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MELDUNG/1900: Ein Wiedersehen mit alten Bekannten (SB)


Vorschau auf ausgewählte Profikämpfe der kommenden Wochen


20. Februar: Felix Sturm gegen Fjodor Tschudinow

Felix Sturm trifft in Oberhausen erneut auf Fjodor Tschudinow, den regulären Weltmeister der WBA im Supermittelgewicht. Während für den 36jährigen früheren Champion der Verbände WBA, IBF und WBO im Mittelgewicht aus Köln 39 Siege, fünf Niederlagen sowie drei Unentschieden zu Buche stehen, ist der acht Jahre jüngere Russe in vierzehn Auftritten ungeschlagen, von denen er zehn vorzeitig beenden konnte. Sturm hat seit der knappen Punktniederlage gegen Tschudinow im Mai 2015 in Frankfurt/Main nicht mehr im Ring gestanden, gegen die er beim Verband Protest eingelegt hat und daraufhin eine Revanche zugesprochen bekam.

Fjodor Tschudinow ist der jüngere Bruder des Mittelgewichtlers Dimitri Tschudinow, den er hinsichtlich seiner boxerischen Qualitäten übertrifft. Seit dem knappen Punktsieg gegen Felix Sturm hat sich der jüngere Tschudinow im September in der Wembley Arena einstimmig nach Punkten gegen den Briten Frank Buglioni durchgesetzt. Wenngleich der Russe nicht gerade eine beeindruckende Vorstellung gab, dominierte er doch das Geschehen im Ring. Buglioni schlug ihn zwar am Ende der sechsten Runde nieder, doch erfolgte diese Aktion eindeutig nach dem Pausengong, worauf der Ringrichter den Londoner wegen dieser groben Regelwidrigkeit mit dem Abzug zweier Punkte bestrafte.

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27. Februar: Marco Huck gegen Ola Afolabi

Marco Huck, der lange Jahre WBO-Weltmeister im Cruisergewicht war, trifft in Halle/Westfalen zum vierten Mal auf Ola Afolabi. Die drei vorangegangenen Duelle verliefen durchweg spannend und relativ ausgeglichen, wobei Huck mit zwei Siegen und einem Unentschieden besser als der Brite abschnitt. Der 31jährige Huck hatte am 14. August in Newark, New Jersey, bei seinem Debüt in Eigenregie wie auch in den USA den Titel überraschend an den Polen Krzysztof Glowacki verloren. In einem dramatischen Duell setzte sich der Herausforderer in der elften Runde durch. Mit einer Bilanz von 38 Siegen, drei Niederlagen sowie einem Unentschieden schickt sich Huck an, erneut einen Titel zu gewinnen.

Ola Afolabi, der 22 Auftritte gewonnen, vier verloren und vier unentschieden abgeschlossen hat, mußte sich im April in Argentinien im Kampf um den Interimstitel der IBF Victor Emilio Ramirez einstimmig nach Punkten geschlagen geben. Am 4. November meldete er sich in Kasan eindrucksvoll zurück, wo er den Russen Rachim Tschachkijew überraschend in der fünften Runde besiegte und sich den Titel des kleineren Verbands IBO sicherte.

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27. Februar: Terence Crawford gegen Hank Lundy

Terence Crawford verteidigt den Titel der WBO im Halbweltergewicht im Madison Square Garden gegen Hank Lundy. Der in 27 Kämpfen unbesiegte Champion hatte sich für seine zweite Titelverteidigung einen namhafteren Gegner erhofft, doch scheint Lundy der beste Kontrahent gewesen zu sein, der bereit war, sich mit ihm zu messen. Crawford war einer von drei Kandidaten, die sein Promoter Bob Arum dem Philippiner Manny Pacquiao für dessen mutmaßlichen Abschiedskampf am 9. April zur Auswahl vorgeschlagen hatte. Da sich Pacquiao für ein drittes Duell mit Timothy Bradley entschieden hat, muß Crawford anstelle des erhofften spektakulären Auftritts in Las Vegas und einer millionenschweren Börse vorerst kleinere Brötchen backen.

