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ABWASSER/292: Stickstoffeinleiter lyncht kommunale Kläranlage - Großes Fischsterben (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 1151, vom 07. Sept. 2019 - 38. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Stickstoffeinleiter lyncht kommunale Kläranlage: Großes Fischsterben


Im letzten Jahrhundert war es keine Seltenheit, dass Gewerbebetriebe mit ihren Abwassereinleitungen kommunale Kläranlagen in die Knie gezwungen haben. Dank einem strafferen Vollzug der Indirekteinleiter-Verordnungen und der kommunalen Abwassersatzungen sowie einem höheren Umweltbewusstsein in den indirekteinleitenden Industrie- und Gewerbebetrieben sind zusammenbrechende Kläranlagen heutzutage eher eine Ausnahmeerscheinung. Es kommt aber immer noch vor, dass es zu Leistungseinbrüchen von kommunalen Kläranlagen bis hin zu einem Totalversagen kommt, wenn Indirekteinleiter giftige Stoffe in die kommunale Kanalisation einleiten - so jüngst im Erzgebirge. Dort sind im Gewerbegebiet der Kleinstadt Elterlein in der Nacht vom 2. auf den 3. August 2019 hohe Stickstofffrachten in die Kanalisation eingeleitet worden. In der damit überforderten Kläranlage hat sich dann derart viel Ammoniak gebildet, dass die biologische Stufe der Kläranlage völlig zusammengebrochen ist. Das nur noch mechanisch gereinigte Abwasser mit seinen hohen Ammonikfrachten hat anschließend im Vorfluter, dem Schwarzbach, ein großes Fischsterben verursacht: Auf einer Strecke von vier Kilometern waren sämtliche Fische eingegangen. Auch drei Teichwirtschaften waren von der Havarie betroffen. Der lokale Angelverein musste mehr als 50 kg tote Fische einsammeln, unter anderem Bachforellen, Elritzen und Neunaugen. Beim Angelverein ist man sauer auf die zuständige Staatsanwaltschaft Chemnitz, die zwar die Ermittlungen übernommen hat, die aber bis zum 24.08.19 - also nach drei Wochen Ermittlungsarbeit - immer noch keinen Einleiter präsentieren konnte.

Im Sommer 2019 bleibt den Fischen die Luft weg

Ebenfalls im August 2019 hat sich in der Waldnaab in der Oberpfalz ein Fischsterben ereignet. Am Rechen eines Wasserkraftwerkes wurden mehrere Zentner toter Fische angespült. Schon im Juni 2019 musste auch in der Ems unterhalb von Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh) ein großes Fischsterben mit mindestens 250 kg verendeten Fischen registriert werden. In beiden Fällen soll akuter Sauerstoffmangel die Ursache der Fischsterben gewesen sein. Beide Fischsterben wurden in den lokalen Medien zunächst als "rätselhaft" eingestuft. In den Wasserproben aus der Ems hatte das nordrhein-westfälische Landesumweltamt Non-Target-Analysen durchgeführt. Dabei kann mit hochauflösenden Massenspektrometern das Wasser auf mehrere Tausend bekannte und unbekannte Stoffe untersucht werden. Bei diesem Screening konnten jedoch keine Auffälligkeiten festgestellt werden. Die Wasserproben waren allerdings erst nach dem Fischsterben gezogen worden. Rückstellproben zum Zeitpunkt des Fischsterbens hatte niemand entnommen.

Der lokale Anglerverein einigte sich schließlich darauf, von einem "Ursachenmix" auszugehen: "Geringe Fließgeschwindigkeit, Nährstoffeintrag, hohe Temperaturen und wenig Schatten durch große Bäume", wurde der Angelverein unter
https://herzeblog.de/2019/07/05/endbericht-zum-fischsterben-in-der-ems/
zitiert.

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1151
Herausgeber:
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Oktober 2019

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