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VÖGEL/544: Was Ehrenamt bewegen kann - Einsatz für die Wiesenweihe (Der Falke)


Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 11/2009

Was Ehrenamt bewegen kann: Einsatz für die Wiesenweihe

Von Claudia Pürckhauer, Edgar Hoh, Herbert Klein, Ralf M. Krüger, Otmar Leuchs und Gudrun Pauldrach


Die Wiesenweihe gehört zu den stark gefährdeten Greifvogelarten Deutschlands. Anfang der 80er Jahre gab es in Bayern nur noch wenige Brutpaare, das Aussterben der Art in diesem Bundesland wurde befürchtet. Niemand hätte es damals für möglich gehalten, dass sich 25 Jahre später im Nordwesten Bayerns mit über 130 Brutpaaren das erfolgreichste und zahlenmäßig stärkste Vorkommen Mitteleuropas befinden würde. Claudia Pürckhauer, LBV-Koordinatorin des bayerischen Wiesenweihen-Schutzprogramms, erklärt, wie es dazu kam.


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Im atemberaubenden Sturzflug schießt das graue Wiesenweihen-Männchen vom Himmel herunter. Vom Ackerrand steigt das Weibchen auf. Gemeinsam schrauben sie sich unter Keckern und Fiepen in die Höhe. Die Feldlerchen singen. An diesem schönen Vormittag im Mai stehen zwei unauffällige Herren mit Ferngläsern an einem Acker in der Umgebung von Würzburg im Nordwesten Bayerns. "Schau, da drüben, zwischen der 2. und 3. Fahrgasse, dort muss das Nest sein!" Ralf M. Krüger und Edgar Hoh, ehrenamtliche Wiesenweihenschützer, sind hervorragende Kenner dieser Art. Sie zeigen begeistert auf ein dichtes Getreidefeld. Zusammen mit Herbert Klein, Otmar Leuchs und Gudrun Pauldrach bilden sie die Phalanx der ehrenamtlichen Wiesenweihenschützer des Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV). "In den letzten Tagen hat das Weibchen an dieser Stelle schon öfter Halme eingetragen. Ich habe das Nest schon eingepeilt. Ein Ei liegt bestimmt auch schon drin, der dicke Eierbauch des Weibchens ist heute verschwunden."

Landwirt Walter Pietrus kommt auf seinem Traktor vorbei und winkt ihnen freundlich zu. "Na, hab ich dieses Jahr wieder eine drin?" ruft er. In den vergangenen Jahren brüteten schon mehrmals Wiesenweihen in seinen Getreidefeldern. Daher wundert er sich schon nicht mehr, dort draußen auf die beiden Herren zu treffen, die stundenlang vom Auto aus einen ganz gewöhnlichen Getreideacker beobachten.

Die Wiesenweihe ist in den fränkischen Landkreisen Würzburg, Kitzingen und Neustadt-Aisch inzwischen keine Rarität mehr, sondern brütet hier Jahr für Jahr in großer Zahl und mit hohem Bruterfolg. Wodurch kam es zu diesem außergewöhnlichen Artenschutzerfolg? Warum gerade in Mainfranken im äußersten Nordwesten Bayerns? Wie wurde der Wiesenweihenschutz mit den Interessen der Landwirte in Einklang gebracht? Kann diese Entwicklung in anderen Regionen Deutschlands wiederholt werden? Zur Beantwortung all dieser Fragen muss man erst einmal zurückblicken.



Zunächst europaweite Bestandsrückgänge

Ab Mitte des 20. Jahrhunderts ging der Bestand der Wiesenweihe in vielen Gebieten Europas stark zurück. In den Niederlanden ist der Rückgang besonders gut dokumentiert. Anfang des 20. Jahrhunderts brüteten dort weit über 500 Paare - heute nur noch 25 bis 48. Auch in Nord- und Ostdeutschland gab es in den vergangenen Jahrzehnten erschreckende Bestandseinbrüche.

Heute leben in Frankreich und Spanien noch die meisten Wiesenweihen Westeuropas. Aber gerade in Frankreich wird derzeit das Verschwinden dieser schönen Greifvogelart aus vielen Regionen belegt. In Deutschland gibt es hingegen in den letzten 15 Jahren in vielen Bundesländern positive Bestandestrends, aber nirgendwo werden ein so steiler Anstieg und eine so hohe Brutpaarzahl wie in Mainfranken erreicht. In Deutschland lag der Brutbestand im Jahr 2008 bei insgesamt ca. 400 Paaren!

