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MELDUNG/1730: Die Pflicht kann warten (SB)



Deontay Wilder gegen Alexander Powetkin erst 2016

Alexander Powetkin muß noch eine Weile warten, bis er sich mit Deontay Wilder messen kann. Der Pflichtherausforderer des Verbands WBC im Schwergewicht trifft erst im nächsten Jahr auf den amtierenden Weltmeister, wenngleich die Verhandlungen im Oktober beginnen sollen. Der in 34 Profikämpfen ungeschlagene Champion tritt am 26. September in Kalifornien, Las Vegas oder Biloxi, Mississippi, zu einer weiteren freiwilligen Titelverteidigung an, bei der Tony Thompson oder Chris Arreola sein Gegner sein könnte, wie aus Kreisen des Senders CBS Sports verlautete. Beide Kandidaten sind erfahrene Schwergewichtler, die an einem guten Tag durchaus namhafte Akteure besiegen können.

Der 2,01 m große Wilder hat sich am vergangenen Wochenende in Birmingham, Alabama, gegen Eric Molina durchgesetzt, der sich besser als erwartet in Szene setzen konnte. Allerdings mußte der Herausforderer insgesamt viermal zu Boden gehen, bis er schließlich in der neunten Runde aus dem Kampf genommen wurde. Bis dahin hatte sich der an Nummer neun der WBC-Rangliste eingestufte Außenseiter nicht unterkriegen lassen und immer wieder beherzt mitgeboxt.

Hinterher waren die Meinungen geteilt, ob sich der Weltmeister lediglich zurückgehalten oder doch unerwartete Probleme mit dem vermeintlich leichten Gegner zu bewältigen hatte. Wilder ließ sich überraschend viel Zeit und schien es nicht darauf anzulegen, ein frühes Ende herbeizuführen. Dabei setzte er den Jab und seinen linken Haken häufiger als in früheren Kämpfen ein und brachte dafür seine Rechte nur sporadisch. Der Champion habe dem Kontrahenten absichtlich Raum gelassen, um ihn aufzuwerten und zugleich Ringpraxis über eine höhere Rundenzahl zu sammeln, meinten die einen. Dem hielten Kritiker entgegen, Wilder habe vor allem in der Anfangsphase einige Treffer abbekommen, die ihn gewarnt hätten. Molinas Konter dürften den Champion dazu bewogen haben, sich tunlichst keine Blöße zu geben.

Wenngleich der in Aussicht gestellte nächste Auftritt Deontay Wilders bereits in drei Monaten anberaumt ist, scheint dessen Trainer Jay Deas keine Einwände zu haben. Er könne sich ohne weiteres damit anfreunden, keine längeren Pausen einzulegen und regelmäßig anzutreten, zumal dies der Popularität seines Boxers zugute komme. Auch für Wilder selbst dürfte diese Spanne ausreichen, um kleine Blessuren aus dem Kampf gegen Molina auszukurieren, sich zu erholen und angemessen auf den nächsten Gegner vorzubereiten.

Chris Arreola wäre ein idealer Widersacher, um sich auf Alexander Powetkin einzustimmen. Die beiden sind gleich alt, ungefähr gleich groß und verfügen über eine ähnliche Schlagwirkung. Wenngleich der Russe technisch versierter als Arreola zu Werke geht, böte dieser doch genau das passende physische und boxerische Format, an dem Wilder Maß nehmen könnte. Bislang plant Chris Arreola einen Auftritt am 18. Juli in El Paso, für den jedoch noch kein Gegner verpflichtet wurde. Sollte die Wahl Wilders auf ihn fallen, müßte er entweder einen sehr kurzen Kampf von ein bis zwei Runden anpeilen oder diesen Auftritt absagen. Mit der Aussicht vor Augen, den WBC-Weltmeister herauszufordern, wäre Arreola sicher daran gelegen, sich nicht mit einem relativ unbedeutenden Kampf im Juli selber Steine in den Weg zu legen.

Der bereits 43 Jahre alte Tony Thompson wäre ebenfalls ein geeigneter Gegner für den Champion, der sich in diesem Fall allerdings einer etwas anderen Vorgehensweise als im Kampf gegen Eric Molina bedienen müßte. Wilder konnte am letzten Samstagabend relativ vorsichtig boxen und den Gegner dennoch auf Abstand halten. Thompson darf man erfahrungsgemäß nicht so viel Platz lassen, da er dann sofort losmarschiert. Da der Weltmeister das Kinn zu hoch hält und im Rückwärtsgang Schwächen erkennen läßt, wäre es keine gute Idee, dem versierten Veteranen eine solche Tür zu öffnen. Um Thompson keine Chance zu lassen, empfiehlt sich sofortiger Druck durch eine recht hohe Schlagfrequenz, bis dieser Gegner schließlich geschlagen am Boden liegt. Zumindest war das vor drei Jahren Wladimir Klitschkos Erfolgsrezept im zweiten Kampf gegen Thompson, der durch Abbruch in der sechsten Runde endete. [1]


Fußnote:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/06/deontay-wilder-to-fight-on-september-26th-arreola-and-tony-thompson-possibilities/#more-194830

16. Juni 2015


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