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GESCHÄFTE/097: Walfleisch - Island schießt sich ins Abseits (Pro Wildlife)


Pro Wildlife e.V. - 04.06.2008

Island schießt sich in Abseits

Pro Wildlife: "Walfleischexport aus Island nach Japan ist Ohrfeige für internationale Konventionen"


München, 4. Juni 2008. Nach 16 Jahren Pause hat Island erstmals wieder Walfleisch nach Japan exportiert. Insgesamt wurden mindestens 60 Tonnen gefrorenes Fleisch von Finnwalen aus der Waljagd von 2006 geliefert. Die Artenschutzorganisation Pro Wildlife hält den Handel für illegal. "Island hat gegen das weltweit geltende Handelsverbot für Großwale Widerspruch eingelegt und fühlt sich deshalb nicht daran gebunden ", berichtet Dr. Sandra Altherr von Pro Wildlife. "Doch das internationale Artenschutzrecht fordert auch in solche Fällen Formalitäten, die Island nicht eingehalten hat." Das Vorgehen Islands wird nun ein Streitpunkt für die Internationale Walfangkommission, die Ende Juni in Chile tagt.

Island trat im Januar 2000 dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (engl. CITES) bei, mit einem so genannten Vorbehalt gegen ein absolutes Handelsverbot. Damit fühlt sich Island an keinerlei Handelsbeschränkungen gebunden. Pro Wildlife hält dies für einen Trugschluss. Seit 1979 ist der internationale Handel mit Finnwalprodukten strikt verboten. Finnwale sind auf der Internationalen Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als bedroht eingestuft und im Washingtoner Artenschutzabkommen in der höchsten Schutzkategorie gelistet, dem Anhang I.

"CITES hat per Resolution festgelegt, dass ein Land mit Vorbehalt zum Anhang I einer Art diese behandeln soll, als sei sie in Anhang II gelistet. Damit wären Exportgenehmigungen der isländischen CITES- Behörde erforderlich, die jedoch im aktuellen Fall nicht ausgestellt wurden", erläutert die Biologin Altherr. Der isländische Fischereiminister argumentierte, seine Regierung sei für den Export nicht zuständig gewesen.

"Dass die japanischen Behörden den Import des Walfleisches bislang nicht genehmigten, zeigt die politische Brisanz des Deals", so Altherr.

Drahtzieher des Exports ist Kristjan Loftsson, Geschäftsführer der Firma "Hvalur" (isländisch für Wale), die vier Walfangschiffe und das Monopol für den isländischen Großwalfang besitzt. Das Unternehmen beruft sich darauf, dass der Handel legal sei. Loftsson vertraut bei seinem Vorgehen auf seine engen Beziehungen zur isländischen Regierung, die er sogar als Delegationsmitglied auf der Internationalen Walfangkommission (IWC) seit Jahren repräsentiert. "Hvalur" erhielt 2006 vom isländischen Fischereiministerium eine Fangerlaubnis für neun Finnwale. Aus dieser Jagd stammt das nun exportierte Fleisch, für das es in Island keinen Absatzmarkt gibt. In Japan dagegen ist das Fleisch von Finnwalen beliebt, da sie sich vorwiegend von Plankton und Krill ernähren und daher vergleichsweise gering mit Schadstoffen belastet sind.

Das isländische Fischereiministerium hat Mitte Mai für 2008 eine Fangquote für 40 Zwergwale genehmigt, für Finnwale gab es jedoch keine Erlaubnis. "Hierüber war Loftsson sehr verärgert, der 100 Finnwale beantragt hatte. Mit dem aktuellen Export will Loftsson offenbar eine Ausweitung des Walfangs erzwingen. Doch dieser Schuss könnte jetzt nach hinten losgehen", betont die Pro Wildlife Sprecherin.

Pro Wildlife schaltet nun das CITES-Sekretariat sowie die Mitgliedsstaaten des Ständigen Ausschusses von CITES ein. "Wir hoffen, dass Island beim nächsten CITES-Treffen Mitte Juli zur Rede gestellt wird", so Altherr. "Zuvor wird der illegale Deal wohl die IWC beschäftigen, die derzeit bemüht ist, die verhärteten Fronten der Walfang- und Walschutzländer zu lockern. Islands Vorgehen ist diesem Ziel alles andere als dienlich."


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Quelle:
Pressemitteilung, 04.06.2008
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juni 2008