In Bayern brütete die Wiesenweihe früher in feuchten Niederungen, Mooren und auf selten gemähten feuchten Streuwiesen. Dichte Seggenriede und üppige Feuchtwiesen boten dem Nest Schutz.

Mit der zunehmenden Intensivierung der Landwirtschaft seit Mitte des 20. Jahrhunderts wurden diese Flächen jedoch immer stärker genutzt. Sie wurden trockengelegt, in Äcker umgewandelt oder häufiger gemäht. In der Folge nahmen auch die Bestände der Wiesenweihe ab. Es war zu befürchten, dass dieser elegante Greifvogel in Bayern ausstirbt.



Getreidefelder als Ersatzlebensraum

Ab Anfang der 1990er Jahre setzte in Bayern eine neue Entwicklung ein: Die Wiesenweihen begannen nun zunehmend in Getreidefeldern zu brüten. Auch früher gab es in Bayern immer wieder einzelne Bruten im Getreide. Jetzt wurden Getreideäcker jedoch zum bevorzugten Brutplatz, die Zahl brütender Paare in Bayern stieg allmählich wieder. Heute brüten die bayerischen Wiesenweihen zu über 90 % im Getreide und nur noch sehr selten in ihrem ursprünglichen Lebensraumtyp.

Diese Änderung des bevorzugten Lebensraumes vollzog sich aber nicht nur in Bayern, sondern in ganz West- und Mitteleuropa. Bereits im frühen 20. Jahrhundert gab es Berichte von der spanischen Halbinsel, dass Wiesenweihen zunehmend in landwirtschaftlich genutzten Flächen vorkamen. In Frankreich wurde die Habitatänderung in den 1950er/60er Jahren besonders deutlich, als sich die Intensivierung der Landwirtschaft verstärkte. In Niedersachsen und Schleswig-Holstein ist die Zunahme des Anteils der Ackerbrüter von den 1970er Jahren bis heute festzustellen. Diese Entwicklung begann in den 1990er Jahren auch in den Niederlanden.

Heute ziehen gerade die fruchtbarsten Ackerbaugebiete Bayerns die Wiesenweihen wie ein Magnet an. Hier ist die Wintergerste zu Beginn der Brutsaison, also Anfang Mai, schon gut entwickelt. Die Gerste steht dann hoch und dicht, genau richtig, um genug Deckung für ein Nest zu bieten. Der Ochsenfurter Gau und die umgebenden Gäulandschaften in Mainfranken beherbergen heute das wichtigste Vorkommen Mitteleuropas. Diese Region gilt im Vergleich zum restlichen Bayern als ausgesprochenes "Trockengebiet", befindet sie sich doch im Regenschatten der angrenzenden Mittelgebirge Rhön und Spessart.

In der ausgeräumten Agrarlandschaft Mainfrankens ist der Bestand bis zum Jahr 2009 auf über 130 Brutpaare angewachsen. Daneben gibt es in Bayern noch zwei andere langjährig besetzte Brutgebiete. Beide befinden sich ebenfalls in intensiv genutzten Ackerbauregionen, das eine Vorkommen liegt im Nördlinger Ries und das andere im Gäuboden bei Straubing. In beiden Gebieten schwankt der Brutbestand jährlich um die zehn Paare.



Wiesenweihenschutz in Mainfranken

Im Jahr 1994 wurden in Mainfranken die ersten einer von nun an nicht mehr abreißenden Reihe von Wiesenweihenbruten im Getreide entdeckt. Die kleine Gruppe engagierter Wiesenweihenschützer arbeitete von Anfang an eng mit den Landwirten zusammen. In langen, persönlichen Gesprächen überzeugten sie die Bauern die Nester von der Ernte zu verschonen. "Ohne die Landwirte geht gar nichts" betont Herbert Klein immer wieder.



Startschuss Artenhilfsprogramm

Im Jahr 1999 rief schließlich das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) das "Artenhilfsprogramm Wiesenweihe" ins Leben. Damit war die Finanzierung einer hauptamtlichen Koordination des Schutzprogramms möglich geworden. Darüberhinaus sorgte von nun an die Staatliche Vogelschutzwarte des LfU für die laufende fachliche Begleitung des Programms. Anders als andere Artenhilfsprogramme baute dieses Projekt bereits auf einem Artenschutzerfolg auf. Im Jahr 2005 übernahm der LBV die Trägerschaft für das Artenhilfsprogramm.

