Daniel Jacobs profitiert von Sergio Moras Mißgeschick

Als bester Boxer im Mittelgewicht gilt Gennadi Golowkin, der Superchampion der WBA. Er bestreitet seinen nächsten Kampf am 17. Oktober im Madison Square Garden gegen IBF-Weltmeister David Lemieux aus Kanada. Gewissermaßen eine Etage unter dem Kasachen führt die WBA zugleich einen regulären Weltmeister, und diesen Gürtel hat Daniel Jacobs soeben in New York erfolgreich gegen Sergio Mora verteidigt. Der Kampf im Barclays Center nahm allerdings einen höchst seltsamen Verlauf, der das Publikum nicht gerade zu Begeisterungsstürmen hinriß.

Wenngleich beide Boxer in der Vergangenheit selten für besonders aufregende Kämpfe gesorgt hatten, gingen sie gleich in der ersten Runde heftig zur Sache. Zuerst schickte Jacobs den Gegner mit einer Rechten zu Boden. Als Mora rasch wieder auf die Beine gekommen war, setzte er ihm nach, wurde aber seinerseits von einer Linken auf die Bretter geschickt, die offensichtlich schwerer bei ihm einschlug als sein eigener Treffer beim Kontrahenten. Daraufhin gingen beide etwas vorsichtiger zu Werke, wobei der Weltmeister kurz vor der Pause die besseren Szenen hatte. [1]

Gegen Ende der zweiten Runde verfehlte Jacobs mit einem wuchtigen Schlag den Gegner, der jedoch beim Ausweichen ausrutschte und zu Boden stürzte. Ringrichter Gary Rosato wertete diese Aktion fälschlich als Niederschlag. Mora kam zwar wieder hoch und wollte den Kampf zunächst fortsetzen, doch hinkte er sichtlich und signalisierte dem Referee, daß er sich am Knöchel verletzt habe. Daraufhin beendete Rosato fünf Sekunden vor der Pause den Kampf. Während der in Brooklyn lebende Champion seine Bilanz auf 30 Siege und eine Niederlage verbesserte, stehen für seinen Kontrahenten aus Los Angeles nun 28 gewonnene, vier verlorene sowie zwei unentschieden beendete Auftritte zu Buche. [2]

Der 34 Jahre alte Herausforderer wurde auf einer Trage aus dem Ring transportiert und ins Krankenhaus gebracht. Wie er zuvor erklärt hatte, habe er sich den Knöchel gebrochen. Da er gekommen sei, um Jacobs den Gürtel abzujagen, fordere er einen Rückkampf. Davon wollte der Weltmeister jedoch nichts wissen, der sich eigenen Angaben zufolge fest vorgenommen hatte, Mora erstmals in dessen Karriere vorzeitig zu besiegen. Zwar sei die Verletzung dazwischengekommen, doch hätte er andernfalls wenige Runden später sein Vorhaben in die Tat umgesetzt. Er sehe keinen Grund für eine Revanche, sondern blicke nach vorn und wolle sich nun mit Peter Quillin messen, der ebenfalls in Brooklyn zu Hause sei.

Zu einem Rückkampf wird es schon deshalb nicht kommen, weil kaum jemand begeistert war, daß sich Jacobs überhaupt diesen Gegner ausgesucht hatte. Sergio Mora hatte sich einen Namen gemacht, als er die erste Staffel der populären Serie "The Contender" gewann. Er wurde 2008 durch einen überraschenden Sieg gegen den schlecht vorbereiteten Vernon Forrest Weltmeister im Halbmittelgewicht, verlor den Titel jedoch bereits drei Monate später bei der Revanche.

Daniel Jacobs hatte sich im August 2014 den vakanten WBA-Titel durch einen Sieg über den Australier Jarrod Fletcher gesichert und ihn im April 2015 gegen Caleb Truax erstmals erfolgreich verteidigt. Statt sich unter den Top 15 der WBA einen stärkeren Gegner wie Tureano Johnson, Chris Eubank jun., Arif Magomedow oder Willie Monroe jun. auszusuchen, war die Wahl des Weltmeisters auf Sergio Mora gefallen, wofür wohl eher sein Berater Al Haymon die Weichen gestellt hatte.

Im Kampf gegen Mora legte Jacobs zwar eine beträchtliche Schlagwirkung an den Tag, doch ließ er Nehmerqualitäten vermissen, zumal der Herausforderer nicht gerade für wuchtige Treffer bekannt war. Schon gegen den ebenfalls schwach schlagenden Jarrod Fletcher hatte Jacobs bedenklich gewackelt, so daß er wahrscheinlich gegen Peter Quillin schlechte Karten hätte und vorzeitig auf den Brettern landen würde. Da beide jedoch bei Al Haymon unter Vertrag stehen, ist diese Option wahrscheinlicher als etwa ein Kampf gegen den Pflichtherausforderer Chris Eubank aus England.

Peter Quillin ist mit einer Bilanz von 31 Siegen und einem Unentschieden noch ungeschlagen, wobei letzteres aus einem Kampf gegen den WBO-Weltmeister Andy Lee am 11. April im Barclays Center stammt. Quillin wäre selbst im Falle eines Sieges über den Iren nicht neuer Champion geworden, da er beim offiziellen Wiegen am Vortag zu schwer gewesen war. Sein nächster Auftritt ist für den 6. September vorgesehen, wobei der Gegner noch nicht feststeht. Sollte sich Al Haymon dafür entscheiden, Quillin und Jacobs später im Jahr gegeneinander antreten zu lassen, wird im Septemberkampf sicher der Schongang eingelegt. [3]