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INSEKTEN/239: Seltener Gast aus dem Süden - Taubenschwänzchen fliegen wieder in NRW (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 12. August 2015

Seltener Gast aus dem Süden

NABU: Taubenschwänzchen fliegen wieder in NRW


Düsseldorf - Das Taubenschwänzchen, ein eigentlich im Mittelmeerraum beheimateter Wanderfalter, ist in den vergangenen Sommern immer öfter in Nordrhein-Westfalen zu beobachten. Auch in diesem Jahr wurde er bereits mehrfach entlang des Niederrheins und im Münsterland beobachtet. "Trifft man den Falter zum ersten Mal, wie er in der Mittagshitze im Schwirrflug vor einer Blüte verharrt und fast augenblicklich die nächste anfliegt, so glauben Viele einen Kolibri beobachtet zu haben", berichtet Karl-Heinz Jelinek, Schmetterlingsexperte des NABU NRW.

Das Auftauchen des Schmetterlings ist dabei keine neue Entwicklung. Meldungen über vereinzelte Sichtungen reichen zurück bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Laut Jelinek ein Beleg dafür, dass der Falter diese Route bereits seit langer Zeit zurücklegt. Vor allem während des Supersommers 2003 gab es einen regelrechtes Massenauftreten und auch die diesjährigen Sommertemperaturen sind ideal für den Falter. "Die ersten Exemplare waren schon Mitte Juni in Gärten, auf Balkonen und Wiesen zu finden", weiß der NABU-Experte. In größerer Zahl schwirren sie nun im Hochsommer vor kelchigen Balkonblumen wie Geranien oder Petunien, besuchten Sommerflieder, Phlox oder Schmetterlingsblütler wie Rotklee und Luzerne.

Der markante Schwirrflug des behaarten Falters ermöglicht ihm, innerhalb von fünf Minuten bis zu hundert Blüten zu besuchen. Das erfordert jedoch eine Menge an Energie. "Ein Pausieren auf einer Blüte ist da nicht drin", erläutert Jelinek. Jeder zu lange Stopp führt zu einem Auskühlen der Flugmuskulatur. Zudem bietet der Schwirrflug einen überlebenswichtigen Vorteil. Da immer eine ausreichende Distanz zwischen Insekt und Blüte bleibt, ist das Taubenschwänzchen gut vor getarnten Fressfeinden wie der Krabbenspinne geschützt.

Neben seiner Schnelligkeit im Flug zeichnet den Wanderfalter seine Ausdauer aus. So stellen weder Hochgebirge noch Entfernungen bis zu 2000 Kilometern ein Hindernis für das Taubenschwänzchen dar, das schon in Norwegen gesichtet wurde. In Deutschland überwintert das Taubenschwänzchen nur in sehr milden Wintern erfolgreich, weil dieser Schwärmer im Gegensatz zu den anderen Arten aus dieser Schmetterlingsfamilie ungeschützt als Falter und nicht in der Erde als Puppe die kalte Jahreszeit verbringt. Aufgrund der Klimaerwärmung, zu deren Profiteuren das Taubenschwänzchen sicherlich zählt, stehen die Chancen gut, diesen Falter in Zukunft am Niederrhein wie im sonstigen NRW früher und häufiger im Jahr beobachten zu können.

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 30/2015, 11.08.2015
NABU Nordrhein-Westfalen
Völklinger Straße 7-9, 40219 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
E-Mail: Presse@NABU-nrw.de
Internet: www.nabu-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. August 2015

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