Die eingangs erwähnte, kleine Gruppe ehrenamtlicher Wiesenweihenschützer verbringt jedes Jahr Hunderte von Stunden für den Schutz dieser grazilen Vögel im Gelände. Ohne ihr unglaubliches Engagement hätte sich der mainfränkische Wiesenweihenbestand niemals so gut entwickeln können. Hohes Fachwissen, langjährige Erfahrung und vor allem viel Geduld ist ihr Handwerkszeug, um die Nester zu finden und zu schützen. Im letzten Jahr bekamen sie daher den Bruno H. Schubert-Preis verliehen. Darüber hinaus engagiert sich eine wachsende Anzahl weiterer ehrenamtlicher Vogelschützer alljährlich für die Wiesenweihe. Ihnen allen gebührt großer Dank!



Augen auf in ausgeräumten Agrarlandschaften!

Durch den Wechsel des bevorzugten Bruthabitats besiedeln Wiesenweihen heute in Deutschland Gebiete mit sehr geringer Vogelkundler-Dichte. Die eintönige, ausgeräumte Agrarlandschaft hat für den interessierten Vogelbeobachter auf den ersten Blick wenig zu bieten. Daher können Wiesenweihenvorkommen leicht übersehen werden. So ist es umso wichtiger, jede Brutzeitbeobachtung einer Wiesenweihe sofort an die örtlichen Naturschutzverbände oder -behörden zu melden! Denn dann kann der mögliche Brutplatz gesichert werden. Schutzaktivitäten dürfen natürlich nicht ohne Absprache mit den Naturschutzbehörden und dem Bewirtschafter der betroffenen Fläche erfolgen.



Erfahrungen aus Mainfranken

Eine Grundregel wird in Mainfranken selbstverständlich immer beachtet: man sollte auf keinen Fall unnötig ein Wiesenweihennest aufsuchen, denn man legt immer eine Duftspur zum Nest. Findet z. B. ein Fuchs diese Spur, ist das Nest verloren. Die Erfahrungen in Mainfranken haben gezeigt, dass ein Punkt ganz entscheidend für den Erfolg der Schutzbemühungen ist: Man muss möglichst früh möglichst viele Nester finden. Denn schon im Mai werden die ersten Brutflächen gemäht, z. B. bei Bruten in Luzerne, in Wiesen oder in Biogas-Getreide, das bereits im grünen Zustand geerntet wird. Außerdem kann sich das Getreide schon früh im Jahr nach heftigen Gewitterregen wie ein dicker Teppich über den Horst legen. Dann ist der Horst verdeckt, und das Weibchen gibt das Nest auf. Um einer solchen Lagerbildung des Getreides vorzubeugen, werden die Ähren rund um das Nest im Umkreis von ca. 10 bis 20 cm abgeschnitten. Bei der besonders lageranfälligen Wintergerste wird manchmal zur Sicherheit noch ein Stützgestell am Horst angebracht.

Zu Beginn und während der laufenden Brutsaison fahren die Vogelschützer großräumig die Feldwege der möglichen Brutgebiete ab. Überall dort, wo sie Wiesenweihenpaare oder einzelne sitzende Altvögel sehen, wird vermutlich auch ein Brutplatz sein. Sobald das Weibchen anfängt zu brüten, sind die Vögel plötzlich sehr unauffällig. Sie sind wie vom Erdboden verschluckt. Verborgen im dichten Getreide sitzt das Weibchen den ganzen Tag auf den Eiern. Die Wiesenweihenschützer warten jetzt geduldig im Auto in ausreichender Entfernung zum möglichen Brutplatz. So fühlen sich die Wiesenweihen unbeobachtet. Das Männchen ist jetzt meist nur kurz und nur wenige Male am Tag am Brutplatz zu sehen. Im Abstand von vier bis fünf Stunden taucht es mit Beute auf. Das Weibchen übernimmt die Beute elegant in der Luft, frisst sie am Feldrand, und fliegt schließlich mit einigen Halmen wieder zum Horst. Dies ist der entscheidende Moment um den Horststandort zu bestimmen.


