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MELDUNG/1876: Guter Vorsatz trifft auf seinesgleichen (SB)


Vorschau auf ausgewählte Profikämpfe der kommenden Wochen


9. Januar: Vincent Feigenbutz gegen Giovanni de Carolis

Vincent Feigenbutz verteidigt den Titel des Interimsweltmeisters der WBA im Supermittelgewicht in Offenburg erneut gegen Giovanni de Carolis. Der 20jährige Karlsruher hatte ihren ersten Kampf im Oktober zwar einstimmig nach Punkten gewonnen, doch war das Ergebnis derart umstritten, daß eine Revanche anberaumt wurde. Während der Champion aus dem Team Sauerland mit einer Bilanz von 19 Siegen und einer Niederlage antritt, stehen für den 31 Jahre alten Italiener, der an Nummer 14 der WBA-Rangliste geführt wird, 23 gewonnene und sechs verlorene Auftritte zu Buche.

Wenngleich Giovanni de Carolis bei ihrem ersten Aufeinandertreffen durchaus Qualitäten an den Tag gelegt und Feigenbutz unerwartete Probleme bereitet hat, darf er doch keinesfalls zum Stolperstein für einen Kandidaten werden, der wie der Karlsruher den Anspruch erhebt, sich mit der Elite seiner Gewichtsklasse zu messen. Im Grunde hat ihm der Italiener einen Gefallen getan, als er ihn ins Straucheln brachte, ohne daß es zum Sturz gekommen wäre. Nun kann der junge Boxer mit seinem Team angemessene Pläne schmieden und seine Karriere solide aufbauen, wie ihm das Trainer Ulli Wegner dringend anempfiehlt.

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16. Januar: Deontay Wilder gegen Artur Szpilka

Deontay Wilder verteidigt den WBC-Titel im Schwergewicht im Barclays Center in Brooklyn zum dritten Mal. Der Weltmeister trifft auf den Polen Artur Szpilka, der nach Auffassung des Promoters Lou DiBella als eine gute Wahl gilt. Zum einen könne der Herausforderer eine beträchtliche lokale Fangemeinde mobilisieren, zum anderen sei er robust und liebe den Schlagabtausch. Daher könnten die Zuschauer vor Ort und beim übertragenden Sender Showtime mit einem unterhaltsamen Kampf rechnen. Während der 30jährige Champion aus Tuscaloosa in 35 Auftritten ungeschlagen ist und dabei nur einmal über die volle Distanz gehen mußte, stehen für den vier Jahre jüngeren Szpilka 20 Siege und eine Niederlage zu Buche.

Seit dieser Niederlage gegen Bryant Jennings im Januar 2014 hat der Pole vier Kämpfe in Folge gewonnen, darunter nach Punkten gegen seinen prominenten Landsmann Tomasz Adamek, dem er im November 2014 einen der bedeutendsten Schwergewichtskämpfe in der polnischen Geschichte lieferte. Danach setzte er sich auch gegen Yasmany Consuegra, Manuel Quezada und Ty Cobb durch. Der Rechtshänder tritt zwar als Außenseiter gegen Wilder an, wird aber mit Sicherheit versuchen, es dem Champion mit seinem angriffslustigen Stil nicht leichtzumachen. Szpilka war im Frühjahr nach Houston umgezogen, wo er von Ronnie Shields trainiert wird.

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16. Januar: Wjatscheslaw Hlaskow gegen Charles Martin

Im Vorprogramm des Titelkampfs zwischen Deontay Wilder und Artur Szpilka in Brooklyn kommt es zu einem weiteren Duell des Schwergewichts. Die Nummer eins der IBF-Rangliste, Wjatscheslaw Hlaskow, trifft dabei im Kampf um den vakanten Titel der IBF auf den an vierter Stelle plazierten Charles Martin. Während der 31jährige Ukrainer 21 Auftritte gewonnen und einen unentschieden beendet hat, kann sein zwei Jahre jüngerer und ebenfalls ungeschlagener US-amerikanischer Gegner mit 22 Siegen sowie einem Unentschieden aufwarten.

