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VÖGEL/512: Entenküken in der Stadt vor Absturz aus luftiger Höhe retten (NABU RP)


NABU Landesverband Rheinland-Pfalz - 29. Mai 2009

Entenküken vor Absturz retten

Enten in Not: Zunehmend Bruten in luftiger Höhe / Küken zur Not umsetzen / Mutter findet Nachwuchs wieder


Die Anpassung der Enten an den städtischen Lebensraum beschert dem NABU Anrufe besorgter Tierfreunde. Zunehmend brüten Stockenten auf Garagendächern, Dachgärten und sogar Balkonen. Nach dem Schlüpfen stehen die flauschigen Küken jetzt vor einem lebensgefährlichen Problem: Wie gelangen sie unbeschadet vom hoch gelegenen Nistplatz zum nächsten Gewässer?

"Die Meldungen solch ungewöhnlicher Brutplätze häufen sich", stellt NABU-Naturschutzreferent Olaf Strub fest, "anscheinend suchen die Enten verstärkt nach störungsfreien Nistplätzen in luftiger Höhe. Hier sind sie vor Feinden sicher." Vereinzelt gab es schon immer Bruten auf Bäumen und in Felshöhlen, so der NABU. Der Name "Stockente" geht nämlich auf die Brut in Kopfbäumen, die "auf den Stock" gesetzt werden, zurück.

Normalerweise findet man Entennester jedoch bodennah im Schilf oder Gebüsch versteckt. Dort brüten die gut getarnten Entenweibchen ihre etwa zehn Eier genau vier Wochen lang aus und schon wenige Stunden nach dem Schlüpfen folgen die braun-gelben Küken fiepsend ihrer Mutter zum nächsten Teich. Die Alleinerziehende bringt den Kleinen dann noch zwei Monate die wichtigsten Dinge bei, bis die Familie sich auflöst.

Manch ein Balkon- oder Garagenbesitzer hat es zunächst gar nicht bemerkt, dass Enten bei ihm brüten. Wenn nun die Eier aufbrechen und ängstliche Federknäule umherirren, weiß manch einer keinen Rat. "Den leichten und flauschigen Küken passiert in der Regel nichts, wenn sie von einem Garagendach ins Gras springen", beruhigt Olaf Strub, "bei einem Balkon oder einer Dachterrasse in mehreren Metern Höhe wird es allerdings gefährlich." In solch einem Fall empfiehlt der NABU, die Tiere sofort einzufangen und in einem Karton nach unten zu tragen. Da Vögel keinen ausgeprägten Geruchssinn haben, könne man die Küken dazu auch vorsichtig anfassen, rät der Naturschützer. "Man muss jedoch aufpassen, dass die Kleinen sich nicht in Panik vom Balkon stürzen. Zum Einfangen sind übrigens große Teichkescher gut geeignet."

Den offenen Karton stellt man möglichst direkt unter dem Brutplatz an einer geschützten Stelle auf die Erde. Die laut rufenden Jungen locken die Mutter meist innerhalb weniger Stunden an. In dieser Zeit sollte man sich sehr zurück halten und sich dem Karton nicht wieder nähern. "Die Mutterente sitzt oft versteckt in der Nähe und beobachtet argwöhnisch das Geschehen. Wer zu neugierig ist, verschreckt sie womöglich", warnt Biologe Strub, "den Küken macht es nichts aus, wenn sie ein paar Stunden ohne Nahrung bleiben. Am besten man legt eine Handvoll feiner Vogelmiere mit in den Karton."


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Quelle:
Pressemitteilung, 29.05.2009
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V.
NABU Rheinland-Pfalz - Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Mai 2009