Hank Lundy, für den 26 Siege, fünf Niederlagen und ein Unentschieden zu Buche stehen, tritt als krasser Außenseiter an, zumal er zwei seiner letzten drei Kämpfe verloren hat. Überdies hat er auch gegen Thomas Dulorme und Raymundo Beltran den kürzeren gezogen, mit denen Crawford in Titelkämpfen problemlos fertiggeworden ist. Lundy boxt nicht in derselben Liga wie Victor Postol, Mauricio Herrera, Lucas Matthysse oder Lamont Peterson, war aber kurzfristig zu haben.

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27. Februar: Felix Verdejo gegen William Silva

Im Rahmen derselben Veranstaltung im Madison Square Garden bietet Bob Arum auch seinen zweiten Trumpf auf, der nach dem Rücktritt Manny Pacquiaos die Fans faszinieren und die Kasse füllen soll. Der in 19 Kämpfen ungeschlagene Felix Verdejo trifft im Leichtgewicht auf William Silva, der aus 20 Auftritten als Sieger hervorgegangen ist. Während der 22jährige Puertoricaner in der WBO-Rangliste an Nummer sechs geführt wird und den Latino-Titel dieses Verbands verteidigt, ist sein Gegner derzeit an fünfzehnter Stelle plaziert.

Der 28 Jahre alte William Silva kann mit einer beachtlichen Bilanz aufwarten, die er freilich vor allem mit weithin unbekannten Gegnern in Brasilien erwirtschaftet hat. Bei seinen letzten vier Auftritten setzte er sich gegen Adam Mate, Pabli Martin Barboza, Hector Carlos Santana und Rodrigo Monteiro durch. Im Kampf mit Verdejo erwartet ihn eine Aufgabe, der er schwerlich gewachsen sein dürfte.

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5. März: Ruslan Tschagajew gegen Lucas Browne

Ruslan Tschagajew verteidigt den regulären WBA-Titel im Schwergewicht in der Achmat-Arena von Grosny gegen den Pflichtherausforderer Lucas Browne. Der Australier hat diesen Status bereits seit Februar 2015 inne, doch wollte der Champion zunächst Fres Oquendo am 17. Oktober in Kiel Gelegenheit zur Revanche geben. Zwei Wochen vor dem geplanten Kampf zog sich der Puertoricaner jedoch eine Schulterverletzung zu, so daß er seinen nächsten Ringauftritt auf unbestimmte Zeit verschieben mußte. Diese Entwicklung öffnete Browne die Tür, der nun an die Reihe kommt, sich mit dem in Hamburg lebenden Usbeken zu messen.

Der 36jährige Browne ist von hünenhafter Gestalt, in 23 Kämpfen ungeschlagen und steht bei dem britischen Promoter Ricky Hatton unter Vertrag. Der Australier hat 2015 nur einen einzigen Kampf bestritten. Er traf dabei am 14. August auf Julius Long, der ihm größere Probleme als erwartet bereitete, bis er sich schließlich in der neunten Runde geschlagen geben mußte. Ruslan Tschagajew hatte ein Jahr nicht mehr im Ring gestanden, als er am 11. Juli 2015 zu einer freiwilligen Titelverteidigung in Magdeburg gegen Francesco Pianeta antrat, der bereits in der ersten Runde die Segel streichen mußte. Der 37 Jahre alte Tschagajew, für den 34 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, verteidigt seinen im Juli 2013 gewonnenen Titel gegen Lucas Browne erst zum zweiten Mal.

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12. März: Keith Thurman gegen Shawn Porter

Keith Thurman verteidigt den Titel des regulären WBA-Weltmeisters im Weltergewicht in Uncasville, Connecticut, gegen den früheren IBF-Champion Shawn Porter. Während Thurman in 26 Kämpfen ungeschlagen ist, stehen für den Herausforderer 26 Siege, eine Niederlage sowie ein Unentschieden zu Buche. Wie die beiderseitigen Bilanzen zeigen, handelt es sich um ein Duell zweier hochklassiger Akteure, was um so mehr gilt, als die Karten in dieser Gewichtsklasse neu gemischt werden. Der Rückzug Floyd Mayweathers und das angekündigte Karriereende Manny Pacquiaos, der im April seinen Abschiedskampf gegen den WBO-Weltmeister Timothy Bradley bestreitet, hinterlassen eine Lücke, die gefüllt werden will.

