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MELDUNG/1966: In die Jahre gekommen (SB)



Shane Mosley scheitert an David Avanesjan

David Avanesjan hat den Titel des Interimsweltmeisters der WBA im Weltergewicht in Glendale, Arizona, durch einen einstimmigen Punktsieg gegen Shane Mosley erfolgreich verteidigt (114:113, 117:110, 117:110). Solange der 44jährige US-Amerikaner seine nach wie vor ausgezeichneten technischen Qualitäten ausspielen konnte, bot er einen guten Kampf, doch mußte er auf die Dauer der konditionellen Überlegenheit des 17 Jahre jüngeren Russen Tribut zollen. Dieser konnte seine Bilanz auf 22 Siege, eine Niederlage und ein Unentschieden ausbauen, während für den Veteranen nun 49 gewonnene und zehn verlorene Auftritte sowie ein unentschieden gewertetes Duell zu Buche stehen.

Der bislang an Nummer drei der WBA-Rangliste geführte Mosley machte zumeist in der ersten Minute jeder Runde eine gute Figur, schien dann aber zu ermüden, da er fast nur noch mit dem Jab arbeitete oder klammerte. Er hielt den Gegner so oft fest, daß man sich an einen Kampf zweier Schwergewichtler erinnert fühlte, obgleich man doch im Weltergewicht ein über weite Strecken dynamisches Gefecht erwarten würde. Da Mosley auf diese Weise relativ wenige klare Treffer mit der Rechten landen konnte, baute Avanesjan seinen Vorsprung in der Punktwertung Schritt für Schritt aus.

Vor allem in der siebten Runde lehnte sich Mosley immer wieder auf den Gegner und hielt ihn fest, wobei er ihn in die Seile drängte und schob. Da sich der Titelverteidiger nur selten aus der Umklammerung befreien konnte, wurden in diesem Durchgang kaum Schläge ausgetauscht. Der US-Amerikaner war offenbar in dieser Phase derart erschöpft, daß er alles daransetzte, einen offenen Kampf zu verhindern. Kurz vor Ende der achten Runde brachte Avanesjan jedoch einen wuchtigen linken Haken ins Ziel, der Mosley sichtlich erschütterte.

Nachdem der US-Amerikaner bereits in den ersten beiden Runden mehrfach zu tief geschlagen hatte, sprach der Ringrichter im folgenden Durchgang eine Ermahnung aus, dies zu unterlassen. Das hinderte Mosley auch in der Folge nicht daran, dem Gegner dann und wann einen Schlag unter die Gürtellinie zu versetzen, da ihn der Referee geraume Zeit gewähren ließ. In der zehnten Runde wurde der Herausforderer schließlich mit einem Punktabzug bestraft, der seine ohnehin schwindende Hoffnung, das Blatt doch noch wenden zu können, in den Keller sacken ließ.

Alles in allem hatte er kaum mehr mehr als drei Durchgänge klar für sich entscheiden können, so daß am Urteil der Punktrichter nicht zu rütteln war. Daher versuchte Mosley auch gar nicht erst, Einwände gegen das Urteil vorzubringen, wie dies viele andere Boxer in seiner Situation getan hätten. Wenngleich etliche Runden relativ eng verlaufen waren, gab die altersbedingte Konditionsschwäche doch eindeutig den Ausschlag zu Lasten des US-Amerikaners.

Bei dem Kräftemessen in Glendale war es nicht zuletzt darum gegangen, wer den Sieger des Kampfs zwischen Keith Thurman und Shawn Porter herausfordern darf. Am 25. Juni verteidigt WBA-Weltmeister Thurman den Titel in Brooklyn gegen seinen bislang gefährlichsten Kontrahenten. Avanesjan dürfte gegen keinen von beiden eine Chance haben, kann aber zumindest mit einem vielbeachteten Auftritt und einer ansehnlichen Börse rechnen. Sehr viel bessere Aussichten, neuer WBA-Champion zu werden, hätte sicher Errol Spence, dessen Stunde nicht mehr allzu fern ist. [1]

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Krzysztof Wlodarczyk überfordert Kai Kurzawa

Der frühere WBC-Weltmeister im Cruisergewicht Krzysztof Wlodarczyk war eine Nummer zu groß für Kai Kurzawa, der in Szczecin in der vierten Runde die Segel streichen mußte. Niederschläge im dritten und vierten Durchgang zeugten von der Wucht, mit der die Treffer des 34jährigen Polen landeten. Sein fünf Jahre älterer deutscher Gegner hatte dem nichts entgegenzusetzen. Wlodarczyk hat damit 51 Siege, drei Niederlagen sowie ein Unentschieden vorzuweisen, Kurzawa kann mit 37 gewonnenen und fünf verlorenen Kämpfen aufwarten.

Im September 2014 wurde Krzysztof Wlodarczyk von Grigorij Drodsd, der ihn einstimmig nach Punkten besiegte, als WBC-Champion entthront. Der Pole kehrte im März 2015 auf die Siegerstraße zurück, indem er sich gegen den 39jährigen Valeri Brudow durchsetzte. Mit dem nun gewonnenen Interkontinentaltitel der IBF sicherte sich Wlodarczyk zwar nur eine nachrangige Trophäe, doch hinterließ er dabei einen recht guten Eindruck. Dank seiner nach wie vor präsenten Schlagwirkung stellt er durchaus eine Gefahr für die aktuellen Weltmeister in seiner Gewichtsklasse dar.

Wlodarczyk erweist sich als durchsetzungsfähig, sofern sich ihm ein nicht allzu beweglicher Gegner zum Schlagabtausch stellt. Trifft er jedoch auf Kontrahenten, die technisch versiert zu Werke gehen und zugleich gefährlich zuschlagen können, stößt er an seine Grenzen. Will er noch einmal ganz an die Spitze zurückkehren, muß er sich allerdings beeilen. Jüngere Kandidaten wie insbesondere Murat Gassijew und Oleksandr Ussyk arbeiten sich in den Ranglisten zügig voran und werden schon heute stärker als die derzeitigen Titelträger eingeschätzt. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2016/05/david-avanesyan-beats-shane-mosley/#more-210988

[2] http://www.boxingnews24.com/2016/05/krzysztof-wlodarczyk-stops/#more-210985

30. Mai 2016


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