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ATOM/778: Der Asse-II-Koordinationskreis warnt, "Vollverfüllung" ist Flutung! (AG Schacht Konrad)


AG Schacht Konrad e.V. / Asse-II-Koordinationskreis - 4. Januar 2010

Presseerklärung

Der Asse-II-Koordinationskreis warnt: "Vollverfüllung" ist Flutung!


Derzeit werden drei Schließungsoptionen für Asse II geprüft:

die Rückholung des Atommülls aus der Asse
die Umlagerung des Atommülls in tiefere Bereiche des Salzstockes
die Endlagerung des Atommülls an Ort und Stelle - die sogenannte "Vollverfüllung".

Der Stand von Wissenschaft und Technik schreibt die trockene Lagerung von Atommüll vor. Diesem Standard entspricht die Option "Vollverfüllung" nicht!

Das BfS behauptet in der Öffentlichkeit: "Sämtliche Hohlräume würden mit Beton verfüllt." (BfS: 6. Ausgabe der "Asse Einblicke" von 2009, Seite 5)

Die Planungsrealität zeigt jedoch ein anderes Bild: Der Atommüll in der Asse soll mit Magnesium-Chlorid-Lauge geflutet werden. Die Füllmaterialien Sorelbeton sowie BrucitMörtel sollen lediglich stützend wirken und die chemischen Eigenschaften der Lauge positiv beeinflussen. Sie haben weder die Aufgabe, den Atommüll trocken zu halten, noch die Freisetzung von Radionukliden zu verhindern.

"Damit ist die "Vollverfüllung" lediglich eine Variante des gescheiterten Flutungskonzeptes des alten Betreibers Helmholtz-Zentrum München (HMGU)", schlussfolgert Dr.Ing. Frank Hoffmann vom Asse II-Koordinationskreis. Das zeige sich auch daran, dass das HMGUFlutungskonzept das Bezugskonzept für die Machbarkeitsstudie "Vollverfüllung" ist. Dabei habe selbst das BfS die Flutung im Jahr 2008 noch abgelehnt.

Der Asse II-Koordinationskreis bekräftigt seine Forderung, dass der gegenwärtig in der Asse lagernde Atommüll einer langfristig sicheren Verwahrung zugeführt werden muss.

Das Konzept der nassen "Vollverfüllung" kann nicht einmal mittelfristig einen Abschluss der Radionuklide von der Biosphäre gewährleisten. Die nasse "Vollverfüllung" weist zudem viele Unwägbarkeiten und fehlende Prognostizierbarkeit der Langzeitsicherheit auf. "Dadurch würde die nasse "Vollverfüllung" in absehbarer Zeit zu einer unkontrollierten Gefährdung der Bevölkerung führen", sagt Elisabeth Gerndt vom Asse II-Koordinationskreis. "Deswegen ist eine weitere Verfolgung dieser Option nicht zu verantworten."

Wir fordern das BfS auf, entsprechende Konsequenzen zu ziehen: Das Konzept der nassen "Vollverfüllung" ist aus dem Optionenvergleich umgehend auszuschließen. Die Umsetzung wäre unverantwortlich.

Raute

Asse II - Koordinationskreis

Hintergrundtext zur Presseerklärung - Montag, 4. Januar 2010

Im Jahr 2007 wurde vom HMGU ein Bericht erstellt, der den Titel trug: "Schließung der Schachtanlage Asse II - Sicherheitsbericht mit Prüfunterlagen und ausgewählten Arbeitsunterlagen. Antragsunterlagen für die Genehmigungsbehörden; eingereicht durch HMGU (damals GSF), Januar 2007". Der Sicherheitsbericht wurde nie veröffentlicht, also auch der Bevölkerung nie zugänglich gemacht. Er beschreibt das von GSF und HMGU verfolgte "Flutungskonzept". Dieses "Flutungskonzept" wurde in der Zeit danach von allen beteiligten Institutionen als untauglich für eine langzeitsichere Lösung angesehen und führte unter anderem 2009 zur Übernahme der Verantwortung für Asse II durch das BfS. Erstaunlich ist nun, dass das BfS das untaugliche "Flutungskonzept" als Bezugskonzept für die Entwicklung der Schließungsoption "Vollverfüllung" vorgegeben hat. Im Volltext der Darstellung über Durchführung und Folgen der Option "Vollverfüllung" ist der Einfluss des "Flutungskonzeptes" deutlich erkennbar. Die Aussage, dass alle Hohlräume mit Beton verfüllt werden, wie der Bevölkerung vom BfS auch in "Asse Einblicke 6/2009" vorgegaukelt wird, ist schlicht falsch. Vielmehr wird unterhalb der 700-m-Sohle mit 500.000m3 MgCl2-Lösung1 gezielt geflutet und der Bereich darüber dem Laugenzufluss überlassen. Die nasse "Vollverfüllung" ist ein Flutungskonzept und widerspricht damit eindeutig dem international akzeptierten Standard von Wissenschaft und Technik, dass radioaktiver Müll trocken zu verwahren ist. Hier wird bewusst in Kauf genommen, dass innerhalb weniger Jahrzehnte radioaktive Stoffe aus dem Müll ins Deckgebirge übertreten. Von dort aus gibt es keinerlei Barrieren zur Biosphäre - die unkontrollierte Ausbreitung in Grund- und Oberflächenwasser ist nicht mehr aufzuhalten.

