Schattenblick →INFOPOOL →TIERE → TIERSCHUTZ

TIERHALTUNG/420: Molkerei Weihenstephan redet Tierqual schön (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 23. Oktober 2007

Molkerei Weihenstephan redet Tierqual schön


Der Deutsche Tierschutzbund hat gegen die Molkerei Weihenstephan ein Verfahren wegen "unlauteren Wettbewerbs" initiiert. U.a. in TV Spots und auf den Verpackungen wirbt das Unternehmen mit dem Begriff "Milch aus artgerechter Tierhaltung". Dokumente, die dem Deutschen Tierschutzbund vorliegen, belegen aber das Gegenteil. In einer Stellungnahme verteidigt das Unternehmen sich nun mit dem Argument, "die Anbindehaltung ist in Bayern Standard" und geniert sich nicht in der Verlautbarung zu unterstellen, "der Tierschutzbund würde Anbindehaltung ausdrücklich billigen".

Auf den Bildern aus Zulieferhöfen der Molkerei Weihenstephan, die dem Deutschen Tierschutzbund vorliegen, ist zu erkennen, dass die Milchkühe unter anderem in Anbindehaltung auf sehr beengtem Raum gehalten werden. Zudem fehlt teilweise Einstreu und Jungvieh wird auf Spaltenboden gehalten. Weitere Bilder deuten darauf hin, dass das kein Einzelfall ist. Die dokumentierten Haltungsweisen entsprechen in keiner Weise den Tierschutzanforderungen, stellt der Deutsche Tierschutzbund nochmals ausdrücklich fest. "Anbindehaltung war, ist und bleibt Qual. Das haben wir noch nie anders bewertet und treten auf politischer Ebene für ein Verbot dieser Haltung ein. Dass das Unternehmen diese Haltung für bayrischen Standard erklärt, stellt Landwirten eher ein schlechtes Zeugnis aus, als das sich die Molkerei damit reinwaschen kann", erklärt Wolfgang Apel, zu der Stellungnahme des Unternehmens.

Die Molkerei Weihenstephan bezweifelt offenbar die Foto- und Videodokumente nicht, die die Tierqual belegen. Damit ist der Tatbestand der "irreführenden Werbung" eindeutig belegt. Denn u.a. in einem offenbar aus Angst vor weiteren Recherchen mittlerweile gestoppten TV Spot wurde ausdrücklich mit dem Begriff "Milch aus artgerechter Tierhaltung" geworben. "Anbindehaltung mag erlaubt sein, aber in der ganzen Republik, offenbar mit Ausnahme der Büros der Geschäftsleitung von Weihenstephan, würde kein vernünftiger Mensch behaupten, eine solche Haltung verdiene das Prädikat artgerecht. Den Spot nun zurückzuziehen ändert nichts an der katastrophalen Tierhaltung, die Weihenstephan unterstützt", so Apel und fordert das Unternehmen auf, sich umgehend mit allen Zulieferern auf eine artgerechte Tierhaltung zu verständigen, verbunden mit entsprechender Umstellungshilfen.

Das Unternehmen behauptet in seiner Erklärung zudem, der Deutsche Tierschutzbund hätte auf Gesprächswünsche nicht reagiert. Das Gegenteil ist der Fall. Europas größte Tier- und Naturschutzorganisation hat Gespräche ausdrücklich verweigert, nachdem im Nachgang zu einer Terminvereinbarung die Molkerei Weihenstephan eine absolute Vertraulichkeit als Voraussetzung formuliert hat, verbunden mit der Androhung einer Strafzahlung von 50.000 Euro. Das ist keine Ausgangsbasis für einen konstruktiven Dialog, so Apel.


*


Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 23. Oktober 2007
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Oktober 2007