Wenngleich der 1,90 m große Ukrainer, der in Fort Lauderdale, Florida, lebt, als Favorit gilt, tritt sein 1,96 m messender Gegner aus Carson in Kalifornien nicht ohne Chancen an, sich den Gürtel zu sichern. Kritiker Hlaskows erinnern daran, daß man bei etlichen Entscheidungen zugunsten des Ukrainers durchaus geteilter Meinung sein konnte. So war das Unentschieden gegen Malik Scott vor zwei Jahren umstritten, und auch der Aufbaugegner Derric Rossy und der Cruisergewichtler Steve Cunningham machten gegen Hlaskow eine so gute Figur, daß dieser von Glück und der Gunst der Punktrichter reden konnte, die Oberhand behalten zu haben.

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16. Januar: David Haye gegen Mark de Mori

Nach dreieinhalb Jahren Pause kehrt der britische Schwergewichtler David Haye in den Ring zurück. Der 35jährige trifft in der Londoner O2 Arena auf den zwei Jahre jüngeren Australier Mark de Mori, der in Kroatien lebt. Haye, der früher Champion im Cruiser- und Schwergewicht war, zog 2011 im Duell zweier Weltmeister gegen Wladimir Klitschko den kürzeren. Im Februar 2012 inszenierte er auf der Pressekonferenz nach der Niederlage Dereck Chisoras gegen Vitali Klitschko zusammen mit seinem Londoner Kollegen einen handgreiflichen Streit, der in einen lukrativen Kampf mündete, in dem Haye seinen Rivalen im Juli 2012 vorzeitig besiegte. Dies sollte bei einer Bilanz von 26 Siegen und zwei Niederlagen sein vorerst letzter Auftritt bleiben, da ihn im folgenden Jahr eine schwere Schulterverletzung außer Gefecht setzte.

Mark de Mori, für den 30 Siege, eine Niederlage sowie zwei Unentschieden zu Buche stehen, wird in der WBA-Rangliste an Nummer zehn geführt. Der Australier hat seit September 2004 nicht mehr verloren und seine letzten vier Kämpfe in Deutschland oder Kroatien ausgetragen. De Mori hat fast ausnahmslos drittklassige Gegner besiegt und sich unentschieden von Alex Leapai getrennt, der sein bei weitem bekanntester Widersacher war.

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23. Januar: Robert Guerrero gegen Danny Garcia

Robert Guerrero wird in der aktuellen WBC-Rangliste im Weltergewicht an Nummer sechs geführt, was jedoch nicht darüber hinwegtäuschen kann, daß er im Falle einer Niederlage endgültig auf dem absteigenden Ast wäre. Er bekommt es in Los Angeles mit Danny Garcia zu tun, der als Favorit in den Ring steigt. Während für Guerrero 33 Siege, drei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, ist Garcia in 31 Kämpfen ungeschlagen. Trotz dieser makellosen Bilanz zieht er nur dem Schein nach unangefochten seine Kreise, da er seinerseits seit geraumer Zeit überzeugende Auftritte vermissen läßt.

Der 33 Jahre alte Robert Guerrero hat zwei seiner letzten vier Kämpfe verloren. Zudem sind nicht wenige Experten und Fans der Auffassung, daß ihm die Punktrichter bei seinem knappen Sieg gegen Aaron Martinez im Juni ein unverdientes Geschenk gemacht haben. Danny Garcia war früher Weltmeister zweier Verbände im Halbweltergewicht, bis es zu eng für ihn wurde, weshalb er ins Weltergewicht aufstieg. Dort besiegte er den körperlich unterlegenen Rod Salka und setzte sich in der Folge nur umstritten gegen Lamont Peterson durch. Anfang August 2015 traf er auf Paulie Malignaggi, der zwei seiner letzten vier Kämpfe verloren hatte und kein ernsthafter Prüfstein für seinen ungeschlagenen Gegner war, der sich in der neunten Runde durchsetzte.