Landwirte und Vogelschützer ziehen an einem Strang

Sobald ein Nest gefunden ist, wird der Bewirtschafter des Ackers ausfindig gemacht und Kontakt aufgenommen. Oft wissen die Landwirte gar nichts vom heimlichen Brutvogel auf ihrem Acker. Der größte Teil der Bruten schafft es in Bayern nicht, vor der Ernte auszufliegen. Im Laufe der letzten Jahrzehnte verschoben sich die Erntetermine immer weiter nach vorne. Der Anteil der erfolgreichen Paare, die Nestschutz benötigen, liegt in Mainfranken meist zwischen 70 und 80 %. In Mainfranken brüten die Wiesenweihen bevorzugt in Wintergerste, legen ihr Nest aber auch in Winterweizen, Triticale oder Roggen an. Selten treten Bruten in Luzerne, Raps oder Feuchtwiesen auf.

Zeichnet sich ab, dass die Jungvögel bis zur Ernte des Getreides noch nicht flügge sein werden, wird kurz vor der Ernte eine Restfläche von 50 x 50 Metern um den Horst markiert. Diese Restfläche lässt der Landwirt bei der Ernte stehen und bekommt den entgangenen Ertrag und seinen Mehraufwand von den bayerischen Behörden erstattet. Meist sind die Jungvögel zwei Wochen später bereits ausgeflogen und der Landwirt kann die Restfläche dreschen.

Elektrozäune gegen Fressfeinde kommen in Mainfranken nur in Ausnahmefällen zum Einsatz, denn dieser Aufwand wäre bei der hohen Zahl von Brutpaaren nicht mehr zu meistern. Außerdem sind die Restflächen mit 50 x 50 Metern im Vergleich zu anderen Regionen in Europa recht groß. Dadurch vermindert sich das Risiko, dass die Brut Nesträubern zum Opfer fällt. Dennoch werden natürlich auch in Bayern regelmäßig Bruten ausgeräubert. Die auffallend hohe Fortpflanzungsrate in Mainfranken spricht aber sehr für die hier eingesetzte Methode.

Den guten Nährboden für die hervorragende Entwicklung des bayerischen Wiesenweihenbestandes bildet die enge Zusammenarbeit von Vogelschützern, Landwirten und Behörden. Im Jahr 2006 entstand in der intensiv genutzten Agrarlandschaft Mainfrankens ein EU-Vogelschutzgebiet mit einer Größe von 22000 ha für den Schutz der Wiesenweihe. Unterstützt von den Behörden sorgt der LBV für stetige Öffentlichkeitsarbeit, Runde Tische mit den Landwirten in den Dörfern vor Ort und frühzeitige Gespräche z. B. bei geplanten Stallneubauten im Vogelschutzgebiet.



Quellpopulation Mainfranken

Die rasante Entwicklung der Brutpaarzahlen in Mainfranken ist verblüffend. Ausgehend von zwei Paaren im Jahr 1994 ist dort der Brutbestand in nur 14 Jahren auf 131 Paare im Jahr 2008 angestiegen, 153 waren es in ganz Bayern. Während andernorts in Europa die Bestände deutlich zurückgehen, ist die mainfränkische Population zur größten und erfolgreichsten Teilpopulation der Wiesenweihe in Mitteleuropa geworden. Nirgendwo sonst gibt es in Mitteleuropa so viele Paare in einem so eng begrenzten Gebiet und mit einem so hohen Bruterfolg. Fachleute aus ganz Europa staunen über die ungewöhnlich hohen Fortpflanzungsraten der mainfränkischen Wiesenweihen. Im langjährigen Durchschnitt fliegen hier 2,3 Jungvögel pro Brutpaar aus. Einige dieser Jungvögel siedeln sich in anderen Gebieten Bayerns und Europas an, sodass man heute von einer "Quellpopulation" sprechen kann - junge mainfränkische Wiesenweihen sorgen für Nachschub in anderen Brutgebieten. Der Brutbestand dehnt sich jedes Jahr weiter aus, auch über die Grenzen des Freistaats hinweg. Baden-Württemberg und Thüringen freuen sich bereits über die ersten Wiesenweihenpaare.

Allerdings steigt der Bestand nicht immer gleichmäßig an. Der deutliche Einbruch der Brutpaarzahlen im Jahr 2006 zum Beispiel, ist auf den Mangel an Feldmäusen in diesem Jahr zurückzuführen. Feldmäuse bilden neben Kleinvögeln die wichtigste Nahrungsgrundlage der mainfränkischen Wiesenweihen.

Eine Entwicklung, wie sie sich in Mainfranken vollzogen hat, ist durchaus auch in anderen Regionen Deutschlands vorstellbar. Einige Faktoren haben jedoch diese Entwicklung erheblich begünstigt. Dazu zählen u. a. das trocken-warme Klima, das gute Nahrungsangebot und natürlich die allzeit einsatzbereiten Vogelschützer vor Ort.