Shawn Porter hatte seinen Titel 2014 an den Briten Kell Brook verloren, der sich knapp nach Punkten gegen ihn durchsetzen konnte. Seither hat der 28jährige zwei Kämpfe überzeugend gewonnen und dabei Erick Bone und Adrien Broner in die Schranken gewiesen. Der ein Jahr jüngere Keith Thurman hat 2014 Leonard Bundu und Julio Diaz bezwungen sowie 2015 Luis Collazo und Robert Guerrero das Nachsehen gegeben. Er muß sich allerdings den Vorwurf gefallen lassen, bei den genannten Auftritten teils auf alternde Kontrahenten zurückgegriffen zu haben und überdies nicht gerade souverän zu Werke gegangen zu sein.

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12. März: Jürgen Brähmer gegen Thomas Oosthuizen

Jürgen Brähmer verteidigt den Titel des regulären WBA-Weltmeisters im Halbschwergewicht im Neubrandenburger Jahnsportforum freiwillig gegen Thomas Oosthuizen. Der Kampf sollte ursprünglich bereits am 7. November in Monte Carlo ausgetragen werden, mußte aber wegen einer Verletzung an der Hand, die sich der Schweriner im Trainingslager zugezogen hatte, verschoben werden. Während der 37jährige Brähmer 47 Kämpfe gewonnen und zwei verloren hat, stehen für seinen zehn Jahre jüngeren südafrikanischen Gegner 25 Siege und zwei Unentschieden zu Buche.

Bei seiner sechsten Titelverteidigung kehrt Brähmer, der wie der Herausforderer in der Rechtsauslage kämpft, in jene Arena zurück, in der er im Dezember 2013 durch einen einstimmigen Punktsieg über den US-Amerikaner Marcus Oliveira den vakanten Gürtel gewonnen hatte. Seither hat er sich gegen Enzo Maccarinelli, Roberto Feliciano Bolonti, Pawel Glazewski, Robin Krasniqi und Konni Konrad durchgesetzt. Der aktuell an Nummer neun der WBA-Rangliste geführte Thomas Oosthuizen ist zwar ungeschlagen, konnte sich aber glücklich schätzen, in seinen Kämpfen gegen Brandon Gonzalez und Isaac Chilemba jeweils mit einem Unentschieden davongekommen zu sein.

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12. März: David Lemieux gegen James de la Rosa

David Lemieux, für den 34 Siege und drei Niederlagen zu Buche stehen, trifft in seiner Heimatstadt Montreal auf James de la Rosa aus Texas, der bislang 23 Auftritte gewonnen und drei verloren hat. Für den ehemaligen IBF-Weltmeister im Mittelgewicht ist das insofern eine enttäuschende Wahl, da zeitweise mit Willie Monroe und Curtis Stevens zwei wesentlich anspruchsvollere Gegner im Gespräch gewesen waren.

Der Texaner hat 2014 drei Kämpfe bestritten und dabei im September nach Punkten gegen Alfredo Angulo gewonnen, der schlichtweg zu langsam für ihn war. Im Dezember wurde De la Rosa jedoch von Hugo Centeno in der fünften Runde besiegt, worauf er 2015 kein einziges Mal im Ring stand. Wie er geltend macht, habe er sich mit Hilfe seines Trainers James Johnson neu erfunden und gehe mit frischem Schwung zu Werke. Er werde allen zeigen, daß David Lemieux nicht das ist, wozu er hochstilisiert wird.

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26. März: Kell Brook gegen Kevin Bizier

Kell Brook verteidigt den IBF-Titel im Weltergewicht in Sheffield gegen Kevin Bizier. Für den in 35 Kämpfen ungeschlagenen Lokalmatador ist dies der erste Auftritt seit Mai 2015, da er einen am 24. Oktober geplanten Kampf gegen den Argentinier Diego Chaves wegen einer Rippenverletzung absagen mußte. Trotz der langen Pause steigt der Champion als klarer Favorit mit dem Herausforderer aus Quebec in den Ring, für den 25 Siege und zwei Niederlagen zu Buche stehen.