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30. Januar: Sergej Kowaljow gegen Jean Pascal

Sergej Kowaljow verteidigt die Titel der Verbände WBA, WBO und IBF im Halbschwergewicht im Bell Centre in Montreal gegen den Lokalmatador Jean Pascal. An gleicher Stelle hatte der Russe den Kanadier am 14. März 2015 nach einem turbulenten Kampf in der achten Runde besiegt. Bei seinem letzten Auftritt machte der Weltmeister am 25. Juli in Las Vegas kurzen Prozeß mit dem Pflichtherausforderer Nadjib Mohammedi aus Frankreich, der sich im dritten Durchgang geschlagen geben mußte. Damit blieb der 32jährige Russe unangefochten Champion und baute seine Bilanz auf 28 Siege sowie ein Unentschieden aus.

Im Rahmen derselben Veranstaltung trat der ein Jahr ältere Jean Pascal gegen Yunieski Gonzalez an, der ihm wesentlich größere Probleme als erwartet bereitete. Der Kanadier gewann zwar einstimmig nach Punkten, doch hatten buchstäblich alle Medienvertreter am Ring den Kubaner in Führung gesehen oder ihm wenigstens ein Unentschieden attestiert. Pascal, der dank dieses umstrittenen Erfolgs seine Bilanz auf 30 Siege, drei Niederlagen und ein Unentschieden verbesserte, hofft mit Hilfe seines neuen Trainers Freddie Roach, Kowaljow bei ihrer Revanche die Stirn bieten zu können.

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30. Januar: George Groves gegen Andrea di Luisa

Der britische Supermittelgewichtler George Groves, für den 21 Siege und drei Niederlagen zu Buche stehen, trifft in der Londoner Copper Box auf den Italiener Andrea di Luisa, für den 18 gewonnene und drei verlorene Auftritte notiert sind. Es ist der erste Kampf des Briten seit dem knappen Scheitern an WBC-Weltmeister Badou Jack, dem er am 12. September in Las Vegas unterlag. Die beiden anderen Niederlagen bezog er jeweils in Titelkämpfen gegen seinen Landsmann Carl Froch.

Groves wird bei seiner Rückkehr in den Ring erstmals von seinem neuen Trainer Shane McGuigan betreut. Er fühle sich bereits nach wenigen Wochen der Zusammenarbeit regelrecht verjüngt, habe wieder Freude am Boxen und wolle auf die Siegerstraße zurückkehren. Die Niederlage gegen Badou Jack sei sehr frustrierend gewesen. Er werde mit einem vorzeitigen Sieg gegen den Italiener die Weichen für einen erfolgreichen neuen Anlauf stellen und sei zuversichtlich, mit dem richtigen Trainer an seiner Seite den höchsten Gipfel zu erklimmen.

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20. Februar: Felix Sturm gegen Fjodor Tschudinow

Felix Sturm trifft in Oberhausen erneut auf Fjodor Tschudinow, den regulären Weltmeister der WBA im Supermittelgewicht. Während für den 36jährigen früheren Champion der Verbände WBA, IBF und WBO im Mittelgewicht aus Köln 39 Siege, fünf Niederlagen sowie drei Unentschieden zu Buche stehen, ist der acht Jahre jüngere Russe in vierzehn Auftritten ungeschlagen, von denen er zehn vorzeitig beenden konnte. Sturm hat seit der knappen Punktniederlage gegen Tschudinow im Mai 2015 in Frankfurt/Main nicht mehr im Ring gestanden, gegen die er beim Verband Protest eingelegt hat und daraufhin eine Revanche zugesprochen bekam.