Die Brutgebiete der Wiesenweihe in Europa sind sehr klein und auffallend zersplittert. Wiesenweihen sind sehr mobile Vögel. Sie siedeln sich gerne dort an, wo schon andere Wiesenweihen sind. Da die Vogelschützer um Ralf M. Krüger, Edgar Hoh und Otmar Leuchs herausbekommen wollten, wo die in Mainfranken geschlüpften Jungvögel ihre späteren Lebensjahre verbringen, begannen sie ein Flügelmarkierungsprogramm. Die ersten Ergebnisse sind erstaunlich: Immer wieder gelingt es mainfränkischen Wiesenweihen, sich in weiter Ferne anzusiedeln, z. B. in Frankreich. Auch andernorts in Bayern und Deutschland tauchen "Mainfranken" auf. Umgekehrt kann man vermuten, dass ein erheblicher Teil der Wiesenweihen, die in Bayern brüten, aus anderen Regionen stammt. Die Wiesenweihenvorkommen Europas stehen wahrscheinlich in enger Verknüpfung. Daher ist die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus Frankreich, Holland, Spanien, Polen usw. ein wichtiger Bestandteil der Schutzarbeit.



Ausblick

Die Wiesenweihen nutzen die intensiv genutzte Agrarlandschaft Mainfrankens nicht nur zur Brut, sie jagen auch dort. Den höchsten Jagdertrag haben sie an Wegrändern und unbefestigten Feldwegen sowie auf den wenigen dort vorkommenden Luzerne- und Grünlandflächen. Gerade diese Flächen sind jedoch durch eine weitere Intensivierung der Landwirtschaft gefährdet. Zusammen mit dem zunehmenden Anbau nachwachsender Rohstoffe und dem Verlust landwirtschaftlicher Flächen durch den Bau ausgedehnter Photovoltaikanlagen kann sich die Eignung des Lebensraumes für die Wiesenweihen rasch verschlechtern. Daher ist in Mainfranken ein Brut- und Nahrungsflächenmanagement in Planung, in welchem Landwirte für freiwillige Maßnahmen gewonnen werden sollen. Vogelschutz und Nutzungsinteressen der Landwirte müssen kein Widerspruch sein. Das Beispiel der bayerischen Wiesenweihen zeigt, dass gezielte Schutzmaßnahmen auch in der Agrarlandschaft zu beachtlichen Erfolgen führen können.


Dipl. Biol. Claudia Pürckhauer ist Mitarbeiterin des LBV-Referats Artenschutz und begeisterte Vogelbeobachterin. Seit 2003 koordiniert sie unter anderem das Artenhilfsprogramm Wiesenweihe in Bayern.


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Weitere Informationen: www.lbv.de/wiesenweihe

Literatur zum Thema:

Bauer, K. 2008: Rieser Wiesenweihen (2008). Bericht über die Wiesenweihenbruten 2008 im Nördlinger Ries. Unveröff. Bericht.

Belting, C. & R. M. Krüger (2002): Populationsentwicklung und Schutzstrategien für die Wiesenweihe Circus pygargus in Bayern, Ornithol. Anz. 41: 87-92.

Hauska, G. (2009): Wiesenweihenbruten in Ostbayern - eine persönliche Sicht. Acta Albertina Ratisponensis 55: 5-40.

Kracher, B. (2008): Bedeutende Jagdhabitate der Wiesenweihe (Circus pygargus) in einer mitteleuropäischen Agrarregion. Ornithol. Anz. 47: 51-65.

Ludacka, G. (2008): Zwischenbericht Wiesenweihe 2008 in
Niederbayern/Oberpfalz, 01.10.08. Unveröff. Bericht.

Pürckhauer, C. (2008): Das Artenhilfsprogramm Wiesenweihe in Bayern - Jahresbericht 2008, Unveröff. Bericht im Auftrag des Bayerischen Landesamt für Umwelt.

v. Lossow, G. (2002): Das Artenhilfsprogramm Wiesenweihe Circus pygargus in Bayern: Start zu einem europäischen Workshop. Ornithol. Anz. 41: 83-86.

Nitsche, G. & H. Plachter (1987): Atlas der Brutvögel Bayerns 1979-1983. München.

Wüst, W. (1981): Avifauna Bavariae, Bd. I. München.


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Quelle:
Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 11/2009
56. Jahrgang, November 2009, S. 419-425
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Dezember 2009