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VÖGEL/467: Seidenschwänze, Besucher aus dem fernen Sibirien - NABU ruft zu Meldungen auf (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 27. Januar 2009 - NABU-Beobachtungstipp Januar/Februar

Seidenschwänze - Besucher aus dem fernen Sibirien

NABU ruft zu Meldungen auf


Düsseldorf - Wer in diesen Tagen einen hohen, fein zwitschernden Vogelruf vernimmt, den selbst versierte Vogelfreunde selten zu hören bekommen, sollte sich genau umschauen. Seidenschwänze sind wieder zu Gast. Aus den Weiten der russischen Taiga haben sie in Scharen den langen Weg nach Süddeutschland gefunden und auch aus Nordrhein-Westfalen wurden einzelne Meldungen bekannt. "Der Seidenschwanz gehört eher zu den unregelmäßigen Wintergästen unserer Region, aber beinahe jährlich erscheinen einzelne Vögel oder kleine Trupps auch in NRW", sagt Bernd Jellinghaus, Sprecher des Landesfachausschusses für Ornithologie und Vogelschutz des NABU NRW. "Invasionen" wie jetzt in Süddeutschland, bei denen mancherorts Scharen mit mehreren Hundert Vögeln beo-bachtet werden, gäbe es allerdings selten.

Der Seidenschwanz gehört zu den sogenannten Invasionsvögeln, für die schwer vorhersagbare Massenabwanderungen aus den Brutgebieten charakteristisch sind. "Die Ursache solcher Massenwanderungen sind noch nicht vollständig geklärt, ein Auslöser ist sicherlich extremer Frost und Schneefall, der die im Winter herrschende Nahrungsknappheit derart verschärft, dass sich die Vögel in Scharen auf den Weg machen, um neue Nahrungsquellen zu finden", erklärt Jellinghaus. Hier angekommen, machten sich die auffälligen Vögel dann als Fruchtfresser in Parks und Gärten über alle erreichbaren Beeren her. Dabei träten sie häufig in Trupps bis zu 10 Tieren auf.

Invasionen sind von vielen Vogelarten bekannt und zeigen eine besondere Facette des Vogelzugs. Es gibt verschiedene Wanderstrategien von Zugvögeln, so ziehen Weitstreckenzieher wie die Rauchschwalbe alljährlich in wärmere Regionen außerhalb Europas, um dort zu überwintern. Mittel- und Kurzstreckenzieher wandern z. B. in den Mittelmeerraum, während Standvögel ortstreu sind. "Gefiederte Invasoren, wie Bergfinken, Tannenhäher oder Seidenschwänze, passen in keines dieser Schemata, Wanderungen über Distanzen von mehr als 5000 km sind für sie aber auch bekannt", so der NABU-Vogelexperte. Diese Schwärme kehrten oft nicht in ihre eigentlichen Brutgebiete zurück, sondern zögen im nächsten Jahr in Ausweichquartiere.

Seidenschwänze seien etwa starengroß, mit einer großen, spitz zulaufenden Haube und einem kurzen Schwanz. Die Oberseite des Gefieders sei rötlichbraun, an der Unterseite ist es eher beigebraun. "Diese auffälligen Vögel besitzen eine weiche und seidige Federstruktur, daher der Name. Besonders zierende Merkmale sind die gelbe Schwanzbinde, die gelb weißen Farbtupfer an den Flügelspitzen und die leuchtend roten Hornplättchen der inneren Armschwingen," sagt Jellinghaus. Der exotisch anmutende Singvogel sei ursprünglich in den nördlichen Waldgebieten, der Taiga Eurasiens, beheimatet. Ihre fremdartige Erscheinung und ihr hoher, schriller "sirrr-"Gesang machten sie zu einem beliebten Beobachtungsobjekt bei Ornithologen.

Sichtungen des Seidenschwanzes können unter info@nabu-nrw.de gemeldet werden.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 03/09, 27. Januar 2009
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
E-Mail: Info@NABU-NRW.de
Internet: www.NABU-NRW.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Januar 2009