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INSEKTEN/155: Schmetterling des Jahres 2009 - Das Tagpfauenauge (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 149 - April/Mai 09
Die Berliner Umweltzeitung

Schmetterling des Jahres 2009
Das Tagpfauenauge (Inachis io)

Von Christoph Vinz


Auch für dieses Jahr wurde wieder ein "Schmetterling des Jahres" ausgerufen. Die Wahl erfolgte durch Vertreter der BUND-NRW-Naturschutzstiftung und der AG Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen. Mit der Wahl des Tagpfauenauges wollen die Umweltschützer und Schmetterlingsforscher erneut auf die Folgen des Klimawandels hinweisen. Ermöglicht doch die allgemeine Erwärmung in unseren Regionen, dass der schöne Falter regelmäßig zwei Generationen pro Jahr hervorbringt. Das war in der Vergangenheit nur in wärmsten Gegenden oder bei lang anhaltenden Sommerperioden möglich. Aber trotz dieser durchaus positiven Nachricht muss auch auf eine aktuelle Gefährdung dieses wunderschönen Schmetterlings hingewiesen werden: Durch den Anbau von Bt-Mais in Deutschland (derzeit die einzige gentechnisch veränderte Pflanze in der Landwirtschaft) wird die Nachkommenschaft des Falters in größerem Maße getötet. Laut einer Studie der ungarischen Akademie der Wissenschaften starben etwa 20 Prozent der Raupen, nachdem sie Brennnesselblätter, die mit den Maispollen kontaminiert waren, gefressen hatten. Denn die Brennnessel ist die Lieblingsspeise der Tagpfauenaugen-Raupen.

Der Falter, dessen Flügelspannweite immerhin 50 bis 60 mm erreicht, schlüpft ab Juli, in der zweiten Generation vom Spätsommer bis zum Herbst. Nur ausgewachsene Schmetterlinge überwintern auf Dachböden, in Höhlen und Kellern. Die namensgebenden großen Augenflecken auf den Flügeln dienen der Abwehr von Feinden: Bei Gefahr werden die Flügel ruckartig entfaltet und damit dem "Freßfeind" vorgegaukelt, ein großes Tier schaue ihn drohend an.

Im Ruhezustand ähnelt das Tagpfauenauge mit gefalteten Flügeln allerdings mehr einem vertrockneten Blatt - eine gute Tarnung in der Natur. Da im Allgemeinen Schmetterlinge sehr schnell auf klimatische Veränderungen reagieren, sind sie regelrechte Umweltindikatoren. Daran sollte man auch denken, wenn man ihren Flug in lichten Wäldern, öffentlichen Parks oder im eigenen Garten beobachtet.


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Quelle:
DER RABE RALF - 20. Jahrgang, Nr. 149, April/Mai 09
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.grueneliga-berlin.de/raberalf

Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: 10 Euro/halbes Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Mai 2009