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VÖGEL/646: Winterhilfe für Eisvögel mit Ansitzwarten schaffen (NABU NI)


NABU Landesverband Niedersachsen - Hannover, 6. Dezember 2010 - Artenschutz / Eisvogel

NABU: Winterhilfe für Eisvögel mit Ansitzwarten schaffen

NABU-Projekt Eisvogelschutz: '100 Niststationen für den Eisvogel'


Hannover - Im Jahr des Eisvogels, 2009, hatte der NABU Niedersachsen ein Projekt zum Schutz der 'fliegenden Edelsteine' begonnen mit dem Ziel, 100 Niststationen zu schaffen. Im Vordergrund steht aber zunächst einmal die Sorge darüber, wie die Eisvögel den nächsten Winter überleben werden. Jetzt sind schon die meisten kleineren Gräben zugefroren, die Temperatur sinkt weiter. Viele Tiere leiden unter dem frühen Wintereinbruch. Jutta Over blickt voller Sorge aufs Thermometer. die Biologin vom NABU Niedersachsen macht sich in diesem Jahr besonders Sorgen um 'ihre' Eisvögel. Sie koordiniert das NABU-Projekt Eisvogelschutz in Niedersachsen und ruft zur Winterhilfe für Eisvögel mit Ansitzwarten auf.

Um seine Beute im Sturzflug erhaschen zu können, benötigt der geschickte Fischer Ansitzwarten, das können Äste, Wurzeln, Pfähle, Zäune, Geländer oder sogar dickere Röhrichthalme sein, die über die Wasseroberfläche ragen. An vielen Gräben in der Feldflur fehlen solche Strukturen leider vollkommen. Die Gräben wurden zudem erst vor wenigen Wochen gemäht, dabei wurden meist auch alle Gehölze entfernt. "Wer ein offenes Kleingewässer oder einen Graben auf seinem Grundstück hat, kann dem Eisvogel helfen, in dem er einen verzweigten Ast so am Ufer verankert, dass der dünnere Teil über das Wasser ragt", ruft NABU-Projektleiterin Jutta Over zur 'Winterhilfe für den Eisvogel' auf. Da ein ausgewachsener Eisvogel höchstens 45 Gramm wiegt, braucht eigentlich niemand zu befürchten, dass der Ast unter Übergewicht ins Wasser kippt. Der dickere Arm des Astes am Ufer kann dann vom Eisvogel zur Zubereitung der Beute dienen: Der Fisch wird mit kräftigem Schwung links und rechts auf den Ast geschlagen und mit dem Schnabel gedrückt, bis er sich nicht mehr bewegt. Erst dann wird die Mahlzeit so herumgedreht, dass der Vogel sie verschlucken kann. Natürlich müssen solche Sitzwarten an Gräben ab und an kontrolliert werden, um sicher zu stellen, dass der Wasserabfluss nicht behindert wird. Keinesfalls sollten Ansitzwarten aus Metall verwendet werden, da der Vogel dort sehr leicht festfriert. Das wäre dann sein sicherer Tod.

Die größten natürlichen Feinde des Eisvogels sind strenge Winter, wie wir sie in den letzten beiden Jahren erlebt haben und wie sich nun offenbar ein dritter ankündigt. Da der Eisvogel sich ausschließlich von Fischen ernährt, ist er auf offene Gewässer angewiesen. In dem ungewöhnlich frühen Wintereinbruch sieht Projektleiterin Jutta Over ein weiteres Problem: "Ab November, wenn die Altvögel sich von den Strapazen der Brutpflege erholt haben, beginnen sie normalerweise erst, sich Fettreserven für den Winter zuzulegen. Dazu hatten sie in diesem Jahr kaum Gelegenheit."

Eisvögel sind im Winter vermehrt an Gräben in Siedlungsnähe oder sogar mitten in der Stadt anzutreffen, da diese Gewässer oft erst später oder gar nicht zufrieren. Allerdings fischt der 'Königsfischer' gern ungestört - an häufig begangenen oder befahrenen Stellen würde er zu oft aufgescheucht, was unnötig Energie verbraucht. In zu offenem Gelände kann er wiederum einem Sperber oder anderem Raubvogel zum Opfer fallen.

Der Eisvogel brütet in Lehmhöhlen an natürlichen Steilufern von klaren, fischreichen Gewässern. Da diese Standorte selten geworden sind, schafft der NABU mit speziellen Niststationen Abhilfe. 24 Niststationen zwischen Norden, Hanstedt und Einbeck wurden bereits gebaut, 18 weitere sind in Arbeit. Die NABU-Gruppen vor Ort sind begeistert in das Projekt eingestiegen - nicht wenige hatten schon zuvor Eisvogelkartierungen unternommen oder Gewässerpflege betrieben.

Im Netz unter: http://niedersachsen.nabu.de/aktionen/eisvogel/


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Quelle:
Pressemitteilung, 7. Dezember 2010
Naturschutz aktuell - NABU Pressedienst
Herausgeber: NABU Niedersachsen, Alleestr. 36, 30167 Hannover
Redaktion: Ulrich Thüre (ViSdP), NABU Pressesprecher
Telefon: 05 11 / 9 11 05 - 27, Fax: 05 11 / 9 11 05 - 40
E-Mail: Info@NABU-Niedersachsen.de
Internet: www.NABU-Niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Dezember 2010