Fjodor Tschudinow ist der jüngere Bruder des Mittelgewichtlers Dimitri Tschudinow, den er hinsichtlich seiner boxerischen Qualitäten übertrifft. Seit dem knappen Punktsieg gegen Felix Sturm hat sich der jüngere Tschudinow im September in der Wembley Arena einstimmig nach Punkten gegen den Briten Frank Buglioni durchgesetzt. Wenngleich der Russe nicht gerade eine beeindruckende Vorstellung gab, dominierte er das Geschehen im Ring. Buglioni schlug ihn zwar am Ende der sechsten Runde nieder, doch erfolgte diese Aktion eindeutig nach dem Pausengong, worauf der Ringrichter den Londoner wegen dieser groben Regelwidrigkeit mit dem Abzug zweier Punkte bestrafte.

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27. Februar: Marco Huck gegen Ola Afolabi

Marco Huck, der lange Jahre WBO-Weltmeister im Cruisergewicht war, trifft in Halle/Westfalen zum vierten Mal auf Ola Afolabi. Die drei vorangegangenen Duelle verliefen durchweg spannend und relativ ausgeglichen, wobei Huck mit zwei Siegen und einem Unentschieden besser als der Brite abschnitt. Der 31jährige Huck hatte am 14. August in Newark, New Jersey, bei seinem Debüt in Eigenregie wie auch in den USA den Titel überraschend an den Polen Krzysztof Glowacki verloren. In einem dramatischen Duell setzte sich der Herausforderer in der elften Runde durch. Mit einer Bilanz von 38 Siegen, drei Niederlagen sowie einem Unentschieden schickt sich Huck an, erneut einen Titel zu gewinnen.

Ola Afolabi, der 22 Auftritte gewonnen, vier verloren und vier unentschieden abgeschlossen hat, mußte sich im April in Argentinien im Kampf um den Interimstitel der IBF Victor Emilio Ramirez einstimmig nach Punkten geschlagen geben. Am 4. November meldete er sich in Kasan eindrucksvoll zurück, wo er den Russen Rachim Tschachkijew überraschend in der fünften Runde besiegte und sich den Titel des kleineren Verbands IBO sicherte.

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5. März: Ruslan Tschagajew gegen Lucas Browne

Ruslan Tschagajew verteidigt den regulären WBA-Titel im Schwergewicht in der Achmat-Arena von Grosny gegen den Pflichtherausforderer Lucas Browne. Der Australier hat diesen Status bereits seit Februar 2015 inne, doch wollte der Champion zunächst Fres Oquendo am 17. Oktober in Kiel Gelegenheit zur Revanche geben. Zwei Wochen vor dem geplanten Kampf zog sich der Puertoricaner jedoch eine Schulterverletzung zu, so daß er seinen nächsten Ringauftritt auf unbestimmte Zeit verschieben mußte. Diese Entwicklung öffnete Browne die Tür, der nun an die Reihe kommt, sich mit dem in Hamburg lebenden Usbeken zu messen.

Der 36jährige Browne ist von hünenhafter Gestalt, in 23 Kämpfen ungeschlagen und steht bei dem britischen Promoter Ricky Hatton unter Vertrag. Der Australier hat 2015 nur einen einzigen Kampf bestritten. Er traf dabei am 14. August auf Julius Long, der ihm größere Probleme als erwartet bereitete, bis er sich schließlich in der neunten Runde geschlagen geben mußte. Ruslan Tschagajew hatte ein Jahr nicht mehr im Ring gestanden, als er am 11. Juli 2015 zu einer freiwilligen Titelverteidigung in Magdeburg gegen Francesco Pianeta antrat, der bereits in der ersten Runde die Segel streichen mußte. Der 37 Jahre alte Tschagajew, für den 34 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, verteidigt seinen im Juli 2013 gewonnenen Titel gegen Lucas Browne erst zum zweiten Mal.

1. Januar 2016


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