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MELDUNG/1530: Danny Garcia kauft sich den Weg frei (SB)




Viktor Postol läßt sich mit einem Scheck vertrösten

Der in 29 Kämpfen ungeschlagene Danny Garcia ist Weltmeister der Verbände WBA und WBC im Halbweltergewicht. Er hat sich zweimal gegen Erik Morales durchgesetzt wie auch Amir Khan, Zab Judah und Lucas Matthysse das Nachsehen gegeben, so daß man ihm gewiß nicht nachsagen kann, er sei den gefährlichsten Gegnern in dieser Gewichtsklasse aus dem Weg gegangen. Spätestens seit seinem Sieg über den Argentinier Matthysse im September 2013 gehört der 26 Jahre alte US-Amerikaner aus Philadelphia zum Kreis jener namhaften Akteure, die sich Hoffnungen auf den ganz großen Wurf machen können. Garcia plant, ins Weltergewicht aufzusteigen, um dort womöglich eine Chance gegen Manny Pacquiao oder Floyd Mayweather zu bekommen.

Bis es soweit ist, scheint Danny Garcia keine unnötigen Risiken mehr eingehen zu wollen. So hat er sich mit dem Pflichtherausforderer Viktor Postol darauf geeinigt, daß dieser für eine Abfindung befristet auf sein Vorrecht verzichtet, den Weltmeister herauszufordern. Die Vereinbarung sieht vor, daß beide innerhalb der nächsten vier Monate gegen einen anderen Kontrahenten kämpfen können. Nach Ablauf dieser Frist muß Garcia binnen 90 Tagen gegen Postol antreten.

Dessen Manager Vadim Kornilow bestätigte gegenüber Dan Rafael vom Sender ESPN eine entsprechende Übereinkunft mit Garcias Berater Al Haymon und den Golden Boy Promotions. Diese Option komme beiden Seiten zugute und erlaube es Danny Garcia, zunächst einen bedeutenden Kampf auszutragen, bevor er seinen Titel gegen den Ukrainer verteidigt.

Für den in 26 Kämpfen ungeschlagenen Postol, der sich im Mai durch einen Sieg über Selcuk Aydin an die Spitze der WBC-Rangliste gesetzt hat, ist dies eine vorzügliche Ausgangsposition. Er kassiert eine Summe in ungenannter Höhe für seinen zwischenzeitlichen Verzicht, könnte zur Überbrückung einen Kampf bestreiten und bekommt im Anschluß den Weltmeister vor die Fäuste, der dann wohl nicht mehr Danny Garcia heißen wird. Jedenfalls geht man davon aus, daß dieser den Gürtel vorher freiwillig zurückgibt. Der 30 Jahre alte Postol würde dann entweder gegen die Nummer zwei der WBC-Rangliste, Lucas Matthysse, oder den drittplazierten Adrien Broner um den vakanten Titel kämpfen. Da der US-Amerikaner bei dem einflußreichen Berater Al Haymon unter Vertrag steht, dürfte er gute Aussichten haben, vorgezogen zu werden.

Danny Garcia wird wahrscheinlich seinen nächsten Kampf gegen Lamont Peterson bestreiten, der den IBF-Titel im Halbweltergewicht hält. Damit nimmt der WBA/WBC-Champion verglichen mit seinen letzten beiden Auftritten gegen Rod Salka und Mauricio Herrera zwar einen namhafteren Gegner aufs Korn, doch scheint dies zugleich eine lösbare Aufgabe zu sein, die ihm auf nicht allzu schwierige Weise den dritten Gürtel in dieser Gewichtsklasse bescheren dürfte. Peterson büßte viel von seiner Popularität ein, nachdem ihn der Argentinier Matthysse im vergangenen Jahr in nur drei Runden demontiert hatte.

Demgegenüber wäre eine Titelverteidigung gegen Viktor Postol ein riskanteres Unterfangen, bei dem Garcia mehr zu verlieren als zu gewinnen hätte. Der Ukrainer ist mit 1,80 m sehr groß für das Halbweltergewicht, boxt mit hoher Schlagfrequenz und verfügt über einen gefährlichen Jab. Da er dem US-Publikum bislang wenig bekannt ist, brächte ein Sieg keinen nennenswerten Zugewinn für Garcia. Eine Niederlage wäre hingegen fatal, da der Plan, ins Weltergewicht aufzusteigen und dort spektakuläre Kämpfe auszutragen, zur Makulatur würde. [1]

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Lockangebot in fiktiver Größenordnung

James DeGales Berater Ambrose Mendy stellt Carl Froch die astronomisch anmutende Summe von 4 Millionen britischen Pfund in Aussicht, sofern der WBA/IBF-Weltmeister im Supermittelgewicht seine Titel gegen den Ranglistenersten der IBF verteidigt. Mendy geht davon aus, daß der Champion keine Lust auf die Pflichtverteidigung hat und dessen Promoter Eddie Hearn aus diesem Grund Telefonanrufe bezüglich dieses Kampfs unbeantwortet läßt.

Im Lager des potentiellen Herausforderers würde man gern am 31. Januar gegen Froch antreten, da der Weltmeister diesen Termin für seinen nächsten Auftritt angekündigt hat. Der 37 Jahre alte Champion aus Nottingham hat den Dänen Mikkel Kessler, den Mexikaner Julio Cesar Chavez und den US-Amerikaner Anthony Dirrell als mögliche Gegner genannt, sich aber noch nicht endgültig entschieden.

Ein drittes Duell mit Kessler, gegen den der Brite einmal verloren und einmal gewonnen hat, würde wenig Sinn machen. Der Däne hat seit der Niederlage gegen Froch Anfang letzten Jahres nicht mehr im Ring gestanden und ist aufgrund seiner langen Untätigkeit bei allen vier maßgeblichen Verbänden aus den Top 15 gefallen. Chavez wäre wohl der Wunschgegner des Briten, zumal ein Duell in Las Vegas aufgrund der enormen Popularität des Mexikaners für hohe Einkünfte sorgen würde. Dieser hat jedoch offensichtlich kein Interesse an dem Briten. Damit bleibt im Grunde Dirrell erste Wahl, der ungeschlagen und amtierender WBC-Weltmeister ist.

Da James DeGale die unattraktivste Option ist, läßt dessen Berater nichts unversucht, den Kampf dennoch herbeizureden. Eine derart hohe Börse, wie er sie Froch garantiere, könne man einfach nicht ausschlagen, so Mendy. Und wenn Eddie Hearn der Ansicht sei, es handle sich um kein seriöses Angebot, liege er schief. DeGale könnte natürlich mit einem zwischenzeitlichen Sieg über einen namhaften Gegner sportliche Argumente beisteuern, doch tritt er am 22. November gegen Marco Antonio Periban an, der zwei seiner letzten drei Kämpfe verloren hat.

Da Froch und DeGale beide beim Promoter Matchroom unter Vertrag stehen und Eddie Hearn nicht abgeneigt sein dürfte, mit einem Duell seiner beiden Boxer die volle Kontrolle über die Vermarktung des Kampfs zu behalten, liegt es nahe, den angeblichen Disput mit Ambrose Mendy unter der Rubrik Werbung zu verbuchen. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/10/postol-agrees-to-step-aside-for-danny-garcia/#more-183055

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/10/degales-adviser-offers-froch-4m-for-fight/#more-183004

14. Oktober 2014