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VÖGEL/756: NABU präsentiert Ergebnisse aus der Brandgans-Forschung (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 17. November 2011

NABU präsentiert Ergebnisse aus der Brandgans-Forschung

Weniger Brandgansküken gezählt / Besenderte Tonja, Kati und Diva beenden Mauser


Berlin - Der NABU möchte herausfinden, warum die Mauserbestände der Brandgans im Wattenmeer seit dem Jahr 2000 um sage und schreibe 40 Prozent abgenommen haben. Dazu wurden nun die Ergebnisse einer Zählaktion vorgestellt, die Besucher des Wattenmeers aufrief, Brandgänse zu zählen und dem NABU zu melden. Zugleich setzt der NABU auf die High Tech der Satellitentelemetrie. Mittlerweile liegen erste spannende Ergebnisse zu den drei im Sommer besenderten Tieren vor. Für die kommenden Jahre sieht der NABU allerdings noch großen Forschungsbedarf.

"Bei der Mitmachaktion ?Wo ist die Brandgans?? zählten rund 300 Teilnehmer vom 31. März bis 31. Oktober mehr als 27.000 Brandgänse am und im Wattenmeer und meldeten sie dem NABU", sagt Eric Neuling, Experte des NABU-Bundesverbandes. Im Vergleich zum Vorjahr, in dem die Aktion erstmals durchgeführt wurde, zeigten sich bereits Veränderungen: Während die durchschnittliche Zahl der gemeldeten Brandgänse insgesamt fast gleich blieb, war für Schleswig-Holstein ein deutlicher Rückgang zu bemerken. Sowohl absolute Zahlen, als auch Durchschnittswerte zeigen hier vor allem in der nördlichen Elbmündung und auf Föhr erhebliche Einbußen - trotz erhöhter Beteiligung auch auf der Urlaubsinsel Sylt. Mehr Brandgänse als 2010 wurden für die östliche Wattenmeerküste Niedersachsens vermerkt. Die meisten Beobachtungen kamen aus dem Jadebusen, der Wesermündung und dem Wangerland. Auch wurden hier, wie bereits im Vorjahr, die meisten Jungvögel gesehen.

"Der Bruterfolg der Brandgänse ist für den NABU besonders wichtig, daher muss mit Sorge beobachtet werden, dass durchschnittlich weniger Küken beobachtet wurden als 2010", erklärt Neuling. Während die Zahlen aus Ostfriesland relativ stabil blieben, gibt es Hinweise darauf, dass die schleswig-holsteinische Küste auch hier ins Abseits gerät. Einzige Lichtblicke sind die Insel Amrum und die Hallig Langeness, wo rund 200 Jungvögel gemeldet wurden. Auch im Hamburger Raum wurde diesmal gezählt, sogar im Stadtgebiet selbst wurden 50 Brandgänse gemeldet sowie einige Jungvögel aus der Wedeler Marsch.

Die drei Brandgänse, die der NABU an der Küste Schleswig-Holsteins mit solarbetriebenen Satellitensendern ausgestattet hatte, haben die Mauserzeit gut überstanden und liefern verlässlich Daten. "Die ersten Ergebnisse der Satellitentelemetrie zeigen, dass die Wanderungen der Brandgänse im Wattenmeer komplexer sind als bisher vermutet", so Hermann Hötker, der Leiter des Michael-Otto-Instituts im NABU. Die Biologin Dagmar Cimiotti verfolgt die Zugwege und Aufenthaltsorte der Tiere im Rahmen einer Doktorarbeit am Foschungs- und Technologiezentrum Westküste der Universität Kiel. "Durch die GPS-Satellitensender kann ich die Reise von Tonja, Kati und Diva vom PC aus bis auf 15 Meter genau verfolgen", erklärt Cimiotti. So zeigte sich, dass die Meldorfer Bucht nördlich der Elbmündung einen Knotenpunkt für die Tiere darstellt. Ein zentrales Aufenthaltsgebiet war auch die vom NABU betreute Vogelinsel Trischen. "Wir sind gespannt, ob sich dieses Bild durch weitere besenderte Tiere im kommenden Jahr bestätigt", so Hötker. Denn als Hauptmausergebiet gelte eigentlich die Elbmündung, wo sich in der Vergangenheit bis zu 220.000 Vögel versammelt haben. Daneben konnten viele spannende Geschehnisse beobachtet werden. Brandgansdame "Diva" etwa flog nach Abschluss der Brutzeit für eine kurze Stippvisite zur Elbmündung und wieder zurück an die Eider. Erst danach begann ihre eigentliche Wanderung. "Bei ?Tonja? zeigte sich eine hohe Bindung an die Brutplätze: Nach der Mauserzeit flog sie direkt zu ihrer Lagune im Beltringharder Koog zurück. "Ohne die Sender wäre ein solches Verhalten nie entdeckt worden", sagt Cimiotti.

Die Reise der Brandgänse kann im Internet live verfolgt werden unter www.nabu.de/brandgansforschung

Detaillierte Kartendarstellungen zur Zählaktion sind zu finden unter www.nabu.de/brandgans


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Quelle:
NABU Pressedienst Nr. 147/2011, 17.11.2011
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. November 2011