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INSEKTEN/191: Moorlibellen - Verlierer und Gewinner (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 2/2011
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

Moorlibellen
Verlierer und Gewinner

von Jürgen Ott


Libellen sind aufgrund ihrer Lebensweise - die fertigen Insekten leben auf dem Land, die Larven im Wasser - oft besonders eng an ihren Lebensraum gebunden. Auch in Mooren finden wir eine ganz eigene Libellenfauna.


Zu den Libellen der Moore gehören Torf- und Hochmoor-Mosaikjungfer, Kleine und Nordische Moosjungfer, Speer-Azurjungfer, Schwarze Heidelibelle, Arktische Smaragd- und Zwerglibelle. Einige weitere Arten kommen hier, aber auch in anderen Lebensräumen vor. Ihre Bindung an das Moor hat unterschiedliche Gründe. So vertragen einige Arten sehr gut das saure Milieu der Moorgewässer oder kommen mit den starken Temperaturschwankungen im Moor gut zurecht. Oder sie nutzen die Torfmoose als Substrat für die Eiablage. Vor allem aber profitieren sie davon, dass sie hier vor ihren Fressfeinden - speziell Fischen - sowie anderen, konkurrenzstärkeren Libellenarten sicher sind.


Wodurch bedroht?

Moore hat man als »Unland« von alters her urbar zu machen versucht. Ob trockengelegte Hochmoore aufgeforstet oder Niedermoore in Grünland oder Acker umgewandelt wurden - immer verschwanden dabei auch alle Gewässer mit ihren typischen Libellenarten.

Die Torfgewinnung in kleinem Rahmen - etwa als bäuerlicher Handtorfstich - kann für Libellen durchaus positiv wirken, da neue Moortümpel entstehen. Doch der industrielle Torfabbau führt großflächig zum Totalverlust der ursprünglichen Lebensgemeinschaften.

Besonders empfindlich reagieren die von Natur aus nährstoffarmen Moore auf Nährstoffe, die von außen einsickern (wie Gülle) und über die Luft eingetragen werden (vor allem Stickstoff ). All diese Faktoren führen dazu, dass Moorbiotope verändert werden oder ganz verloren gehen - und damit eben auch die typischen Moorlibellen zu Verlierern werden.

In den letzten Jahren gewinnt ein weiterer Gefährdungsfaktor an Bedeutung: der Klimawandel. Höhere Temperaturen, extreme Trockenperioden und gewandelte Niederschläge führen zu einer deutlichen Veränderung der Moore. Einer der Effekte: Zunehmend wandern mediterrane Arten nach Deutschland ein, die sich dann auch in Mooren ansiedeln. Ein Beispiel ist die Feuerlibelle, deren aktuelle Verbreitung im Rahmen der BUND-Aktion »Feuermelder« untersucht werden soll.


Hilfe möglich?

Trotz vielfältiger Bedrohungen ist Moorlibellen durchaus zu helfen. Zunächst einmal durch den Verzicht auf Torf im Garten, um die weitere Moorzerstörung aufzuhalten. Die behutsame Öffnung von zugewachsenen Mooren kann Raum für kleine Moortümpel schaffen, die meist rasch von Libellen wiederbesiedelt werden. Vor allem Niedermoore lassen sich gut aufstauen und damit renaturieren. Hilfe für unsere Moorlibellen ist also möglich - und nötig, als Ausgleich für die Zerstörung fast all ihrer einstigen Lebensräume.

Jürgen Ott ist Autor und Koautor einiger Roter Listen der Libellen (Rheinland-Pfalz, Deutschland, Europa).

Mehr über die »Juwelen der Lüfte« und unsere Aktion »Feuermelder« unter www.bund.net/libellen.
BUND-Aktiven bietet das Freiwilligenreferat ein Materialpaket »Libellenschutz« - mit Fachinfos sowie Unterlagen für die Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung: Tel. (0 30) 2 75 86-4 55, www.bund-intern.net


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Die Kleine Moosjungfer (großes Bild) ist regional merklich seltener geworden. Wie die Torfmoos-Mosaikjungfer (links) gilt sie als gefährdet. Die Feuerlibelle (rechts) dringt dagegen seit einigen Jahren auch in Moorlebensräume vor.


Anmerkung der SB-Redaktion:
Die Artikel des BUNDmagazins 2/2011 zum Titelthema Moor sind im Schattenblick zu finden unter
www.schattenblick.de → Infopool → Umwelt → Lebensräume →
MOOR/029: Moore - einst und heute (BUNDmagazin)
MOOR/030: Moore schützen (BUNDmagazin)
MOOR/031: BUND-Forderungen zum Moorschutz (BUNDmagazin)
www.schattenblick.de → Infopool → Umwelt → Fakten →
GARTEN/197: Aktiv werden - Torffrei gärtnern (BUNDmagazin)


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Quelle:
BUNDmagazin 2/2011, S. 21
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. September 2011