1 BfS-Informationsveranstalltung vom 2.10.2009 in Schöppenstedt, Vortrag zur Vollverfüllung, Aussage von Herrn Mönig (GRS Braunschweig)

im Koordinationskreis arbeiten unter anderem mit:
Aktion Atommüllfreie Asse Wolfenbüttel - Anti-Atom-Plenum Braunschweig - Anti-Atom-Plenum Göttingen -Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad e.V. - AufpASSEn e.V. - BASA Bürger Aktion sichere Asse - Bündnis 90/ Die Grünen, Kreisverband Wolfenbüttel - BUND Kreisgruppe Wolfenbüttel - Ev.-luth. St. Thomas-Gemeinde Wolfenbüttel - Feuergruppe - Jugendumweltnetzwerk Niedersachen AK Asse - Redaktion anti atom aktuell -Robin Wood - SPD Ortsvereine Denkte/Kissenbrück und Remlingen - Umweltschutzforum Schacht-Konrad Salzgitter e.V. - VEB Elm - sowie zahlreiche Einzelpersonen


Die Machbarkeitsstudie selbst ist aus folgenden Gründen unbrauchbar:

a. Die Darstellung der Durchdringung von Flüssigkeiten und Gasen im gesamten Bergwerk ist bruchstückhaft. Viele Aspekte dieser Stilllegungsoption sind selbst nach Angabe der Autoren schon für sich alleine nicht vorhersehbar. Somit ist jegliche Prognose für das Gesamtsystem bei nasser "Vollverfüllung" absolut abenteuerlich und unverantwortlich.

1. Durch die Flüssigkeit verrotten die eingebrachten organischen Stoffe; die dabei vermehrt entstehenden Gase führen zum schnellen Transport von Radionukliden in die Biosphäre.

2. Durch die Flüssigkeit entsteht radioaktive und toxische Lauge im Grubengebäude. Der Gebirgsdruck presst diese in die Biosphäre aus.

3. Durch die Flüssigkeit kommt es zu gefährlichen Umlösungsprozessen mit neuen, unkalkulierbaren Wegsamkeiten und einer erhöhten Auspressrate, sowie einer Entfestigung des Grubengebäudes mit der Gefahr eines Tagebruchs.

b. Es ist unklar, inwieweit und wo Beton eingebracht wird. Rissdarstellungen mit den jeweiligen Maßnahmen existieren nicht.

c. Planungsablauf und technische Maßnahmen fehlen. Somit ist auch die Aussage, dass die technische Umsetzung innerhalb von 8 Jahren erfolgen kann, nicht belegt.

Seit mehr als einem Jahrzehnt arbeiten ausgesuchte Köpfe und Institutionen in Europa am Konzept der "nassen Endlagerung". Das Ergebnis ist eindeutig: der Schutz der Bevölkerung wird nicht gewährleistet. Auch das BfS hat seinerzeit diesen Ansatz zur Endlagerung abgelehnt. Also gibt es nur eine sinnvolle Entscheidung: Das BfS muss sofort die nasse "Vollverfüllung" aus dem Optionenvergleich ausschließen! Die Umsetzung wäre unverantwortlich.

weitere Informationen:
www.asse2.de
www.endlager-asse.de (Seite des BfS)


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Quelle:
KONPress - 04.01.2010
Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad e.V.
Bleckenstedter Straße 14a, 28239 Salzgitter
Telefon: 05341 / 90 01 94, Fax: 05341 / 90 01 95
E-Mail: info@ag-schacht-konrad.de
Internet: www.ag-schacht-konrad.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Januar 2010