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MELDUNG/1590: Wer ist der "Boxer des Jahres 2014"? (SB)




Bei Boxingnews24.com fällt die Wahl auf Gennadi Golowkin

Die Fachjournalisten der renommierten Webseite Boxingnews24.com haben Gennadi Golowkin als "Boxer des Jahres 2014" ausgezeichnet. In ihrer Begründung nehmen sie Stellung zur Entscheidung bei ESPN, wo die entsprechende Wahl auf Terence Crawford gefallen ist, der Ricky Burns, Raymundo Beltran und Yuriorkis Gamboa besiegt hat. Wie sie einwenden, sei nur der Kampf des WBO-Weltmeisters im Leichtgewicht gegen Gamboa unterhaltsam gewesen, was aber vor allem an dem Kubaner gelegen habe. Die Siege über Burns und Beltran seien unglaublich langweilig ausgefallen, da Crawford fortgesetzt mit dem Jab und gelegentlichen Kontern arbeite, bis er seinen Vorsprung sicher nach Hause geboxt habe.

Demgegenüber sei der in 31 Kämpfen ungeschlagene Superchampion der WBA im Mittelgewicht einer der aufregendsten Boxer der gesamten Branche. Golowkin habe Osumanu Adama, Daniel Geale und Marco Antonio Rubio auf eindrucksvolle Weise vorzeitig besiegt. Wenngleich diese drei Gegner nicht die allergefährlichsten in dieser Gewichtsklasse sein mögen, habe sie der Kasache wie alle anderen Kontrahenten in den letzten fünf Jahren von Beginn an gejagt und zur Strecke gebracht. Golowkin habe keine Angst, selbst getroffen zu werden, und laufe nie im Ring umher, um dem Schlagabtausch aus dem Weg zu gehen. Vielmehr stelle er seinen Gegnern unablässig nach, gebe auf diese Weise spektakuläre Vorstellungen und lasse niemanden davonkommen.

Sollte sich der Kasache auch 2015 in dieser Manier durchsetzen, sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis er zu einem Star des Bezahlfernsehens aufsteige. Dabei könne er im Unterschied zu dem Philippiner Manny Pacquiao oder dem Mexikaner Saul "Canelo" Alvarez, die in ihren Heimatländern als Sportidole und Volkshelden verehrt werden, nicht auf eine gleichsam natürliche Fangemeinde zurückgreifen. Golowkin schaffe sich seine Anhänger allein durch begeisternde Leistungen im Ring und habe den Durchbruch beim US-Publikum so gut wie geschafft, was für Ausländer bekanntlich außerordentlich schwer ist.

Bei seinem nächsten Auftritt trifft der in Stuttgart lebende Kasache am 21. Februar in Monaco auf den Briten Martin Murray, der bislang 29 Siege, eine Niederlage und ein Unentschieden erzielt hat. Obgleich Murray in diesem Kampf als klarer Außenseiter antritt, wäre ein weiterer vorzeitiger Erfolg Golowkins doch bemerkenswert, da sich der Brite ungern treffen läßt, über eine ausgezeichnete Deckung verfügt und zu einer defensiven Kampfesweise neigt.

Setzt sich der Champion in Monte Carlo durch, will er den Sieger des Kampfs zwischen Miguel Cotto und Saul Alvarez herausfordern, der voraussichtlich Anfang Mai in Las Vegas ausgetragen wird. Da Cotto den WBC-Titel verteidigt und Golowkin seit seinem Sieg über Rubio Pflichtherausforderer bei diesem Verband ist, steht der Kasache kurz vor einer Zusammenführung der Titel. Sollte es zum Duell zwischen Cotto und Alvarez kommen und der Gewinner lieber den Gürtel zurückzugeben, als den Weg des Kasachen zu kreuzen, wäre dies ein weiteres klares Zeichen dafür, daß die Konkurrenz Golowkins Führungsposition inzwischen anerkennt. [1]

Einen Kampf gegen den ebenfalls ungeschlagenen Superchampion der WBA im Supermittelgewicht, Andre Ward, schließt der Kasache vorerst aus. Dieser würde sich eigenen Angaben zufolge nicht scheuen, im höheren Limit anzutreten, dort aber Julio Cesar Chavez vorziehen, da dieses Duell im Bezahlfernsehen vermarktet werden könnte. Auch der britische Weltmeister der WBA und IBF, Carl Froch, wäre für Golowkin eine Option, wenngleich diese sicher nicht so einträglich ausfiele wie ein Duell mit dem Mexikaner.

Ward gilt zwar noch immer als bester Akteur im Supermittelgewicht, hat aber seit seinem Sieg über Edwin Rodriguez im November 2013 nicht mehr im Ring gestanden und auch aktuell keinen Kampf in Aussicht. Angesichts dieser langen Abwesenheit ist er beim Publikum halbwegs in Vergessenheit geraten und daher kein Kandidat für das Bezahlfernsehen mehr. Deshalb schließt Golowkin ein Aufeinandertreffen mit dem Kalifornier zu einem späteren Zeitpunkt nicht aus, erteilt dieser Möglichkeit im Augenblick jedoch eine Absage.

Auch Chavez hat ein Jahr lang keinen Kampf mehr bestritten und dadurch an Popularität eingebüßt. Nach seiner Niederlage gegen den Argentinier Sergio Martinez 2012 ist er gegen keinen hochklassigen Gegner mehr angetreten. Zwar konnte er seine letzten beiden Auftritte gegen Brian Vera für sich entscheiden, der jedoch aus dem Mittelgewicht kam und ihm körperlich klar unterlegen war. An Golowkin hat der Mexikaner bislang kein Interesse gezeigt, weil dieser seines Erachtens noch nicht genügend Zuschauer mobilisieren kann. Sollte Chavez dem Ring weiter fernbleiben oder 2015 einem Gegner wie Carl Froch unterliegen, dürfte sich das Verhältnis zu Gennadi Golowkin umkehren. Der Kasache steigt in der Gunst des US-Publikums auf, während der Mexikaner langsam aber sicher abzustürzen droht. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/12/boxingnews24-coms-2014-fighter-of-the-year-gennady-golovkin/#more-186000

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/12/golovkin-not-interested-in-andre-ward-fight-wants-ppv-match-against-chavez-jr/#more-186022

28. Dezember 2014


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