Initiative Brokdorf-akut - Pressemitteilung vom 27. Juli 2017
Das AKW Brokdorf soll mit rostanfälligen Brennstäben ans Netz gehen
Aufruf zur Demonstration am Samstag,
dem 29. Juli 2017, 12 bis 13 Uhr,
vor dem Haupttor des AKW Brokdorf.
Die Dringlichkeit ergibt sich daraus, dass das AKW Brokdorf am
Wochenende mit verstärkt zu Rostbildung neigenden Brennstäben
wieder ans Netz gehen soll.
Der Betreiber PreussenElektra hat diese untauglichen
Brennelemente gekauft und will sie unbedingt zur
Gewinnsteigerung nutzen. Tüv und Atomaufsicht werden dem
zustimmen.
Befund bei der diesjährigen Revision: Bei mehr als 10% der ausgemessenen Brennstäbe mit M5-Hüllrohren wurden nach dem letzten Zyklus (bereits nach 7 Monaten Betrieb) deutlich erhöhte Rostschichtdicken entdeckt. 10 Brennstäbe waren stärker verrostet als nach der Betriebsgenehmigung erlaubt ist. PreussenElektra hat also gegen Auflagen verstoßen. Auch die "Qualitätssicherung während der Herstellung der Brennelemente" hat offenbar versagt.
Auflagen der Atomaufsicht: Als Abhilfe gegen das verstärkte Rosten soll die Leistung um ganze 5% gesenkt, die Geschwindigkeit der Leistungsänderungen halbiert, die Hüllrohre nach 8 Monaten inspiziert und die Wasserstoffkonzentration im Reaktorwasser um ca. 1% erhöht werden (um das Rosten einzuschränken). Der Reaktor darf bereits seit dem 14. Juli mit Brennelementen, welche die fehlerhaften Brennstäbe enthalten, beladen werden.
Unsere Kritik: Die Überprüfung der Rostschichtdicken erfolgte erheblich seltener als in der Betriebsgenehmigung verlangt. Die Ursachen für die dramatische Rostbildung - nämlich Verunreinigungen im Material der Hüllrohre (PreussenElektra nennt das verharmlosend "Sensitivitäten") - werden durch die Auflagen nicht behoben. Vielmehr wird an den Betriebsparametern herumgedoktort: Die Erhöhung des Wasserstoffgehalts führt zu einer verstärkten Versprödung, die ihrerseits zu Schäden an den Brennstäben führen kann.
Die Leistungsabsenkung um gerade mal 5% ist zu gering. Ob sie überhaupt den gewünschten Erfolg hat, darf bezweifelt werden; denn seit der genehmigten Leistungserhöhung des AKW Brokdorf im Jahr 2006 gab es bis zum Jahr 2011 keine Rostprobleme und: es gibt gar keine Vergleichs-Messungen der Rostschichtdicken an M5-Hüllrohren aus der Zeit VOR der Leistungserhöhung. Der Tüv hielt die damalige Leistungserhöhung übrigens für völlig unproblematisch. Verstärkte Rostbildung gab es auch schon im Jahr 1994 an 32 Brennstäben vom Hüllrohrtyp PCA-1. Die betroffenen Brennelemente wurden vernünftiger Weise ausgemustert.
Unsere Bewertung: Das Vorgehen von Betreiber, Sachverständigen und Atomaufsicht ist fahrlässig. Bei Störfällen können die verrosteten Brennstäbe, die den Uran- und Plutonium-Brennstoff sowie die radioaktiven Spaltprodukte enthalten, platzen, so dass es zu einem schweren Unfall kommen kann.
Die sicherste Lösung ist die sofortige Stilllegung des AKW Brokdorf. Das AKW Brokdorf wird (es gibt genügend erneuerbare Energie) für die Stromversorgung nicht benötigt, erzeugt aber immer weiter zusätzlichen Atommüll. Auch in Schleswig-Holstein wird jetzt nach einem Atommüllendlager gesucht.
Die Initiatoren:
Brokdorf-akut, Anti-Atomkraft Gruppe Dithmarschen
Hinweis:
Die Demonstration ist angemeldet.
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Quelle:
Initiative Brokdorf-akut
c/o Karsten Hinrichsen
veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Juli 2017
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