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MELDUNG/1457: Abenteuer Macao finanziell hochriskant (SB)




Manny Pacquiao im November gegen Chris Algieri

Der Philippiner Manny Pacquiao verteidigt den Titel der WBO im Weltergewicht am 22. November im Venetian Casino & Resort von Macao gegen den US-Amerikaner Chris Algieri. Während der Herausforderer in 20 Profikämpfen ungeschlagen ist, stehen für den Weltmeister 56 Siege, fünf Niederlagen und zwei Unentschieden zu Buche. Nachdem Pacquiaos Promoter Bob Arum bereits vor einigen Tagen grünes Licht gegeben hatte, erzielte Algieri nun eine Einigung mit seinen Promotern Joe DeGuardia und Artie Pellulo über die Aufteilung der Einkünfte. Der Kampf wird vom Sender HBO im US-Bezahlfernsehen übertragen.

Bob Arum geht in finanzieller Hinsicht ein beträchtliches Risiko ein, die Veranstaltung in Macao durchzuführen, wo schon Pacquiaos Kampf gegen Brandon Rios im vergangenen Jahr über die Bühne ging. Mit nur 475.000 Buchungen erzielte die damalige Übertragung ein desaströses Ergebnis, wofür Arum später den Veranstaltungsort verantwortlich machte, der zahlreiche US-Medienvertreter von einer Teilnahme abgehalten hatte.

Was sich seither an diesem Hinderungsgrund geändert haben sollte, steht in den Sternen, weshalb man nur vermuten kann, daß Arum einen Zugang zum chinesischen Markt anstrebt. Ohne auf seine diesbezüglichen Gründe einzugehen, eröffnete er Dan Rafael vom Sender ESPN, daß der Vertrag unter Dach und Fach sei. Von seiner Seite habe es ohnehin keine Probleme gegeben, da sein Angebot weitgehend den Vorstellungen der Gegenseite entsprach. Algieri mußte sich nur noch mit seinen Promotern ins Benehmen setzen, um eine faire Aufteilung seines Anteils zu vereinbaren.

Noch ist nicht bekannt, welche Börse der Herausforderer erhält. Man geht jedoch davon aus, daß sie mehr als eine Million Dollar beträgt, wobei vor einigen Tagen unbestätigte Gerüchte kursierten, in denen von 1,5 Millionen die Rede war. Zu der Garantiesumme kommt wahrscheinlich noch ein prozentualer Anteil am Erlös des Bezahlfernsehens, der aber vergleichsweise gering ausfallen dürfte, sofern die Buchungsquote nicht wider Erwarten in den Himmel schießt.

Theoretisch könnte Pacquiao ins Halbweltergewicht absteigen, um dort gegen Algieri um dessen Titel zu kämpfen. Da der Philippiner jedoch seit Jahren im Weltergewicht antritt und dies auch in Zukunft tun wird, ist so gut wie sicher, daß der Kampf in diesem Limit ausgetragen wird. Im Juni hatte sich Algieri in Brooklyn knapp nach Punkten gegen Ruslan Prowodnikow durchgesetzt und ihn überraschend als WBO-Champion entthront. Es war kein mitreißender Kampf, doch machte der Herausforderer seine Sache insofern gut, als er den Favoriten fleißig ausboxte. Prowodnikow unterlief die taktische Fehleinschätzung, sich auf seine überlegene Schlagwirkung zu verlassen, mit der er jedoch nur selten zum Zuge kam. Er konnte oder wollte den Gegner nicht konsequent verfolgen, so daß ihn Algieri erfolgreich ausmanövrierte.

Die Mehrzahl der Experten dürfte sich einig sein, daß diese Vorgehensweise im Kampf mit Pacquiao zum Scheitern verurteilt wäre, da der Philippiner vehement boxt und energisch nachsetzt. Realistisch betrachtet hatte Algieri schon gegen den vergleichsweise unbeweglichen Prowodnikow das Glück auf seiner Seite, so daß ihm um so mehr die Mittel fehlen, dasselbe Kunststück im Falle Pacquiaos zu wiederholen. Das muß auch Bob Arum klar sein, der in seiner Prognose tunlichst nicht auf die boxerischen Kräfteverhältnisse einging, die allzu ungleich verteilt sein dürften.

Statt dessen sprach er von einem interessanten Kampf, weil Algieri nicht nur gut boxe, sondern auch einen Collegeabschluß besitze und daher ein Publikum anziehen könne, daß sich nicht nur aus eingefleischten Boxfans zusammensetzt. Das mag sich im ersten Moment nachvollziehbar anhören, ist aber bei näherer Prüfung schlichtweg aus der Luft gegriffen. Leuten wir Arum, der in Harvard studiert hat, könnte das Argument vielleicht einleuchten, doch ist diese Überlegung fernab des Durchschnittspublikums, dem die Bildung des Boxers schwerlich so viel bedeutet, daß es aus diesem Grund die teure Übertragung buchen würde.

So steht zu befürchten, daß Pacquiao mit diesem Auftritt eines der schlechtesten Ergebnisse seiner Karriere im Bezahlfernsehen ins Haus steht und die Verkaufszahl noch unter jener des vergangenen Jahres liegen wird. Ob Arum aus den Augen verloren hat, worauf die Boxfans tatsächlich Wert legen, sei dahingestellt. Fest steht hingegen, daß er ein hochkarätiges Beiprogramm auf die Beine stellen muß, um die Attraktivität der gesamten Veranstaltung zu erhöhen. Begnügt er sich hingegen mit relativ unbekannten Akteuren, spart er an der falschen Stelle. [1]


Fußnote:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/07/pacquiao-vs-algieri-a-done-deal-for-november-22nd/#more-179063

17. Juli 2014