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MELDUNG/2003: Pendeln zwischen Politik und Preisboxen (SB)



Manny Pacquiao kehrt in den Ring zurück

Dem 37 Jahre alten Manny Pacquiao, für den 58 Siege, sechs Niederlagen sowie zwei Unentschieden zu Buche stehen, ist es als einzigem Boxer gelungen, Weltmeister in acht verschiedenen Gewichtsklassen zu werden. Am 9. April erklärte er nach einem einstimmigen Punktsieg über Timothy Bradley seine Karriere für beendet. Doch sein Rückzug vom Boxsport währte nicht lange, will der Philippiner doch am 29. Oktober oder 5. November in den Ring zurückkehren. Dies gab sein langjähriger Promoter Bob Arum bekannt, der die Hoffnung nie aufgegeben hatte, daß es sich beim vermeintlichen Abschied nur um eine Pause handeln würde. Fest steht bereits, daß die Wiederkehr standesgemäß in Las Vegas über die Bühne gehen und vom Sender HBO im Pay-TV übertragen wird.

Da Pacquiao, der seit langem Kongreßabgeordneter auf den Philippinen war, nun auch in den Senat gewählt worden ist, steigt sein Arbeitsaufwand beträchtlich. Um parallel dazu die Laufbahn als Boxer fortzusetzen, bedarf es einer ausgeklügelten Abstimmung von politischen Terminen und sportlichen Auftritten. Wie Arum von Pacquiaos Berater Michael Koncz erfahren hat, gelte die vordringliche Sorge des Philippiners den Pflichten seines politischen Amtes. Er vermisse jedoch das Boxtraining und blühe regelrecht auf, wenn er das Gym betrete. Dort werde er ein ganz anderer Mensch. Wenngleich die terminliche Gestaltung komplizierter geworden sei, stehe einer doppelgleisigen Vorgehensweise doch nichts im Wege.

Bob Arum hatte zunächst das Mandalay Bay Events Center in Las Vegas für den 15. Oktober reserviert, muß nun aber umdisponieren, da Pacquiao zu diesem Zeitpunkt unabkömmlich ist. In der Woche vor diesem Termin finden Haushaltsberatungen und Abstimmungen statt, die seine Anwesenheit erfordern. Der Promoter steht deshalb in Kontakt mit Richard Sturm vom MGM Grand, der ausloten will, ob die MGM Grand Garden Arena, das Mandalay Bay Events Center oder die T-Mobile Arena Ende Oktober oder Anfang November verfügbar wäre. Sollte MGM keine Lösung finden, wären laut Arum auch andere Optionen in Las Vegas möglich.

Wenngleich ein passender Gegner noch gesucht wird, dürfte Adrien Broner bereits aus dem Rennen sein, dessen Börsenforderungen Arum zufolge völlig überzogen waren. Er habe mit Broners Berater Al Haymon nach besten Kräften um ein Ergebnis gerungen, doch sei Broner schlichtweg nicht bereit gewesen, eine realistische Zahl zu nennen. Statt dessen habe er dieselbe Summe gefordert, wie sie Pacquiao erhält, was völlig absurd sei. Al Haymon, der grundsätzlich nie mit den Medien spricht, war auch in diesem Fall keine Stellungnahme zu entlocken.

Ein anderer möglicher Gegner Pacquiaos wäre Arum zufolge Terence Crawford, der jedoch zunächst in einem Kampf zweier Weltmeister im Halbweltergewicht am 23. Juli Wiktor Postol besiegen müßte. Ebenfalls bei Top Rank unter Vertrag steht der Weltergewichtler Jessie Vargas, dessen geplanter Kampf gegen den Briten Kell Brook ins Wasser gefallen ist, weil dieser überraschend gegen Gennadi Golowkin antritt. [1]

Neben Crawford und Vargas, die es Bob Arum erlauben würden, ohne Beteiligung eines anderen Promoters einen Kampf mit Pacquiao zu organisieren, käme auch Danny Garcia in Frage, der WBC-Champion im Weltergewicht. Dazu müßte sich Arum allerdings mit Al Haymon einigen, was angesichts ihres vor nicht allzu langer Zeit geschlossenen Waffenstillstands nicht abwegig, aber wenig wahrscheinlich ist. In den zurückliegenden Jahren hat der Philippiner fast ausnahmslos mit Kontrahenten im Ring gestanden, die wie er bei Top Rank zu Hause sind. Das schloß auch Serien von drei oder gar vier Duellen mit demselben Gegner ein. Deshalb dürften Crawford und Vargas gute Aussichten haben, das große Los zu ziehen, wenngleich keiner von beiden für Umsätze im Bezahlfernsehen gut ist, wie sie der Philippiner in der Vergangenheit regelmäßig einfahren konnte.

Man kann nur hoffen, daß Arum nicht auf die Idee kommt, einen vierten Kampf zwischen Pacquiao und Bradley ins Spiel zu bringen, da schon der dritte nicht gerade den Vorstellungen des Publikums entsprach. Der Philippiner wurde bei ihrem ersten Aufeinandertreffen 2012 um den verdienten Sieg geprellt und setzte sich 2014 bei der Revanche eindeutig durch. Wenngleich er bei der dritten Auflage noch souveräner die Oberhand behielt, hätte man sich doch einen frischen Kontrahenten gewünscht.

Zweifellos würde Arum am liebsten einen Rückkampf gegen Floyd Mayweather auf die Beine stellen, der sich jedoch im September 2015 mit einem Sieg über Andre Berto verabschiedet hat. Als Mayweather und Pacquiao im Frühjahr 2015 aufeinandertrafen, stellten sie mit 4,3 Millionen Zuschauern bei HBO und Showtime im Pay-TV und insgesamt rund 500 Millionen Dollar Umsatz einen Fabelrekord auf. Gut und gern die Hälfte würde wohl auch eine Revanche einbringen, so daß beide Akteure erneut sehr viel Geld verdienen könnten. Wirklich nötig haben sie das jedoch nicht, so daß die maßgebliche Motivlage des Philippiners eher der Wunsch wäre, die klare Niederlage bei ihrer ersten Begegnung wettzumachen, die er mit einer Schulterverletzung bestritt. Diese Option ist jedoch vorerst nicht mehr als bloße Spekulation, zumal Mayweather den Widerruf seines Rücktritts zwar nicht gänzlich ausgeschlossen, aber bislang keine Anstalten gemacht hat, diesen Gedanken in die Tat umzusetzen. [2]


Fußnoten:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/17026133/manny-pacquiao-return-ring-fall-fight-las-vegas

[2] http://www.boxingnews24.com/2016/07/pacquiao-fight-oct-29-nov-5/#more-213264

14. Juli 2016


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