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MELDUNG/1853: Wenn die Pflicht ruft (SB)



Gilberto Ramirez fordert Arthur Abraham heraus

Der Pflichtherausforderer des Verbands WBO im Supermittelgewicht, Gilberto Ramirez, bekommt die Gelegenheit, Anfang nächsten Jahres gegen den amtierenden Weltmeister Arthur Abraham anzutreten. Die Verbandsführung hat den Promotern Top Rank und Sauerland Event eine Frist von 30 Tagen gesetzt, sich hinsichtlich der Konditionen dieses Kampfs zu einigen. Sollten die Verhandlungspartner keine Übereinkunft erzielen, kommt es zur Versteigerung der Austragungsrechte. Als Mindestgebot wurden 300.000 Dollar festgesetzt, wobei man davon ausgehen kann, daß die Gebote weit höher angesiedelt sein würden.

Wie üblich könnten in einem solchen Fall nicht nur die beteiligten Parteien, sondern auch andere Interessenten mitbieten, was bei dieser Titelverteidigung freilich nicht zu erwarten wäre. Die Versteigerung verläuft insofern verdeckt, als die Beteiligten jeweils nur ein schriftliches Gebot abgeben, ohne zu wissen, welche Summe die Konkurrenz in die Waagschale wirft. Der Meistbietende erwirbt die Rechte an der Durchführung des Kampfs, wobei dieser Betrag die Gesamtbörse bestimmt. Diese wird nach einem festgelegten Schlüssel prozentual zwischen dem Weltmeister und seinem Herausforderer aufgeteilt. Der ausrichtende Verband erhält in der Regel eine bestimmte Gebühr sowie einen Anteil der Börse.

Promoter Bob Arum hat für Top Rank bereits zum Ausdruck gebracht, daß er und Ramirez nicht bereit seien, vorerst auf ihr Anrecht zu verzichten, um Abraham die Chance einzuräumen, seinen Titel zunächst freiwillig gegen Bernard Hopkins zu verteidigen. Diese Option war im Gespräch und würde erfordern, daß sich der Pflichtherausforderer gegen Zahlung einer gewissen Summe bereiterklärt, einem anderen Kandidaten den Vortritt zu lassen.

Wie Arum weiter mitgeteilt hat, werde er Abrahams Lager ein substantielles Angebot machen, damit der Kampf in den USA ausgetragen werden kann. Es sei alles eine Frage des Geldes, so der Promoter des Mexikaners. Er mache sich aber auch keine Sorgen, falls das Duell in Deutschland über die Bühne gehen sollte. Die WBO werde sicher ein neutrales Kampfgericht gewährleisten. Sollte es indessen gelingen, die Veranstaltung vor US-amerikanischem Publikum auszutragen, schwebe ihm ein Termin im März und eine Übertragung beim Sender HBO vor.

Der 35jährige Arthur Abraham hat 44 Auftritte gewonnen und vier verloren. Er hat seinen Titel kürzlich in Hannover zum fünften Mal erfolgreich verteidigt und dabei den britischen Herausforderer Martin Murray knapp nach Punkten besiegt. Am Abend zuvor hatte der elf Jahre jüngere und in 33 Kämpfen ungeschlagene Gilberto Ramirez seinen Status als Kandidat für einen Kampf gegen den Berliner freiwillig aufs Spiel gesetzt und dabei Gevorg Khatchikian souverän in die Schranken gewiesen, der auf den Zetteln der Punktrichter fast alle Runden abgeben mußte.

Der Berater des Mexikaners, Sean Gibbons, ist der Auffassung, daß Abrahams Kampfesweise dem Herausforderer in die Hände spiele. Mit einer derartigen Größe, Reichweite und technischen Expertise habe es der Berliner kaum jemals im Mittelgewicht und erst recht nicht im Supermittelgewicht zu tun gehabt. Deswegen sei damit zu rechnen, daß der Weltmeister allergrößte Probleme bekommen werde. Ramirez boxe im Infight ebenso stark wie aus der Distanz und werde Geschichte schreiben. Er sei fest entschlossen, erster mexikanischer Champion in dieser Gewichtsklasse zu werden. [1]

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Dereck Chisora unterschreibt bei Sauerland

Der britische Schwergewichtler Dereck Chisora hat kurz nach der Trennung von seinem langjährigen Promoter Frank Warren einen Vertrag bei Sauerland Event unterschrieben. In wenigen Tagen soll der 31 Jahre alte frühere Europameister, für den 22 Siege und fünf Niederlagen zu Buche stehen, sein Debüt unter der Regie des Berliner Boxstalls geben. Er freue sich, mit den Sauerlands zusammenzuarbeiten, und schlage ein neues Kapitel in seiner Karriere auf, erklärte Chisora. Dank der Unterstützung durch dieses Team werde er bei seinem kommenden Auftritt in Hamburg einen unterhaltsamen Einstieg geben.

Promoter Nisse Sauerland, der gemeinsam mit seinem Bruder Kalle das Unternehmen ihres Vaters Wilfried Sauerland weiterführt, hieß Dereck Chisora im Team willkommen. Der Brite werde in einer Schwergewichtsszene, die endlich wieder in Bewegung gekommen und aufregend geworden sei, ein gehöriges Wort mitzureden haben. Ihn beeindrucke die Entschlossenheit und das Feuer dieses Boxers, der schon im kommenden Jahr gute Aussichten habe, sich für Titelkämpfe zu empfehlen.

Wenngleich Dereck Chisora fast alle bedeutenden Kämpfe verloren hat, gelang es ihm doch immer wieder, sich ins Gespräch zu bringen und eine neue Chance zu bekommen. Im Jahr 2007 unterlag er in einem Kampf um den britischen und den Commonwealth-Titel seinem Landsmann Tyson Fury. Auch gegen den damaligen WBC-Weltmeister Vitali Klitschko zog er 2012 den kürzeren. Im darauffolgenden Jahr mußte er sich David Haye geschlagen geben und bei der Revanche gegen Fury im November 2014 gelang es ihm nicht, sich für die Herausforderung Wladimir Klitschkos zu qualifizieren. Seit dieser Niederlage hat Chisora zwei Auftritte in Folge gewonnen. [2]


Fußnoten:

[1] http://espn.go.com/blog/dan-rafael/post/_/id/14580/abraham-ramirez-super-middleweight-mandatory-ordered

[2] http://espn.go.com/blog/dan-rafael/post/_/id/14614/heavyweight-chisora-signs-with-team-sauerland

4. Dezember 2015


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