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INSEKTEN/161: Alarmstufe rot für Libellen, Käfer und Schmetterlinge (KEG)


Europäische Kommission - Brüssel, den 16. März 2010

Umwelt: Alarmstufe rot für Libellen, Käfer und Schmetterlinge


Der Verlust der Lebensräume und der Klimawandel haben ernste Auswirkungen auf die Schmetterlinge, Käfer und Libellen in Europa. Die Veröffentlichung der neuesten von der Europäischen Kommission in Auftrag gegebenen europäischen Roten Liste zeigt, dass 11 Prozent der Käfer, die von Faulholz abhängen, und 14 Prozent der Libellen in Europa vom Aussterben bedroht sind. Einigen Arten droht sogar das weltweite Aussterben, so dass sie nun in die aktualisierte Rote Liste der gefährdeten ArtenTM der Weltnaturschutzunion (IUCN) aufgenommen wurden.

EU-Umweltkommissar Janez Potocnik erklärte: "Die Zukunft der Natur ist auch unsere Zukunft und wenn diese in Gefahr ist, so sind auch wir in Gefahr. Wenn mittels einer solchen Roten Liste die Alarmglocke geläutet wird so ist klar, was dies für unser Ökosystem und für unsere Zukunft bedeutet. Es handelt sich um eine beunruhigende Entwicklung."

Jane Smart, Direktorin der IUCN-Biodiversitätsgruppe, sagte: "Bei gefährdeten Arten denken die Menschen meistens an größere, beeindruckende Tiere wie Pandabären oder Tiger. Wir sollten jedoch nicht vergessen, dass die kleinen Lebewesen unseres Planeten genauso wichtig sind und ebenso erhalten werden müssen. Schmetterlinge spielen beispielsweise eine Schlüsselrolle als Bestäuber in den Ökosystemen, in denen sie leben."

Ein Drittel der europäischen Schmetterlingsarten geht zahlenmäßig zurück

Die aktuellen Studien zeigen, dass nahezu ein Drittel (31 Prozent) der 435 Schmetterlingsarten zahlenmäßig zurückgeht und 9 Prozent bereits vom Aussterben bedroht sind. Der Madeira-Kohlweißling (Pieris wollastoni) ist vom Aussterben bedroht und könnte ausgestorben sein, da er seit mindestens 20 Jahren auf Madeira nicht mehr gesehen worden ist. Der in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien vorkommende Edelfalter Pseudochazara cingovskii gilt ebenfalls als vom Aussterben bedroht, da Tagebauarbeiten seinen Lebensraum einschränken. Ein Drittel von Europas Schmetterlingen (142 Arten) sind nirgendwo anders auf der Welt zu finden und 22 dieser endemischen Arten (15 Prozent) sind weltweit gefährdet.


Käfer und Libellen ebenfalls gefährdet

Die IUCN hat zum ersten Mal holzbewohnende Käfer bewertet, die von Faulholz abhängen und eine entscheidende Rolle beim Nährstoffrecycling spielen. Ein Drittel der 431 Arten kommt nur in Europa vor. Fast 11 Prozent (46 Arten) drohen in der Region verloren zu gehen und 7 Prozent (29 Arten) sind weltweit vom Aussterben bedroht. Weitere 13 Prozent (56 Arten) gelten in Europa als gering gefährdet.

Hauptbedrohung für diese Käfer ist auf lange Sicht der Verlust der Lebensräume durch Abholzen und den Rückgang der Anzahl ausgewachsener Bäume. Der Veilchenblaue Wurzelhalsschnellkäfer (Limoniscus violaceous) ist eine bedrohte Art, die typischerweise in großen Baumhöhlen lebt, die Holzmulm enthalten. Grund für die Bedrohung sind veränderte Waldbewirtschaftungspraktiken.

Libellen gibt es überall in Europa, mit Schwerpunkt Südfrankreich, den Hügeln am Fuße der Alpen und Teilen der Balkan-Halbinsel. 14 Prozent der 130 bewerteten Libellenarten sind gefährdet, fünf dieser Arten weltweit vom Aussterben bedroht. Weitere 11 Prozent gelten innerhalb Europas als gering gefährdet. Wie bei den Schmetterlingen so sind auch hier die meisten gefährdeten Arten in den südlichen Teilen Europas beheimatet. Zunehmend heiße und trockene Sommer in Kombination mit einer vermehrten Wasserentnahme für Trink- und Bewässerungszwecke führen dazu, dass die Feuchtgebiete der Libellen austrocknen.

Drei der am stärksten gefährdeten Libellenarten Europas sind in den Bächen und kleinen Flüssen Griechenlands und seiner Nachbarländer einschließlich Albaniens, Bulgariens und der Türkei beheimatet. Werden keine Maßnahmen getroffen, so könnten Arten wie die Griechische Adonislibelle in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts aussterben.


Hintergrund

Die Europäische Rote Liste, die anhand derselben Kriterien wie die weltweite Rote Liste der gefährdeten Arten der IUNCTM erstellt wird, aber auf Europa beschränkt ist, bietet einen Überblick über den Erhaltungsstatus von etwa 6.000 europäischen Arten (Säugetiere, Reptilien, Amphibien, Süßwasserfische, Schmetterlinge, Libellen und bestimmte Gruppen von Käfern, Weichtieren und Gefäßpflanzen). Es werden diejenigen Arten identifiziert, die auf regionaler Ebene vom Aussterben bedroht sind, so dass Erhaltungsmaßnahmen zur Verbesserung ihres Status getroffen werden können. Die Europäische Rote Liste wird hauptsächliche durch die Europäische Kommission finanziert.

Die Arten werden je nach Stärke der Bedrohung in eine von acht Kategorien eingeteilt. Arten die als "vom Aussterben bedroht", "stark gefährdet" oder "gefährdet" gelten, werden insgesamt als "gefährdet" eingestuft. Die Rote Liste der IUCN ist eine Zusammenstellung von Informationen über die Bedrohungen, denen die Arten, ausgesetzt sind, deren ökologische Bedürfnisse, deren Lebensraum sowie die Erhaltungsmaßnahmen, die getroffen werden können, um ein Aussterben zu verlangsamen oder zu verhindern.

Die Kommission erarbeitet derzeit ihre Position in Bezug auf ein neues weltweites Ziel der Erhaltung der Artenvielfalt, das bei der Konferenz der Vertragsparteien des Abkommens zur Biodiversität im Oktober in Nagoya erörtert werden soll.

Die Weltnaturschutzunion IUCN ist das weltweit größte Umweltnetzwerk mit mehr als 1.000 Mitgliedern (staatliche Organisationen und NGO) sowie fast 11.000 freiwilligen Wissenschaftlern und Sachverständigen in etwa 160 Ländern. Die Arbeit der IUCN wird unterstützt von 1.000 Fachkräften in 60 Einrichtungen und Hunderten von Partnern in öffentlichen und privaten Sektoren und NGO weltweit. Der Hauptsitz der IUCN ist in Gland in der Nähe von Genf (Schweiz). www.iucn.org

Die europäische Rote Liste ist veröffentlicht unter:
http://ec.europa.eu/environment/nature/conservation/species/redlist
www.iucnredlist.org/europe

Die Website der Kommission zum Thema Natur und Artenvielfalt:
http://ec.europa.eu/environment/nature/index_en.htm

Bilder finden Sie unter: www.iucn.org/?4896

© Europäische Gemeinschaften, 1995-2009


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Quelle:
Pressemitteilung IP/10/283, 16.03.2010
Europäische Kommission (KEG), Brüssel
Internet: www.ec.europa.eu, www.europa.eu/rapid/


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. März 2010