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PFLANZEN/128: Die Elsbeere - Baum des Jahres 2011 (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 160 - Februar/März 2011
Die Berliner Umweltzeitung

Reicher Vitaminträger und edles Holz

Die Elsbeere - Baum des Jahres 2011

Von Christoph Vinz


Ende Oktober 2010 erwählte das Berliner "Kuratorium Baum des Jahres" die selten gewordene Elsbeere (Sorbus torminalis). Dieser in Deutschland rare Baum, der schon einmal 200 Jahre alt werden kann, wurde im Volksmund früher gern "Else" genannt. Else verfügt über eins der härtesten, edelsten und mittlerweile teuersten Hölzer, dass vorzugsweise aufgrund seiner "samtigen" Oberfläche zu Furnierholz verarbeitet wird. Die besonders hohe Qualität bestimmt auch die sonstige Verwendung: Elsbeerholz finden wir in der Musikindustrie (Flöten-und Klavierbau) sowie bei der Fertigung handwerklich - qualitätvoller Möbelunikate.

Erst nach etwa 25 Jahren blüht Sorbus torminalis aus der Familie der Rosengewächse und wird zur begehrten Bienenweide. Der Wildfruchtbaum ist eng verwandt mit der Eberesche oder Vogelbeere (Sorbus aucuparia), der Mehlbeere (Sorbus aria), dem Speierling (Sorbus domestica) und der Eisbeere (Sorbus torminalis).

Die rotbraunen Früchte des Baumes mit ihrem hohen Vitamin-C-Gehalt, die nur sehr aufwendig alle drei bis vier Jahre zu ernten sind, reifen im Zeitraum August/September und lassen sich zu Marmelade und Gelee, zu Saft, Wein oder Obstbrand weiterverarbeiten. Besonders der nur noch selten destillierte Schnaps gilt als eine recht hochpreisige Spezialität mit einem feinen, fruchtigen Mandelgeschmack. So zahlt man in Österreich ab Erzeuger für den Liter zwischen 170 bis 200 Euro! Abgesehen von solch teurem Genuss ist seit langem die medizinische Wirkung der Früchte bekannt, die gegen Magen-Darmkrankheiten eingesetzt wurde. Schon Martin Luther soll sich die Beeren der "Ruhrbirne", wie ein alter Name treffend lautete, bestellt haben. Und die alten Segler hatten gegen den gefürchteten Skorbut gern die Früchte des Baums an Bord.

Die Elsbeere ist in lichten, hellen Mischwäldern zu finden. Als frei stehende Exemplare gibt es noch nennenswerte Bestände im Westteil des Wienerwaldes (Österreich). In Brandenburg zählten die Experten rund 400 Exemplare, darunter die vermutlich "dickste Else" Deutschlands mit einem Stammumfang von 3,20 Meter auf der Halbinsel Pehlitzwerder im Landkreis Barnim. Im Jahre 2009 konnte in Waldsieversdorf (Märkisch-Oderland) eine Samenplantage für Neuanpflanzungen mit zunächst zwanzig Bäumen begründet werden. Denn Fachleute verweisen auf die besseren Chancen der Elsbeere, mit den Folgen des Klimawandels fertig zu werden. So raten sie, schon heute mit Nachpflanzungen an geeigneten Stellen zu beginnen.

Andere Namen der Elsbeere waren in alter Zeit außer der schon erwähnten Ruhrbirne beispielsweise Atlasbaum, Schweizer Birnbaum oder Wilder Sperberbaum.


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Quelle:
DER RABE RALF - 21. Jahrgang, Nr. 160 - Februar/März 2011
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de

Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: 10 Euro/halbes Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. April 2011