Wie Kämpfe verlaufen, hänge nicht zuletzt davon ab, wie die beiderseitigen Stile ineinandergreifen. Bizier gehe offensiv zu Werke und sei zweifellos fest entschlossen, den Gürtel mit nach Hause zu nehmen. Er kenne dieses Gefühl nur zu gut, seit er 2014 nach Kalifornien gereist sei und dort Shawn Porter den Titel abgejagt habe, so der Weltmeister. Da der Kanadier nichts unversucht lassen werde, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, müsse er ihn aus allen Rohren feuernd empfangen und kunstgerecht abfertigen.

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9. April: Manny Pacquiao gegen Timothy Bradley

Manny Pacquiao kehrt in Las Vegas als Herausforderer des WBO-Weltmeisters im Weltergewicht, Timothy Bradley, in den Ring zurück. Ob es wie angekündigt die Abschiedsvorstellung des philippinischen Volkshelden wird, ließ sein Promoter Bob Arum aber offen. Während für Pacquiao 57 Siege, sechs Niederlagen und zwei Unentschieden zu Buche stehen, hat Bradley 33 Auftritte gewonnen sowie je einen verloren und unentschieden abgeschlossen. Für den 37jährigen Philippiner ist es der erste Auftritt seit seiner Niederlage im Titelkampf gegen Floyd Mayweather am 2. Mai 2015, der mit einem Gesamtumsatz von 600 Millionen Dollar und 4,6 Millionen Buchungen im Bezahlfernsehen für phantastische Rekordergebnisse sorgte.

Gegen Bradley hat Pacquiao schon zweimal gekämpft: Das erste Duell endete im Juni 2012 mit einer der krassesten Fehlentscheidungen der jüngeren Boxgeschichte. Obgleich so gut wie alle Beobachter den Philippiner als klaren Sieger gesehen hatten, wurde Bradley ein knapper Punktsieg zuerkannt, der damit den WBO-Titel im Weltergewicht geschenkt bekam. Pacquiaos erste Niederlage seit über sieben Jahren war zugleich ein herber Rückschlag für die damals schon laufenden Verhandlungen über einen hochdotierten Kampf gegen Floyd Mayweather. Im April 2014 kam es zur Revanche zwischen dem Philippiner und Timothy Bradley. Diesmal setzte sich Pacquiao noch klarer durch und bekam verdientermaßen den einstimmigen Punktsieg zugesprochen.

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9. April: Arthur Abraham gegen Gilberto Ramirez

Arthur Abraham verteidigt den Titel der WBO im Supermittelgewicht im MGM Grand in Las Vegas gegen den Pflichtherausforderer Gilberto Ramirez. Der 35jährige Berliner, für den 44 Siege und vier Niederlagen zu Buche stehen, hat bislang dreimal in den USA gekämpft. Mit einem der besten Auftritte seiner Karriere setzte er sich 2008 bei der Revanche gegen Edison Miranda in Hollywood, Florida, durch. In den beiden anderen Kämpfen mußte er sich hingegen im Super-Six-Turnier geschlagen geben. Er unterlag Andre Dirrell 2010 in Detroit durch Disqualifikation und war im folgenden Jahr in Carson, Kalifornien, chancenlos gegen Andre Ward.

Der in 33 Auftritten ungeschlagene Gilberto Ramirez ist 24 Jahre alt und hat sich zuletzt einstimmig nach Punkten gegen Gevorg Chatschikian durchgesetzt. Bei seinem Sieg über den Russen Maxim Wlasow im Januar 2015 machte er keine sonderlich gute Figur und behielt nur knapp nach Punkten die Oberhand. Gegen Derek Edwards und Gevorg Chatschikian zeigte er sich deutlich verbessert, ließ aber dennoch diverse Schwächen erkennen. Der Mexikaner ist jedoch jung genug, um zu lernen und sich zu vervollkommnen.

1. Februar 2016


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