehen. Im folgenden Durchgang bewegte sich der Amerikaner unablässig umher, als imitiere er sein Idol Floyd Mayweather, dem er freilich nicht das Wasser reichen konnte. Molina hatte keinerlei Probleme, ihm den Weg abzuschneiden und ihn wieder in den Kampf zu verwickeln. Als Broner schließlich in der zehnten und letzten Runde seinen Gegner sogar anfaßte und herumdrehte, bestrafte ihn dieser für diese Angeberei mit einem Volltreffer an den Kopf. [1]

Die Punktrichter bedachten Adrien Broner mit einem einstimmigen Sieg (100:90, 99:91, 98:92), der allerdings viel zu hoch ausgefallen war. Während der Amerikaner seine Bilanz auf 28 gewonnene Kämpfe und einen verlorenen Auftritt verbesserte, stehen für Carlos Molina nun 17 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche.

Im anschließenden Interview mit Jim Gray vom Sender Showtime stellte Broner sein Licht nicht unter den Scheffel und erklärte, er habe mit diesem Kampf den Rost abgeschüttelt und fühle sich ausgezeichnet. Er habe definitiv gut ausgesehen und keinerlei Probleme mit diesem Gegner gehabt. Für ihn sei das eine ruhige Sparringssession gewesen, die vom Fernsehen übertragen wurde. Wenngleich ihn die Niederlage gegen Maidana bescheidener gemacht habe, sei er zuguterletzt immer noch Adrien Broner. Er habe noch längst nicht alles gezeigt und trete gegen jeden an. Nachdem er soeben den mexikanischen Lückenbüßer abgefertigt habe, wolle er im nächsten Schritt gegen Manny Pacquiao kämpfen. Da Broner immer ausfallender in seiner Wortwahl wurde, rief ihn Gray zur Ordnung und beendete wenig später das Gespräch. [1]

Adrien Broner hat den Kampf zwar unangefochten gewonnen, dabei jedoch sehr viel häufiger seine Überlegenheit mit überflüssigen Showeinlagen demonstrativ zur Schau gestellt, als boxerisch eingelöst. Gegner wie Eloy Perez, Gavin Rees oder nun Carlos Molina, die er leichterdings besiegen konnte, sind längst nicht so versiert wie Paulie Malignaggi und Marcos Maidana, die Broners Grenzen aufgezeigt haben.

Er ist zweifellos talentiert und sehr behende, doch keineswegs ein so exzellenter Konterboxer wie Floyd Mayweather, den er nachzuahmen versucht. Aufgrund seiner mäßigen Deckung handelt er sich zahlreiche Treffer ein, was nur solange gutgeht, wie sein Gegner nicht über eine ausgeprägte Schlagwirkung verfügt. Statt Carlos Molina vorzeitig zu besiegen, legte er lediglich einige Zwischenspurts ein und tändelte den Rest der Zeit herum. Mit dieser Vorstellung hat er sich keinen Gefallen getan und droht in dieser kritischen Phase seiner Karriere eher der Selbstüberschätzung zum Opfer zu fallen, als sich dort an die Arbeit zu machen, wo er tatsächlich steht. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/05/broner-decisions-molina-fails-to-impress/

[2] http://www.badlefthook.com/2014/5/4/5680040/making-the-grade-mayweather-vs-maidana-khan-vs-collazo-broner-vs-molina/

7. Mai 2014