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BILDUNG/383: Strahlendes Klima - Filmische Spurensuche zur Herkunft von Atomstrom (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 151 - August/September 09
Die Berliner Umweltzeitung

"Uranium - is it a Country?"

Eine Spurensuche nach der Herkunft von Atomstrom


In einer Zeit, in der der Wahlkampfrummel auf Hochtouren läuft und Klimaschutz auf einmal in jedem Wahlprogramm auftaucht, ist es umso wichtiger, die Konzepte der einzelnen Parteien zu hinterfragen. Wie kann ein Thema, das viel zu lange mit verfilzten Haaren und Wollpullovern in Verbindung gebracht wurde und vor allem eins zu tun schien - nämlich die Wirtschaft bremsen - inzwischen sogar in die CDU-Propaganda passen? Ist Umweltschutz auf einmal geeignet, Profit zu erwirtschaften und also, wenn es um Wählerfang geht, auch Stimmen von Industriellen zu sichern? Aus welcher Richtung der Wind weht, zeigen Werbekampagnen wie die des Informationskreises KernEnergie. In idyllischer Umgebung werden uns, klein im Hintergrund, zwischen Windrädern und grasenden Schafen Atomkraftwerke präsentiert. Überschrift: "Klimaschützer der Woche" oder "Die ungeliebten Klimaschützer". Und darunter die Aussage: "CO2-Ausstoß: Null". Ist Klimaschutz also dann wahlkampftauglich, wenn er mit der Atomlobby Hand in Hand geht? Und wie umweltfreundlich ist Atomkraft überhaupt? Dieser Frage hat sich das Aktionsbündnis "Strahlendes Klima" gewidmet und sich auf die Suche nach der wahren CO2-Bilanz der AKWs gemacht. Dafür galt es, die "Herkunft des Atomstroms" zu erkunden.

Die Reise führt zum derzeitigen Hauptexporteur von Uran, dem atomaren Brennstoff und somit Herzstück eines AKWs nach Australien. Auf dem gesamten Kontinent gibt es erstaunlicherweise kein einziges Kernkraftwerk, dafür aber jede Menge Uranminen: manche in Betrieb, einige stillgelegt, viele in Planung. Das Filmteam heftet sich an die Fersen des strahlenden Brennstoffs. Dabei lässt sich nicht nur aufzeigen, dass es die vielgepriesene Nullbilanz bezüglich der CO2-Emission nicht gibt - eigentlich kaum eine Überraschung. Schwerwiegender erscheinen die Probleme, die der Uranabbau mit sich bringt und die teilweise sehr an die "Endlagerproblematik" hierzulande erinnern - und das in einem Land ohne Kernkraftwerke. Die stillgelegten Minen werden, ähnlich wie unsere Tagebaue, meist mit Wasser gefüllt. Diese Vorgehensweise verschärft die Grundwasserproblematik auf einem Kontinent, der zu 80 Prozent von Trockengebieten bedeckt ist, die vor allem der indigenen Bevölkerung zu schaffen machen. Die kaum gekennzeichneten oder abgesperrten Zonen mit erhöhter Strahlung bergen zusätzliche Gefahr: Dass Kinder auf Halden spielen oder in den Abraumbecken baden, kann da schon einmal vorkommen. Besonders problematisch ist die Unwissenheit vieler Bürger. Da Atomkraft in Australien kein Thema ist, fehlen eine jahrzehntelang gewachsene Anti-Atom-Bewegung und Aufklärung, wie wir sie in Deutschland und anderen europäischen Staaten kennen. So ist es möglich, dass eine starke Lobby verantwortungslos mit Landschaft, Ressourcen und der Gesundheit von Minenarbeitern und Anwohnern umgeht und umgehen kann. Der Filmtitel selbst spricht für sich: Nach der Ankunft in Sydney befragt das Filmteam Passanten, was Uran sei. Die Antwort einer jungen Frau: "Is it a country?"

Auch wenn Atomkraftwerke tatsächlich eine bessere CO2-Bilanz als Kohlekraftwerke und andere Lieblinge der Industrie haben, so ist doch gerade der verantwortungslose Umgang mit dem radioaktiven Stoff Uran immer wieder das treffendste Argument gegen Atomkraft. Denn wenn "Umweltschutz" und "Klimafreundlichkeit" so aussehen, dass Stromkonzerne in Deutschland, Frankreich und anderen Ländern Millionen erwirtschaften, während in Australien Landstriche radioaktiv verseucht sind, dann sind die Maßstäbe arg verschoben. Und nicht nur das, sondern auch die Lügen des Atomforums sind Dreistigkeiten, gegen die wir uns nur durch Eigeninformation schützen können. Die große Bedeutung derselben sollte uns allen während des Wahlkampfes bewusst sein, vor allem auch in Bezug auf die Energie- und Klimapolitik. Der Film "Uranium - is it a country?" kann dabei helfen. Denn diese Produktion besticht nicht, wie Wahl- und Werbekampagnen, durch schöne Bilder, sanften Klang und gute Retusche, sondern durch Fakten. Erhältlich ist der Film im Internet unter www.strahlendesklima.de gegen einen Unkostenbeitrag. Gerne kommen auch Referenten zu selbstorganisierten Filmvorführungen.   MHE

www.strahlendesklima.de


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Quelle:
DER RABE RALF - 20. Jahrgang, Nr. 151, August/September 09, S. 26
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.grueneliga-berlin.de/raberalf

Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: 10 Euro/halbes Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. September 2009